Sicherheit durch Antiblockiersysteme
26.10.2021, 10:00 Uhr
ADAC empfiehlt ABS für Pedelecs
Der Autoclub ADAC hat Antiblockiersysteme für Pedelecs getestet. Insgesamt loben die Tester den Sicherheitsgewinn und empfehlen bestimmten Kunden das System.
Bosch stellte das ABS 2018 vor, zunächst kam es nur in Flotten zum Einsatz. Jetzt empfiehlt der ADAC eine höhere Verbreitung des Antiblockiersystems. Bei den Bremstests hat das Pedelec-ABS von Bosch selbst unter ungünstigen Bedingungen zuverlässig funktioniert. Auch bei niedrigen Reibwerten des Reifens auf der Fahrbahn, etwa bei Nässe, verhinderte es ein Blockieren des Vorderrads. Die Bremsstabilität war überwiegend gut beziehungsweise hoch. Das System verhindert zudem Überschläge, indem es die Bremskraft mindert, wenn das Hinterrad abhebt. Nur bei einer von ca. 50 ABS-Bremsungen hob das Hinterrad bei niedriger Geschwindigkeit so weit ab, dass sich der Fahrer durch einen seitlichen Ausfallschritt vom Fahrrad in Sicherheit bringen musste. Der Hergang dieses Ereignisses konnte im Nachgang aber nicht nachgestellt oder wiederholt werden, so der ADAC.
Die Tester und Testerinnen loben die überwiegend gute Bremsstabilität und folgern, dass der Aufpreis von etwa 500 Euro beim Komplettrad für das ABS sich dann lohnt, wenn dadurch bei Notbremsungen der Stillstand des stabilisierenden Vorderrades und in der Folge Stürze und Unfälle verhindert werden. „Es erscheint daher naheliegend, speziell E-Bikes und Pedelecs, die über eine eigene Energieversorgung verfügen, mit diesem Assistenzsystem auszustatten“, so der ADAC.
Ist ein ABS für E-Bikes und Pedelecs sinnvoll?
Am KTM „Macina Sport ABS“ bewerten die Tester und Testerinnen die Bremsstabilität mit „gut“. Die Tendenz zum Abheben des Hinterrades sei wirksam begrenzt worden. „Da mit dem Boom von E-Bikes und Pedelecs auch Risiken verbunden sind, ist ein Einsatz von ABS-Systemen in diesem wachsenden Segment durchaus empfehlenswert.“ Auch der ADAC weist darauf hin, dass Pedelec-Fahrer und -Fahrerinnen sich oft seit Jahren nicht mehr auf zwei Rädern fortbewegt haben und die Zahl der Alleinunfälle steigt: „Das langsame Manövrieren der verhältnismäßig schweren Elektroräder ist dabei für ungeübte Fahrer und Fahrerinnen ebenso problematisch wie die starke Verzögerung der Scheibenbremsen. Oft zieht falsches Bremsverhalten daher Stürze und entsprechende Unfälle nach sich. Da hydraulische Scheibenbremsen wesentlich kräftiger zupacken als Felgenbremsen, wird die Vorderradbremse aus Angst oft zu zaghaft betätigt oder bei einer Schreckbremsung so stark, dass ein Überschlag des Rades samt Fahrer droht. In solchen Situationen und speziell auf losem Untergrund kann ein ABS-System für E-Bikes und Pedelecs seine Vorteile ausspielen, jedoch müssen die reduzierte Bremsleistung und die höheren Kräfte am Bremshebel durch eine angepasste Fahrweise kompensiert werden. Für sehr sicherheitsbewusste Radfahrende ist ein ABS für E-Bikes daher durchaus empfehlenswert. Besonders sinnvoll erscheint das Pedelec-ABS zudem für Fahrräder mit langem Radstand, niedrigem Schwerpunkt oder hohem Gewicht wie z.B. die immer beliebteren Lastenräder. Diese Fahrzeuge haben nur eine geringe Überschlagtendenz bei Geradeausbremsungen.“
Es braucht auch sichere Radwege
Die Fahrradbranche weist seit Jahren darauf hin, dass die Zahl der Alleinunfälle auch deshalb steigt, weil die veraltete Infrastruktur, etwa schmale Radwege, dem wachsenden Radverkehr nicht genügen. Auch der ADAC hat dies bereits bestätigt. Die Sicherheit des Radfahrerinnen und Radfahrer kann also nicht allein durch bessere Fahrräder und Helme hinreichend verbessert werden, es braucht auch sichere, also breite Radwege.
ADAC empfiehlt ABS auch für E-Mountainbike-Fahrende und in Gruppen
Weiter rät der ADAC, sich vor dem Kauf das ABS vom Händler oder der Händlerin erklären zu lassen sowie eine ausgiebige Probefahrt mit Bremsversuchen durchzuführen, und dies nur im geschützten Bereich abseits öffentlicher Straßen. Der ADAC bezeichnet die Bedienungsanleitung als Pflichtlektüre, weil hier die die Möglichkeiten, aber auch die Grenzen des ABS detailliert beschrieben werden, etwa der verlängerte Bremsweg. Unabhängig davon, ob ein Pedelec mit oder ohne ABS ausgewählt wird, rät der ADAC, in jedem Fall das sichere Bremsen zu üben und im Zweifel einen Coach oder ein Sicherheitstraining aufzusuchen. Dies gelte auch für Fahrten auf unbefestigten Wegen oder in Gruppen.