Deloitte-Umfrage 10.10.2024, 08:58 Uhr

Nachhaltigkeit: Fahrradbranche erkennt Relevanz, Strategien fehlen

Das Beratungsunternehmen Deloitte hat 50 Unternehmen der Fahrradindustrie aus dem DACH-Raum befragt, wie stark sie auf Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung setzen. Vor allem bei den Strategien gibt es Aufholbedarf.
Der Fahrradindustrie fehlen häufig noch klare Nachhaltigkeitsstrategien.
(Quelle: Shutterstock/Elnur)

Deloitte befragte hierzu 50 Unternehmen aus dem DACH-Raum, die wesentliche Teile der Fahrradindustrie abdecken. Ein Großteil sind Fahrrad- und Komponentenhersteller. Die Ergebnisse geben Einblicke in die aktuelle Umsetzung und die Prioritäten hinsichtlich ESG (Environmental Social Governance).

Die Umfrage zeigt, dass das Thema wichtig für die Branche ist. Mehr als 70 Prozent der Unternehmen bewerten die Relevanz von Nachhaltigkeit für ihr eigenes Unternehmen mit mindestens 7 von 10 Punkten. Trotzdem verfügen bisher nur 39 Prozent der Befragten über eine klar definierte Nachhaltigkeitsstrategie. Die gleiche Anzahl gibt an, einen Nachhaltigkeitsbericht zu erstellen. Mehr als ein Drittel der Unternehmen beschäftigt sich aktuell mit der Ausarbeitung einer ESG-Strategie, wohingegen 28 Prozent keine ausgearbeitet haben. Von den Firmen, die einen Nachhaltigkeitsbericht erstellen, lassen nur 32 Prozent diesen von einer unabhängigen dritten Partei prüfen.
Kim Lachmann, Director und Fahrradmarkt-Experte bei Deloitte: „Die Unternehmen haben erkannt, dass es entscheidend ist, ihre gesamte Wertschöpfungskette nachhaltiger zu gestalten, um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben. ESG-Maßnahmen werden zudem von Regulierungen, etwa dem deutschen Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz oder der Corporate Sustainability Reporting Directive der Europäischen Union, eingefordert. Doch viele Unternehmen wissen nicht, inwieweit sie von dieser Regulatorik betroffen sind. Zudem fehlen oft eine klare Strategie und ein entsprechendes Reporting, um die Wirksamkeit umgesetzter Maßnahmen zu prüfen. Diese wäre aber notwendig, um nicht gegen die Regulatorik zu verstoßen. Insgesamt besteht insbesondere im Hinblick auf Produktionsprozesse und Lieferketten noch Verbesserungspotenzial.“

Rentabilität aktuell wichtiger

Ganze 84 Prozent der befragten Unternehmen sind überzeugt, dass Kunden zunehmend nachhaltige Produkte und Unternehmen bevorzugen. Daher sind sich nahezu alle (96 Prozent) sicher, dass Investitionen in Nachhaltigkeit zum Erfolg des Unternehmens beitragen. Dennoch priorisieren 79 Prozent die Rentabilität über Nachhaltigkeit.
Die befragten Fahrradunternehmen haben bereits ESG-Maßnahmen implementiert. Im Bereich Umwelt haben 90 Prozent der Firmen Maßnahmen zum Klimaschutz umgesetzt und 87 Prozent fördern Maßnahmen zur Kreislaufwirtschaft. Im Bereich Soziales priorisieren sie faire und gute Arbeitsbedingungen für ihre Angestellten (98 Prozent) sowie die Kunden- und Konsumentenrechte (85 Prozent). In Bezug auf Unternehmensführung liegt der Schwerpunkt auf guten Beziehungen zu Lieferanten (96 Prozent) gefolgt von der Schaffung einer positiven Unternehmenskultur (94 Prozent).
„Die befragten Unternehmen setzen schon jetzt eine Reihe von ESG-Maßnahmen um. Das Thema Nachhaltigkeit wird in der Zukunft an Fahrt aufnehmen, da das Bewusstsein dafür bei den Konsumentinnen und Konsumenten gestiegen ist und in die Kaufentscheidung einfließt. Darüber hinaus werden regulatorische Anforderungen wie die CSRD schrittweise eingeführt und die Anforderungen an Unternehmen steigen. Die Fahrradbranche sollte sich also schon jetzt intensiv auch mit zukünftigen Vorgaben beschäftigen“, erläutert Maximilian Tucher, Partner und Nachhaltigkeitsexperte bei Deloitte.
Hier geht es zu den Ergebnissen der Studie.



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