Ausgaben in Bayern über dem Bundesdurchschnitt
16.05.2024, 11:32 Uhr
Langsame Digitalisierung, Direktvertrieb und Nachfolgeprobleme gefährden Handel
Das Bayerische Wirtschaftsministerium hat eine neue Studie zum Einzelhandel in Bayern vorgestellt. Eine Erkenntnis: Der kleinstrukturierte Fachhandel ist vor allem durch die Nachfolgeproblematik, Direktvertrieb und digitalen Nachholbedarf gefährdet.
Die gestern vorgestellte Studie zu „Struktur- und Marktdaten im Einzelhandel“ für das Jahr 2024 wurde vom Bayerischen Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie beauftragt und von den Handelsexperten BBE Handelsberatung GmbH, IPH Gruppe und IFH Köln erstellt.
In allen in der aktuellen Studie „Struktur- und Marktdaten im Einzelhandel“ betrachteten Einzelhandelssegmenten lagen die Gesamt- und Pro-Kopf-Ausgaben in Bayern im vergangenen Jahr über dem Bundesdurchschnitt. So wurden in Bayern im Jahr 2023 insgesamt 41,2 Milliarden Euro für Nahrungs- und Genussmittel ausgegeben, was einer Pro-Kopf-Ausgabe von 3.125 Euro entspricht. Die Pro-Kopf-Ausgaben in Bayern lagen damit 126 Euro über dem Bundesdurchschnitt. Im Jahr 2023 wurden in Bayern insgesamt 7,2 Milliarden Euro für Elektronik ausgegeben, also 550 Euro pro Kopf. Damit lagen die Pro-Kopf-Ausgaben in Bayern 34 Euro über dem Bundesschnitt. Im Bereich Baumarkt wurden im vergangenen Jahr 438 Euro pro Person in Bayern ausgegeben (13 Euro mehr als im Bundesdurchschnitt), was einem Gesamtkonsum in Höhe von 5,8 Milliarden Euro ausmacht. Im Bereich Bekleidung entfielen auf das Bundesland 7,7 Milliarden Euro, also 585 Euro pro Person – das sind 39 Euro mehr als der Bundesschnitt.
Zentralen Trends ausgewählter Segmente
Die Bekleidungsbranche befindet sich auf dem Weg der Erholung – mit signifikanten Nachholeffekten in den Bereichen Feste, Feiern und Office. Der stationäre Handel ist durch veränderte Konsumgewohnheiten unter Druck geraten, dennoch zeigt sich, dass die Konsumenten auch wieder gern in Geschäften einkaufen. Für 2024 wird eine Konsolidierung der Umsätze erwartet. Dauerhafte Preisaktionen belasten dabei weiterhin den Modemarkt.
Im Jahr 2023 verzeichneten Bau- und Gartenmärkte erstmals seit vielen Jahren einen Rückgang von etwa drei Prozent, wobei der Rückgang mit fünf Prozent im Online-Handel größer war. Für das aktuelle Jahr stellt die angespannte Konsumstimmung die DIY-Branche vor große Herausforderungen, wenngleich die Themen Bauen im Bestand und Renovierung an Bedeutung gewinnen. Durch den Trend zu Fern- und Hybridarbeiten haben die Menschen mehr Interesse an Wohnraumgestaltung.
Der Markt für technische Konsumgüter und Unterhaltungselektronik durchlief 2023 eine Phase des Wandels und der Anpassung mit Wachstum in einzelnen Segmenten. Einzelhändler stehen weiter vor der Herausforderung, sich an schnell wechselnde Verbrauchertrends und neue Technologien anzupassen und digitale und physische Verkaufskanäle zu integrieren.
Sport und Outdoor wachsen, Fachhandel gefährdet
Der Sportmarkt ist in den vergangenen zwei Jahren gewachsen, Treiber waren Outdoor-Sportarten und Sportstyle.
Der kleinstrukturierte Fachhandel ist vor allem durch die Nachfolgeproblematik, den Direktvertrieb der Hersteller und den digitalen Nachholbedarf gefährdet. Für 2024 versprechen der Gesundheitstrend und eine ältere, sportlich aktivere Bevölkerung weitere Wachstumspotenziale. In Zukunft muss sich die Branche unabhängiger vom Wintersport aufstellen.
Der Schuhmarkt konnte von Nachholeffekten profitieren und verzeichnete 2023 ein Wachstum von zehn Prozent. Eine Herausforderung für den Schuhhandel ist der tiefgreifende Strukturwandel in der Branche. Immer mehr Hersteller bieten ihre Produkte über eigene Kanäle an. Zur Erhaltung der Wettbewerbsfähigkeit ist der Schuhhandel auf eine Steigerung des Einkaufserlebnisses und der Nachhaltigkeit angewiesen.
Daten dienen Verkaufsflächensteuerung in Bayern
Das Bayerische Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie beauftragt regelmäßig die Erstellung von Datengrundlagen aus dem Einzelhandel zur landesplanerischen Überprüfung von großflächigen Einzelhandelsprojekten nach dem Landesentwicklungsprogramm Bayern (LEP) und stellt der Öffentlichkeit die Struktur- und Marktdaten im Einzelhandel über seine Homepage zur Verfügung. Die Struktur- und Marktdaten stellen damit eine Grundlage für die landesplanerische Verkaufsflächensteuerung im Freistaat Bayern dar, da diese in Bayern anhand der Pro-Kopf-Verbrauchsausgaben, der Bevölkerungszahl im sortimentsspezifischen Verflechtungsbereich und festgelegter zulässiger Abschöpfungsquoten berechnet werden. Die Studie findet sich hier.