Fachkonferenz in Hannover 23.05.2022, 10:14 Uhr

Micromobility Expo rückte Mobilitätswende in den Mittelpunkt

Die Micromobility Expo in Hannover thematisierte am vergangenen Donnerstag die Mobilitätswende im urbanen Raum. Möglichkeiten und Herausforderungen durch Mikromobilitätsformen standen im Mittelpunkt.
Die Expertenrunde zum Thema „Mobilität der Zukunft: attraktiv, klug und gerecht“
(Quelle: Dirk Meussling )
Im Fokus der eintägigen Konferenz standen unter anderem klimagerechte Lösungen der innerstädtischen Mobilität, mehr Vielfalt und Gleichberechtigung im Straßenverkehr, das intelligente Zusammenspiel der Verkehrsarten, neue Infrastrukturmaßnahmen und frische Ideen für Mikromobile und Leichtfahrzeuge. Mehr als 1.400 Zuschauerinnen und Zuschauer verfolgten die Konferenz am Bildschirm und rund 200 Teilnehmer und Teilnehmerinnen waren vor Ort in Hannover dabei.
„Wir freuen uns über die rege Beteiligung an der Micromobility Expo und die intensiven und sehr konstruktiven Gespräche. Die deutlich formulierten Forderungen und die Fülle an vorhandenen Lösungsmöglichkeiten haben klar gezeigt, dass eine Mobilitätswende machbar ist und dass Mikromobile und Leichtfahrzeuge einen wesentlichen Beitrag dazu leisten können“, betonte Florian Eisenbach, Projektleiter der Micromobility Expo bei der Deutschen Messe.

Mut für die Mobilitätswende

Nach der Eröffnung präsentierte Katja Diehl in einer Keynote Themen und Auszüge aus ihrem Buch „Autokorrektur“. Sie forderte, dass Mobilität integrativ gedacht und geplant werden muss – die Breite und Diversität der Bevölkerung sollte sich auch in den Mobilitätsangeboten widerspiegeln. Dabei zeigte sie auch auf, wie autozentriert politische Entscheider noch agieren, obwohl das Auto in der Bevölkerung eigentlich nur Mittel zum Zweck sei: „Die meisten Menschen fahren mit dem Auto, weil sie aufgrund mangelnder Alternativen müssen, nicht, weil sie es wollen“, so Diehl. Wichtig für eine Mobilität der Zukunft ohne Auto seien fünf Aspekte: Verfügbarkeit, Sicherheit, Bezahlbarkeit, Barrierefreiheit und Klimagerechtigkeit.
Belit Onay, Oberbürgermeister der Stadt Hannover, sprach auf der Konferenz über multimodale Mobilität und die Vision einer autofreien Innenstadt: „Das Mobilitätsverhalten der Menschen ist auch eine Gewohnheitsfrage. Räume müssen anders erlebbar sein. Wir brauchen den Raum für ruhenden Pkw-Verkehr in den bestehenden Maßen nicht. Mit diesem kann man aber mehr und bessere Mobilität bieten“, so Onay. Deshalb forderte Onay eine Chancendebatte und maßgeschneiderte Konzepte, die soziale Gerechtigkeit und Teilhabe mit einbeziehen. Den Status Quo des urbanen Verkehrs, den alle Sprecherinnen und Sprecher kritisierten, brachte er auf den Punkt: „Das Auto ist eine Belastung für die Stadt und für die Menschen in der Stadt.“

Mehr Fehlertoleranz und Förderung

Prof. Dr. Marc Hansmann, Mitglied des Vorstands des Energieversorgungsunternehmens Enercity, forderte Geduld, um die richtigen Lösungen zu finden: „Fehler sollten gerade bei Energie- und Verkehrswende akzeptiert werden. Nur mit Experimentierraum können am Ende die besten Konzepte gefunden werden.“ Stephan Rammler, Wissenschaftlicher Direktor des IZT (Institut für Zukunftsstudien und Technologiebewertung) wies darauf hin, dass eine neue Mobilität viele Gespräche erfordert und Zeit kostet. „Wir müssen Diskurse führen. Eine Partizipation dauert, in einer Demokratie geht es aber nicht ohne.“
Ein weiteres Thema war die Förderung von Mikromobilitätsfahrzeugen. Markus Emmert, Vorstand des BEM (Bundesverband E-Mobilität), appellierte an den Bund, sämtliche Leichtfahrzeuge zu fördern. Es könne nicht sein, dass nur über die Förderung von Automobilen gesprochen wird, es brauche eine Förderung von L1e- bis L7e-Fahrzeugen. Laut Emmert verkenne die Politik das große Potenzial der Leichtfahrzeuge, denn „Mobilität gehört zur Grundversorgung. Jeder muss mobil sein können.“

Nächste Ausgabe geplant

Neben dem Konferenzprogramm boten rund 30 ausstellende Unternehmen und Institutionen einen Überblick über die Produkte und Lösungen, die die Mobilitätswende in der Stadt und auf dem Land sowohl im privaten als auch im betrieblichen Umfeld möglich machen sollen. Das Angebot reichte vom elektrischen Lastenrad, Mopeds im Retro-Design und Transportfahrrädern über sichere Parksysteme, vernetzte Mobilität und Ladeinfrastruktur bis zum hybriden E-Bike und wartungsarmen Lastenrädern. Die nächste Micromobility Expo soll an zwei Tagen Ende Mai oder Anfang Juni 2023 in Hannover stattfinden.


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