Studie
19.11.2024, 08:29 Uhr
Ausländische Arbeitskräfte bringen Deutschland Geld
Eine neue Studie des Fraunhofer-Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO) zeigt auf, wie der Dienstleistungssektor hilft, unsere Sozialsysteme effektiv zu entlasten.
Im Vorfeld der Bundestagswahl 2025 ist Migration ein großes Reizthema. Die Themenbereiche „Flüchtlinge“ und „qualifizierte Arbeitskräftezuwanderung“ werden in der öffentlichen Debatte oft vermischt. Eine neue Studie des IAO im Auftrag der Denkfabrik Zukunft der Gastwelt (DZG) zeigt auf: Die erfolgreiche Integration von Zuwanderern in der Gastwelt (Tourismus, Hospitality, Foodservice & Freizeitwirtschaft) hat – vor allem mit Blick auf die demografische Entwicklung – spürbare positive Auswirkungen auf die Sozialsysteme und trägt damit maßgeblich zum Erhalt gesellschaftlicher Stabilität in Deutschland bei.
Die Voraussetzung dafür: Es muss schneller und einfacher als bisher möglich sein, Migranten in den hiesigen Arbeitsmarkt einzubinden. Die größten Herausforderungen liegen dabei in der Anerkennung ausländischer Qualifikationen und in bestehenden Sprachbarrieren. Hier muss die Politik deutlich mehr tun, um die Betriebe vor Ort gezielt zu unterstützen, so eine zentrale Erkenntnis der Studie, in der 750 Führungskräfte aus der Gastwelt befragt wurden.
Die Voraussetzung dafür: Es muss schneller und einfacher als bisher möglich sein, Migranten in den hiesigen Arbeitsmarkt einzubinden. Die größten Herausforderungen liegen dabei in der Anerkennung ausländischer Qualifikationen und in bestehenden Sprachbarrieren. Hier muss die Politik deutlich mehr tun, um die Betriebe vor Ort gezielt zu unterstützen, so eine zentrale Erkenntnis der Studie, in der 750 Führungskräfte aus der Gastwelt befragt wurden.
Deutschlands Attraktivität sinkt
Pro Jahr sind laut Bundesagentur für Arbeit (BA) mehr als 400.000 Einwanderer erforderlich, um den Fach- und Arbeitskräftemangel zu kompensieren und die deutsche Wirtschaft insgesamt am Laufen zu halten. Allerdings kommen derzeit zu wenige qualifizierte Migranten nach Deutschland, auch weil unser Land für viele internationale Talente aktuell nicht sehr weit oben auf der Liste steht. Im OECD-Vergleich rangiert die Bundesrepublik bei der Fachkräfte-Attraktivität 2023 „nur“ noch auf Platz 15 (2019: Platz zwölf).
Professorin Dr. Vanessa Borkmann, Leiterin des Forschungsbereichs „Stadtsystem-Gestaltung“ am IAO und Autorin der Studie, umreißt den akuten Handlungsbedarf: „Mit Jedem, den wir in eine Beschäftigung bringen, entlasten wir die Sozialsysteme und stärken unsere Volkswirtschaft. Ihr besonderes Augenmerk sollte die Politik daher auf die spezifischen Bedürfnisse der Gastwelt richten, die in Sachen Integration besonders effektiv unterwegs ist.“ DZG-Vorstandschef Dr. Marcel Klinge bringt das aktuelle Problem auf den Punkt: „Wir brauchen mehr qualifizierte Zuwanderung, um den Wohlstand in unserer immer älter werdenden Gesellschaft dauerhaft zu sichern. Aber wir wissen diesen Hebel aktuell noch nicht richtig zu nutzen. Wenn wir als Land Menschen aus dem Ausland deutlich schneller und effektiver integrieren, kosten uns Migranten keine zig Milliarden, wie in der öffentlichen Debatte oftmals pauschal unterstellt, sondern bringen unserer Volkswirtschaft zusätzliches Wachstum und dem Staat dringend benötige Steuereinnahmen.“
Professorin Dr. Vanessa Borkmann, Leiterin des Forschungsbereichs „Stadtsystem-Gestaltung“ am IAO und Autorin der Studie, umreißt den akuten Handlungsbedarf: „Mit Jedem, den wir in eine Beschäftigung bringen, entlasten wir die Sozialsysteme und stärken unsere Volkswirtschaft. Ihr besonderes Augenmerk sollte die Politik daher auf die spezifischen Bedürfnisse der Gastwelt richten, die in Sachen Integration besonders effektiv unterwegs ist.“ DZG-Vorstandschef Dr. Marcel Klinge bringt das aktuelle Problem auf den Punkt: „Wir brauchen mehr qualifizierte Zuwanderung, um den Wohlstand in unserer immer älter werdenden Gesellschaft dauerhaft zu sichern. Aber wir wissen diesen Hebel aktuell noch nicht richtig zu nutzen. Wenn wir als Land Menschen aus dem Ausland deutlich schneller und effektiver integrieren, kosten uns Migranten keine zig Milliarden, wie in der öffentlichen Debatte oftmals pauschal unterstellt, sondern bringen unserer Volkswirtschaft zusätzliches Wachstum und dem Staat dringend benötige Steuereinnahmen.“
Personallücke kostet Wertschöpfung und Steuereinnahmen
Diese Einschätzung belegen auch aktuelle Zahlen des IAO in der Studie: So haben im größten Gastwelt-Sektor, der Hospitality (Gastgewerbe), über 40 Prozent der Beschäftigten eine Einwanderungsgeschichte, in der Gesamtwirtschaft trifft das lediglich auf 15 Prozent zu. Während die Gastwelt an der direkten Beschäftigung bundesweit einen Anteil von sechs bis sieben Prozent ausmacht, arbeiten hier bereits 12 Prozent der Geflüchteten, die sich derzeit in Deutschland aufhalten. Das sind knapp 150.000 Personen, die nicht mehr auf soziale Sicherung angewiesen sind, weil sie ein eigenes Einkommen erzielen. Für die öffentliche Hand bedeute dies Einsparungen von monatlich rund 150 Millionen Euro oder rund 1,8 Milliarden Euro pro Jahr, so eine Beispielrechnung des IAO.
Doch diese Menschen reichen nicht aus, um eine Personallücke zu schließen, die sich um Zuge des demografischen Wandels stetig vergrößert und zwangsläufig die Wertschöpfung des Dienstleistungssektors und damit die Steuereinnahmen des Staates mindert. Tatsächlich fehlten dem gesamten Dienstleistungssektor aktuell zwischen 120.000 bis 145.000 Arbeitskräfte, allein in der Hospitality sind es mindestens 65.000 Mitarbeiter.
Das Fraunhofer IAO geht davon aus, dass sich der Mangel mit dem Rückzug der Babyboomer aus dem Arbeitsmarkt bis Anfang der 2030er-Jahre auf bis zu 600.000 fehlende Beschäftigen erhöhen könnte. Das bedeutet: Die Gastwelt braucht unbedingt bessere Möglichkeiten, Zuwanderer schnell und effizient einzubinden. Und sie braucht mehr Arbeitskräfte. Ein Mitarbeiter erwirtschaftet z.B. im Gastgewerbe durchschnittlich 35.000 Euro pro Jahr an Bruttowertschöpfung. Bei den 65.000 unbesetzten Stellen allein in diesem Teilsektor der Gastwelt gehen Deutschland pro Jahr rechnerisch 2,3 Milliarden Euro an zusätzlicher Wertschöpfung verloren.
Doch diese Menschen reichen nicht aus, um eine Personallücke zu schließen, die sich um Zuge des demografischen Wandels stetig vergrößert und zwangsläufig die Wertschöpfung des Dienstleistungssektors und damit die Steuereinnahmen des Staates mindert. Tatsächlich fehlten dem gesamten Dienstleistungssektor aktuell zwischen 120.000 bis 145.000 Arbeitskräfte, allein in der Hospitality sind es mindestens 65.000 Mitarbeiter.
Das Fraunhofer IAO geht davon aus, dass sich der Mangel mit dem Rückzug der Babyboomer aus dem Arbeitsmarkt bis Anfang der 2030er-Jahre auf bis zu 600.000 fehlende Beschäftigen erhöhen könnte. Das bedeutet: Die Gastwelt braucht unbedingt bessere Möglichkeiten, Zuwanderer schnell und effizient einzubinden. Und sie braucht mehr Arbeitskräfte. Ein Mitarbeiter erwirtschaftet z.B. im Gastgewerbe durchschnittlich 35.000 Euro pro Jahr an Bruttowertschöpfung. Bei den 65.000 unbesetzten Stellen allein in diesem Teilsektor der Gastwelt gehen Deutschland pro Jahr rechnerisch 2,3 Milliarden Euro an zusätzlicher Wertschöpfung verloren.