Von Dewitz: „Es ist machbar!“
13.12.2022, 09:43 Uhr
Vaude sieht Klimastrategie bestätigt
Der Outdoor-Ausrüster Vaude (Tettnang) arbeitet weltweit klimaneutral. Das wurde bisher auch über Kompensation von CO2-Ausstoß erreicht, doch Vaude will dies immer stärker vermeiden.
Vaude hat damit nach eigener Aussage die Gewissheit, mit seinen Klimazielen eine Reduzierung der globalen Erderwärmung unter Einhaltung des 1,5-Grad-Ziels zu erreichen. Dies wurde von den Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen der SBTi (siehe unten) anhand der weltweiten Vaude-Klimabilanz gemäß Greenhouse Gas Protocol in einem aufwändigen Verfahren berechnet und verifiziert. „Das ist eine wichtige Bestätigung für unser Klima-Engagement, die auch zeigt: Es ist machbar! Wenn wir alle unseren Beitrag leisten, können wir die Erderwärmung noch bremsen, die unser Leben auf der Erde akut bedroht. Zugleich macht die aktuelle Klimakrise deutlich, wie wichtig es ist, von fossilen Energien wegzukommen. Es ist allerhöchste Zeit!“, appelliert Antje von Dewitz, Vaude-Geschäftsführerin.
Die SBTi setzt sich für eine Net-Zero-Transformation der globalen Wirtschaft ein und fordert Unternehmen dazu auf, ihren Beitrag zur Einhaltung des Pariser Klimaschutz-Abkommens zu leisten. Mehr als 4.000 Unternehmen aus aller Welt haben sich mittlerweile der Initiative angeschlossen, um ihre CO2-Emissionen auf wissenschaftlicher Basis zu reduzieren. „Das ist ein guter Anfang, allerdings ist das nach wie vor nur ein Bruchteil aller Unternehmen. Wir brauchen viel mehr Mitstreiter, vor allem auch aus Branchen mit hohen Emissionen“, fordert Hilke Patzwall, Vaude-Nachhaltigkeitsmanagerin.
Klima-Ziele bestätigt und veröffentlicht
Im Oktober hat die SBTi nun bestätigt, dass die von Vaude geplanten Ziele zur Verringerung der Treibhausgasemissionen mit dem 1,5-Grad-Ziel übereinstimmen. Dabei wurde drei konkrete Ziele verifiziert und veröffentlicht:
- Die absoluten Treibhausgas-Emissionen werden bis 2026 um 45 Prozent reduziert, ausgehend vom Basisjahr 2019
- Bis 2030 wird Strom vollständig aus erneuerbaren Energien bezogen.
- Die Treibhausgas-Emissionen für eingekaufte Güter und Dienstleistungen werden bis 2030 um 50 Prozent reduziert, ausgehend vom Basisjahr 2019
Größte Herausforderung: Globale Lieferkette
Die größte Herausforderung für Vaude ist das dritte Ziel, d.h. die Emissionen in der vorgelagerten Lieferkette bis 2030 um 50 Prozent zu reduzieren. Hier, wo der Löwenanteil der Emissionen entstehe, sei auch der Aufwand am höchsten und die Umsetzung am schwierigsten. Denn es geht um komplexe, mehrstufige Lieferketten mit rund 100 Materiallieferanten in aller Welt. „Die Erfassung sämtlicher Energieverbräuche aller beteiligen Partner war bereits eine Mammutaufgabe. Doch nun haben wir eine fundierte Datengrundlage, auf deren Basis wir unsere weltweiten Emissionen messbar senken können“, erklärt Hilke Patzwall. Im Fokus stehen dabei der Umstieg auf erneuerbare Energien sowie die Verwendung ressourcenschonender Materialien für die Herstellung der Produkte. Insbesondere bei der Herstellung der Materialien werde sehr viel, überwiegend fossile Energie verbraucht.
Um die Emissionen in der globalen Lieferkette zu reduzieren, hat sich Vaude zwei Teilziele gesetzt. Zum einen sollen bis 2024 über 90 Prozent der Produkte überwiegend aus recycelten oder biobasierten Materialien bestehen. Zum anderen will der Hersteller bis 2030 die Hälfte der Emissionen aus der Lieferkette sparen, insbesondere bei den Materialherstellern. „Wir unterstützen unsere weltweiten Materiallieferanten dabei, ihre Energieeffizienz zu erhöhen und zugleich auf erneuerbare Energien umzusteigen. Eine Energiewende in den Herstellungsländern ist dringend nötig, um Emissionen im großen Stil reduzieren zu können“, so Hilke Patzwall.
Was hat Vaude schon erreicht?
Seit 2012 kompensiert das Unternehmen die (noch) nicht vermeidbaren Emissionen am Firmensitz in Tettnang und ist inklusive mit der dort ansässigen Produktion klimaneutral. Bereits vor zwei Jahren hat sich Vaude zu den globalen Klimazielen verpflichtet, die nun von der SBTi bestätigt wurden. In der Kollektion Winter 23/24 haben bereits 72 Prozent der Produkte einen recycelten oder biobasierten Materialanteil von mindestens 50 Prozent. Seit Januar 2022 ist Vaude weltweit mit allen Produkten klimaneutral. Da Vaude aufgrund der enormen Herausforderungen in den eigenen Prozessen und den komplexen Lieferketten nicht alle Emissionen sofort eliminieren kann, investiert Vaude auch in die Kompensation der (noch) nicht vermeidbaren Emissionen über ein Klimaschutzprojekt in Vietnam. „Die Reduzierung der Emissionen hat dabei klare Priorität. Unser Ziel ist es, den Anteil der Kompensation immer weiter zu verkleinern“, so Hilke Patzwall.
Die Science Based Targets Initiative
Die internationale Science Based Targets Initiative setzt sich dafür ein, dass die Wirtschaft ihren Beitrag zu den in Paris verabschiedeten Klimazielen leistet. Die Unternehmen verpflichten sich freiwillig dazu, sich wissenschaftsbasierte Klimaziele zu setzen. Diese müssen im Einklang mit den Vorgaben des Paris-Abkommens stehen, die globale Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu beschränken. Für die Initiative kooperieren folgende internationale Organisationen: CDP (Disclosure Insight Action), UN Global Compact, World Resources Institute (WRI) und der World Wide Fund for Nature (WWF).