Studie des ECF 04.03.2024, 12:56 Uhr

Je besser die Radwege, desto mehr Radverkehr

Der Radfahrerverband European Cyclist’s Federation (ECF) hat Daten ausgewertet. Die Haupterkenntnis: Je besser die Radwege, desto mehr Radverkehr.
Die Grafik zeigt den Zusammenhang zwischen baulich getrennten Radwegen (horizontale X-Achse) und derne  Nutzung (vertikale Y-Achse).
(Quelle: ECF)
Ende letzten Jahres befragte die Europäische Kommission 70.000 Bürgerinnen und Bürger aus 83 Städten in der EU, wie sie ihre Lebensqualität wahrnehmen. Die sechste Ausgabe des „Berichts über die Lebensqualität in europäischen Städten“ wurde im Dezember 2023 veröffentlicht.
Unter den vielen Fragen zur Mobilität gibt es eine Frage nach dem am häufigsten genutzten Verkehrsmittel. Da die Umfrage zwei Antworten auf diese Frage ermöglicht, liefert sie keine Modal-Split-Daten im engeren Sinne. Dennoch sind die Ergebnisse relevant, um den Radverkehr in den 83 Städten zu vergleichen.
Insgesamt geben 14 Prozent der Befragten an, Radfahren als eines ihrer Hauptverkehrsmittel an. In der Umfrage, wie auch in vielen anderen Datensätzen, erwähnen Männer häufiger das Radfahren als Frauen. Die Ergebnisse zeigen große Unterschiede im Radverkehr zwischen europäischen Städten: Während in der Stadt mit den höchsten Radfahranteilen, Groningen in den Niederlanden, 46 Prozent der Befragten das Radfahren als Hauptverkehrsmittel angeben, liegt der entsprechende Wert in Rom nur bei 5 Prozent. Auch innerhalb von Ländern können die Unterschiede enorm sein: In Italien hatte die bestplatzierte Stadt Bologna einen Radverkehrsanteil von 18 Prozent, während in Belgien die Ergebnisse von 8 Prozent in Lüttich bis zu 28 Prozent in Antwerpen reichen. Außerhalb der EU zeigten nur drei ansonsten sehr unterschiedliche Städte höhere Radnutzungsanteile im Vergleich zum Durchschnitt der Umfragestädte: Oslo (Norwegen), Tirana (Albanien) und Genf (Schweiz).

Je besser die Radwege, desto mehr Radverkehr

Der ECF, auch Dachverband des ADFC, hat einen klaren Zusammenhang zwischen Sicherheit und Radverkehr festgestellt: Auf baulich vom Autoverkehr getrennten Radwegen wird viel mehr Fahrrad gefahren. Fast 60 Prozent der Varianz in den Radverkehrsniveaus zwischen den Städten können durch die Unterschiede in der Abdeckung mit separierter Radinfrastruktur erklärt werden. 
Eine weitere relevante Korrelation zeigt sich beim Überkreuzen der beiden Datensätze: Etwa 40 Prozent der Varianz zwischen den Städten in der Zufriedenheit der Bürger mit öffentlichen Räumen könnten durch das Vorhandensein von Radinfrastruktur erklärt werden, erneut ausgedrückt als Verhältnis der Länge der Radinfrastruktur zur Länge der Hauptstraßen. 

Bessere Daten nötig

In Bezug auf die Auswirkungen auf die Radverkehrspolitik ergeben sich aus der ECF-Analyse zwei Hauptpunkte:
  1. Die klare Beziehung zwischen Radinfrastruktur und Radnutzungsanteilen zeigt erneut, warum der Bau sicherer Fahrradwege in ganz Europa so wichtig ist und schnell umgesetzt werden muss.
  2. Es besteht die Notwendigkeit einer besseren und harmonisierten Datenerhebung auf europäischer Ebene, die auch in der vorgeschlagenen Erklärung angesprochen wird. Der ECF benötigt vergleichbare Datensätze zwischen Ländern, zwischen Städten und im Laufe der Zeit, um die Entwicklung des Radfahrens in Europa verfolgen zu können.



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