Zunächst nur Flotteneinsatz
23.03.2018, 08:00 Uhr
Erste Pedelecs mit Bosch-ABS auf den Straßen
Die erste Antiblockiersysteme für Pedelecs sind in Testflotten auf Deutschlands Straßen im Einsatz. Im Einzelhandel soll das Bosch-ABS ab Herbst erhältlich sein. SAZbike hat es bereits ausprobiert.
Eingesetzt wird das Antiblockiersystem (ABS) von Bosch bisher nur in Radflotten, etwa im Tourismus und im Verleih. Dort sind derzeit nach Angaben von Bosch insgesamt 220 E-Trekking- und E-City-Räder mit dem ABS ausgerüstet. Die Pedelecs kommen als Testräder bei ausgewählten Händlern von Centurion und Cresta, in einer Testflotte am Flyer-Hauptsitz in Huttwil, in Kalkhoff-Testflotten bei touristischen Verleihstationen sowie bei Riese&Müller-Fachhändlern zum Einsatz.
Mit der Teilnahme an der Einführungsphase machen die Fahrradhersteller auf das Potenzial und die sicherheitsrelevanten Aspekte dieser Neuentwicklung aufmerksam. Gleichzeitig dient die Einführungsphase den Fahrradherstellern und Bosch zur Vorbereitung auf den flächendeckenden Einsatz.
Ab 2018 im Einzelhandel
„Wir führen das System schrittweise ein. ABS liefern wir seit September 2017 an Fahrradhersteller aus. Diese integrieren es zunächst in Fahrräder, die in den so genannten Flottenbetrieb gehen – beispielsweise in Tourismusflotten oder Verleihflotten“, erklärt Claus Fleischer. Als Grund für die zweistufige Einführung nennt der Geschäftsleiter von Bosch E-Bike Systems die Tatsache, dass ABS komplett neu für die Branche ist: „Wir haben die Zeit in der Wintersaison genutzt, um die Hersteller und Händler zu schulen. Ab Herbst und Winter 2018 wird das Bosch E-Bike ABS dann im Handel erhältlich sein.“
Das ABS soll das Risiko mindern, dass das Vorderrad blockiert und wegrutscht oder das Hinterrad abhebt. Auf diese Weise lässt sich der Bremsweg reduzieren und das Risiko von Überschlägen und Stürzen verringern. „Beim Vorderrad-ABS überwachen Raddrehzahlsensoren die Geschwindigkeit beider Räder. Sobald das Vorderrad zu blockieren droht, regelt das Bosch E-Bike ABS den Bremsdruck und optimiert so die Fahrstabilität und Lenkbarkeit des E-Bikes“, erklärt Fleischer. Einer Studie der Bosch-Unfallforschung zufolge ließen sich bei einem flächendeckenden Einsatz des ABS die Zahl der Pedelec-Unfälle um bis zu 25 % reduzieren.
Bei der Entwicklung des ABS hat Bosch mit dem langjährigen Partner Magura zusammengearbeitet, der ein spezielles Bremssystem gefertigt hat. In den Modelljahren 2018/19 ist das ABS ausschließlich mit Magura-Bremsen verfügbar. Der Einsatz ist vor allem auf E-Trekking- und E-City-Räder mit 28-Zoll-Rädern ausgerichtet. Fleischer ist vom Potenzial des ABS überzeugt: „Die Analogien beim Auto und beim Motorrad zeigen, dass solche Systeme zunächst eine Sonderausstattung im Premium-Segment sind, dann werden sie serienmäßig und in der unteren Preisklasse optional, und später gegebenenfalls gesetzlich vorgegeben. Ich glaube schon, dass ABS bei hochwertigen Pedelecs Standard wird.“
Viel Lob, kaum Kritik
Bosch-Mitarbeiter hatten 2017 auf einer Presseveranstaltung erklärt, dass ein erheblicher Teil der Elektroradfahrer nur die Hinterradbremse nutzen würde. Da dies den Bremsweg erheblich verlängert, bestünde hier großes Potenzial zur Erhöhung der Sicherheit. Oder anders: ABS soll den Radfahrern soviel Vertrauen verschaffen, dass sie die Vorderradbremse überhaupt auch benutzen. Auf der gleichen Veranstaltung konnte SAZbike das System testen. Es funktionierte sehr gut und macht Radfahren sicherer, einfacher und komfortabler. Es erhöht das Radgewicht um etwa ein Kilo, was jedoch aufgrund des Motors und Einsatzzwecks kaum jemanden abschrecken dürfte. Echte Kritik erntete nur die klobig wirkende Unterbringung in einem Kasten am Lenker. Im Gegensatz zum Pkw-ABS zirkuliert die Bremsflüssigkeit jedoch nicht, sondern fließt bei Überdruck in der Leitung in einen Ausgleichsbehälter, um die Bremskraft zu verringern, nicht aber zurück. Hat sich genug davon im Ausgleichsbehälter gesammelt, so muss die Bremsflüssigkeit manuell wieder ins System zurück geführt werden.