Nach niederländischem Vorbild
09.09.2021, 10:14 Uhr
ADFC plant Münchener Gefahrenkreuzung zu Musterbeispiel für Sicherheit um
Im Rahmen des 1. Münchner Mobilitätskongresses zeigt der ADFC sicheres Kreuzungsdesign. Dafür haben niederländische Experten auf dem Papier die Gefahrenstellen einer Münchener Kreuzung korrigiert.
Dieser Vorschlag setzt den zentralen Fokus auf Sicherheit für Radfahrende und Zu-Fuß-Gehende. Zusätzliche Flächen (gelb) schützen sie optimal und senken zudem die Geschwindigkeit der KFZ beim Abbiegevorgang. Die Anzahl der Kfz-Spuren wird dafür reduziert. Dieses Design von Goudappel B.V. baut auf internationalen Best-Practices auf. Der Fuß- und Radverkehr kann an allen Seiten der Kreuzung die Straße queren. Die Furten sind farblich deutlich markiert.
(Quelle: ADFC München)
Diskutiert wird die mehrspurige, vierarmige Kreuzung Ludwigstraße/Oskar-von-Miller-Ring/Von-der-Tann-Straße. Hier hat es bereits schwere Unfälle gegeben, erst kürzlich geriet ein Fußgänger unter einen Bus und starb an seinen schweren Verletzungen. Hier soll künftig der Altstadtradelring in den Radschnellweg nach Garching/Schleißheim münden. Deshalb plant die Landeshauptstadt München diese Kreuzung derzeit um. Gegen die erste Umplanung hat der Radentscheid München protestiert – auch weil die Umbaupläne zum Teil Radwegbreiten von weiterhin nur 1,60 Meter vorsahen und die Leistungsfähigkeit der Kreuzung für den KFZ-Verkehr als Grundlage genommen wurde. Daraufhin hat die Stadtverwaltung eine überarbeitete Planung vorgelegt, die dem Rad- und Fußverkehr zwar etwas mehr Platz einräumt, die aber weiterhin Sicherheitslücken für schwächere Verkehrsteilnehmer und -teilnehmerinnen aufweist.
Sicheres Kreuzungsdesign – von den Besten lernen
Das niederländische Planungsbüro Goudappel hat im Auftrag des ADFC die Pläne der Stadt angeschaut und eine für alle sichere Kreuzungsplanung entworfen. Die beiden Entwürfe bauen auf internationalen Best-Practice-Beispielen auf und gewähren Rad- und Fußverkehr zusätzliche Sicherheitsbereiche als Schutz vor Abbiegeunfällen.
Gute Sichtbeziehungen sind Grundvoraussetzung für sichere Kreuzungen
Petra Husemann-Roew, Landesgeschäftsführerin ADFC Bayern, sagt: „Die meisten schweren bis tödlichen Unfälle passieren im Kreuzungsbereich, zum Beispiel die gefürchteten Rechtsabbiegeunfälle. Problematisch ist auch das Parken in diesem Bereich. Um hier gezielt Unfälle zu vermeiden, sollten fast alle Kreuzungen deutlich sicherer geplant und gestaltet werden.“ Grundvoraussetzung für eine sichere Kreuzung sei, dass sich alle Verkehrsteilnehmerinnen und -teilnehmer sehen können. Um gefährliches Parken zu verhindern, kann der Kreuzungsbereich zum Beispiel durch eine vorgezogene Bordsteinkante und gegebenenfalls Poller freigehalten werden. „Gute Kreuzungen sind intuitiv verständlich und fehlerverzeihend, das heißt das Design ist so gestaltet, dass die schwächeren Verkehrsteilnehmenden Fehler machen können, ohne dabei schwer zu verunglücken oder getötet zu werden“, erklärt die Landesgeschäftsführerin weiter.
Verkehrswende erlebbar machen
Norbert Schmidt, Senior Consultant Sustainable Mobility beim projektunterstützenden Beratungsunternehmen APPM (Düsseldorf), ergänzt: „Mit der sicheren ADFC-Kreuzung machen wir die Verkehrswende erlebbar und laden alle Menschen zur Diskussion und zum Austausch über sicheres Kreuzungsdesign ein. Die Niederlande als Vorbild für gute Konzepte zu nehmen, liegt da auf der Hand. In Sachen Radverkehrsförderung nehmen sie weltweit eine Spitzenposition ein und schneiden beim Blick auf die Unfallstatistik bezogen auf die gefahrenen Radfahrkilometer weit besser ab als Deutschland.“
Einen Teil der sicher umgeplanten Münchner Kreuzung und die Entwürfe der niederländischen Experten zeigt der Fahrradclub bis zum 10. September auf dem Platz vor dem Deutschen Museum Verkehrszentrum am Bavariapark. Der 1. Münchener Mobilitätskongress findet parallel zur IAA Mobility statt, Veranstalter ist die Stadt München.