Umwelt und Radwege 09.08.2024, 10:38 Uhr

Studie von EY: E-Bikes in Österreich mit Wachstumschancen

Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft EY hat den europäischen Fahrradmarkt untersucht. Zwar sind Absatz und Umsatz aktuell rückläufig, die Zukunftsaussichten dennoch positiv.
EY-Gebäude in Wien
(Quelle: Shutterstock / Sodel Vladyslav)
Nach dem Höchststand im Jahr 2022 verzeichnete der europäische Fahrradmarkt 2023 einen Abschwung mit einem Umsatzrückgang um neun Prozent. Deutschland (-4 Prozent), die Niederlande (-4 Prozent) und Frankreich (-8 Prozent) zeigten dabei leichte Veränderungen zum Vorjahr, während die Umsätze bspw. in Spanien (-23 Prozent) signifikant gefallen sind. Österreich liegt mit einem Rückgang von minus 17 Prozent im unteren Mittel der untersuchten Länder.
Martin Unger, Leiter Konsumgüter und Handel bei EY Österreich und Partner bei EY-Parthenon: „Seit dem Ausbruch der Pandemie gleicht die Nachfrage nach Fahrrädern einer Achterbahnfahrt. Zunächst stieg diese massiv, was zu Rekordverkäufen und hohen Bestellungen führte. Dann kam es zu Unterbrechungen der Lieferketten und erheblichen Lieferproblemen. Nach einem beispiellosen Höhenflug im Jahr 2022 erleben wir jetzt auch am Fahrradmarkt einen konjunkturellen Gegenwind. Die Kauffreude der Konsumenten und Konsumentinnen ist deutlich getrübt, was sich auch bei Fahrrädern in einem Umsatzrückgang niederschlägt. Diese Entwicklung zeigt, dass die Branche neue Strategien entwickeln muss, um sich an die veränderten Marktbedingungen anzupassen und langfristiges Wachstum zu sichern."
Das sind die Ergebnisse einer Analyse des europäischen Fahrradmarktes der Beratungs- und Prüfungsorganisation EY. Dafür wurden sowohl die gesamteuropäischen Daten der EU27 und Großbritannien als auch die landesspezifischen Daten für Österreich, Deutschland, Frankreich, Niederlande, Italien, Spanien, Belgien und die Schweiz betrachtet.

Marktverschiebung zu E-Bikes

Hinsichtlich der beiden Fahrradvarianten E-Bike und klassische, mechanisch betriebene Fahrräder zeigen sich deutliche Unterschiede: Bei E-Bikes meldeten die Schweiz und Italien einen Rückgang im Absatz von jeweils 19 Prozent, während der Markt in Deutschland um nur fünf Prozent zurückging. Österreich lag mit einem Rückgang um elf Prozent im Mittelfeld. Nur in Spanien wuchs der Absatz von E-Bikes um zwei Prozent. Hingegen haben mechanische Fahrräder mit Ausnahme der Niederlande (-6 Prozent) landesübergreifend einen starken Rückgang verzeichnet – in Österreich um 23 Prozent. Drei Viertel des Fahrradabsatzes in Österreich entfällt auf E-Bikes, so EY Österreich.
„Es ist eine deutliche Verschiebung der Verbraucherpräferenzen hin zu technologisch fortschrittlicheren und komfortableren Mobilitätslösungen beobachtbar“, erklärt Nikolaus Köchelhuber, Partner bei EY-Parthenon und Experte für die Handel- und Konsumgüterbranche: „Der geringere Rückgang bei E-Bikes im Vergleich zu mechanischen Fahrrädern deutet darauf hin, dass das Segment der E-Bikes möglicherweise widerstandsfähiger gegenüber Marktschwankungen ist und ein höheres Wachstumspotenzial aufweist. Der Markt hat vor allem aufgrund des steigenden Umweltbewusstseins und den Entwicklungen hin zur E-Mobilität gute Prognosen – E-Bikes könnten von staatlichen Anreizen und Investitionen in die Radinfrastruktur profitieren. Immerhin beträgt das erhöhte Investitionsbudget der EU für die Fahrradinfrastruktur im Jahr 2024 4,5 Milliarden Euro – zum Vergleich: 2012 waren es noch 600.000 Euro.“

Wachstumsmarkt Leasing

Als neueres Geschäftsmodell der letzten Jahre gilt, Fahrräder auch im Leasing anzubieten. Vor allem bei Dienstfahrrädern wird dieses Modell gut angenommen. Europaweit geht man von einem Marktpotenzial von 10 Milliarden Euro bis 2028 aus. Geleast werden vor allem E-Bikes – in Deutschland beispielsweise sind 80 Prozent der geleasten Fahrräder E-Bikes.
„Der Markt für Fahrradleasing ist ein Wachstumsfeld“, beobachtet Unger. „Das Leasingmodell bietet Konsumenten und Konsumentinnen und Unternehmen finanzielle Flexibilität, indem es die anfänglichen Anschaffungskosten senkt und eine gleichmäßige Ausgabenverteilung über die Laufzeit ermöglicht. Dies erhöht die Zugänglichkeit zu hochwertigen und teureren E-Bike-Modellen.“
Köchelhuber ergänzt: „Der Fahrradsektor ist längst mehr als nur der Verkauf von Zweirädern; er ist ein umfassendes Ökosystem, das Bekleidung, Zubehör und Reparaturdienstleistungen einschließt und dessen Bedeutung für den gesamten Handel stetig wächst. Gerade beim Leasing sehen wir hohes Potenzial – derzeit wird dieser Aspekt vom Handel noch zu wenig genutzt. Wir sehen hier eine große Chance für den Einzelhandel den Sektor weiter voranzutreiben und ein nachhaltiges Wachstum zu sichern.“



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