Mobilitätsindex
26.04.2023, 12:41 Uhr
ADAC: Nachhaltigkeit im Verkehr nimmt langsam zu
Mobilität und Verkehr müssen nachhaltiger werden. Von 2015 bis 2021 hat es dabei zumindest nominell einen Fortschritt gegeben. Das zeigt der ADAC-Mobilitätsindex.
Politik, Industrie und Gesellschaft suchen nach einer Formel für nachhaltige Mobilität. Deshalb hat der ADAC in Zusammenarbeit mit dem Wirtschaftsforschungsunternehmen Prognos den ADAC-Mobilitätsindex entwickelt. Er macht Nachhaltigkeit in all ihren Dimensionen messbar. Die vorliegende zweite Veröffentlichung der regelmäßigen Untersuchung nimmt den Zeitraum zwischen 2015 und 2021 unter die Lupe. Er schließt also erstmals die Zeit ein, in der die Corona-Pandemie das Mobilitätsverhalten dramatisch veränderte.
Das ist der ADAC-Mobilitätsindex
Der ADAC-Mobilitätsindex macht sichtbar, ob der Verkehr in Deutschland nachhaltiger wird. Er ist eine aus vielen einzelnen Indikatoren – zum Beispiel Unfallzahlen, CO₂-Ausstoß und ÖPNV-Angebot – berechnete Zahl, die die Nachhaltigkeit von Mobilität in fünf sogenannten Bewertungsdimensionen zusammenfasst. Als Ausgangsbasis für das Jahr 2015 wurde der Wert 100 festgesetzt.
Die Entwicklung des Index für die folgenden Jahre macht auf einen Blick sichtbar, ob die Nachhaltigkeit der Mobilität in Deutschland Fortschritte macht. Eine Verbesserung der Situation zeigt sich in einem Wert, der über 100 liegt. Eine Verschlechterung äußert sich in einer Zahl unter 100.
Was nachhaltige Mobilität bedeutet
Nachhaltigkeit heißt für den ADAC, dass Mobilität unter sozialen, ökologischen und ökonomischen Gesichtspunkten zugänglich und verträglich sein soll. Daraus leiten sich die fünf Bewertungsdimensionen des ADAC-Mobilitätsindex ab: Verkehrssicherheit, Klima und Umwelt, Verfügbarkeit, Zuverlässigkeit und Bezahlbarkeit.
So hat sich die Mobilität entwickelt
Das Ergebnis in einem Satz: Die Mobilität in Deutschland ist zwischen 2015 und 2021 nachhaltiger geworden. Nachdem der Index bis 2019 nahezu stagnierte, stieg er ab 2020 sprunghaft auf den Wert 115 an. Vor allem Zuverlässigkeit, Klima und Sicherheit legten zu. Nur: Fast alle Verbesserungen waren Corona-bedingt, denn Lockdowns, Homeoffice und Reisebeschränkungen bremsten das Verkehrsgeschehen massiv ein. Mit dem Ende des verordneten Verzichts nimmt die Nachhaltigkeit bereits wieder ab: 2021 erreichte der ADAC-Mobilitätsindex nur noch den Wert 113.
Die Verkehrssicherheit macht Fortschritte
Das Unfallgeschehen ist ein Leitindikator für die Verkehrssicherheit. 2021 verzeichnete Deutschland die wenigsten Straßenverkehrstoten (2569) seit Beginn der Statistik vor mehr als 60 Jahren. Ihre Zahl lag bei 31 je eine Million Einwohnerinnen und Einwohner. Damit befindet sich Deutschland zwar in der Spitzengruppe der Staaten mit der größten Verkehrssicherheit, verfehlt aber das Niveau anderer europäischer Länder wie Großbritannien, der Schweiz, Norwegen oder Schweden.
Schweden kann in diesem Punkt als Vorbild gelten. Bereits seit den 1990er-Jahren verfolgt das Land das Ziel „Vision Zero“, also keine Verkehrstoten. So wurden unter anderem Kreuzungen in Kreisverkehre umgewandelt, Fahrstreifen in entgegengesetzten Richtungen durch Poller baulich getrennt, Strafen für Geschwindigkeitsüberschreitungen erhöht und Städte fahrradfreundlicher gestaltet. 2022 hatte Schweden mit 21 Verkehrstoten pro einer Million Einwohnerinnen und Einwohner die niedrigste Quote in Europa. Hierzulande war sie auf 34 gestiegen.
Der ADAC empfiehlt ferner:
- Die Unfallprävention ist zu verstärken, zum Beispiel durch Aufklärung über Fahrradhelme
- Inner- und außerorts sollten eigenständige Radwege weiter ausgebaut werden, um Konflikte mit Fußgängern und Fußgängerinnen und Autofahrenden zu reduzieren
- Der Ausbau der Radinfrastruktur sollte inner- und außerorts fortgesetzt werden
- Car-, Bike- und Ridesharing sollten auch außerhalb urbaner Zentren für Verbraucherinnen und Verbraucher verfügbar sein
Dazu ADAC Verkehrspräsident Gerhard Hillebrand: „Seit der Pandemie nimmt die Mobilität wieder zu – und die Nachhaltigkeit des Verkehrssystems sinkt. Jeder und jede Einzelne kann zu einer nachhaltigen Mobilität beitragen: kurze Wege zu Fuß oder per Rad zurücklegen, Fahrgemeinschaften bilden, das Auto sparsamer fahren, auf Elektro umsteigen, häufiger mit der Bahn reisen, das Deutschlandticket abonnieren. Nicht alles passt für alle. Doch wenn jeder und jede Jahr für Jahr sieben Prozent weniger CO2 für Mobilität benötigt, schaffen wir das Klimaziel 2030 im Verkehr.“