Trotz hohem Potenzial 30.09.2024, 13:09 Uhr

Geringe Nutzung von Lastenrädern in der Logistikbranche

Eine neue Branchenbefragung zeigt, dass der Einsatz von Lastenrädern in der Logistikbranche noch ausbaufähig ist, obwohl das Potenzial insbesondere in städtischen Gebieten hoch eingeschätzt wird.
Der Einsatz von Lastenrädern in der Logistikbranche ist noch ausbaufähig.
(Quelle: Shutterstock / Formatoriginal)
In der Breite der Logistikbranche besteht noch ein gering ausgeprägter Informationsstand zum Einsatz von Lastenrädern. Das zeigen aktuelle Daten einer Online-Befragung im Rahmen des Logistik Barometers Bayern, die gemeinsam von der Logistik Initiative Bayern sowie dem Radlogistikverband Deutschland e.V. durchgeführt und vom PedeListics-Team der TH Nürnberg kommentiert wurde. Im November 2023 wurden über 100 Teilnehmende aus Bayern und der Bundesrepublik befragt, die Befragten kamen dabei aus allen Logistiksektoren, von der Intralogistik bis zur klassischen Spedition.

Ungenutztes Potenzial

Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass der Einsatzbereich für Lastenräder von zwei Dritteln der Befragten in der Stadt gesehen wird. Ein Drittel sieht aber auch Potenziale im „Speckgürtel“. Knapp 90 Prozent der Teilnehmenden geben den Einsatzradius der Fahrzeuge bei bis zu zehn Kilometern an. Damit wird in vielen Städten bereits die Nutzung ab Stadtrand für Fahrten in der Innenstadt oder auch die Lieferung aus der Innenstadt an den Stadtrand möglich. Ein Potenzial, das die Befragten besonders in den Logistiksektoren der Zustellung bei Privatkunden, privaten Besorgungsfahrten und im Last-Mile-Segment sehen. Als relativ hoch werden die Anwendungsmöglichkeiten zudem von 24 Prozent der Teilnehmenden bei betriebsinternen Fahrten und Werkverkehren angesehen. Ein relativ geringes Potential ergibt sich aus den Umfragedaten bei der Belieferung von Gewerbekunden, bei gewerblichen Beschaffungsfahrten, eigenen Auslieferungen zu gewerblichen Kunden und dem Ersatz von Dienstfahrten.
„Ich bin positiv überrascht. Die Ergebnisse zeigen eindrücklich, dass Radlogistik als etablierte Variante der Zustellung in der Stadt und im Werksverkehr wahrgenommen wird. Die Anzahl an eingesetzten Rädern hängt aber noch deutlich dem Potenzial hinterher. Hier braucht es eine politische Prioritätensetzung für nachhaltige Transportmittel, stärkere Hochlaufförderung der Fahrzeuge und Ausbau einer sicheren Infrastruktur“, interpretiert Tom Assmann, Vorsitzender Radlogistikverband Deutschland, die Ergebnisse.
Eine Ursache kann aber auch der geringe Informationsstand zu Lastenrädern bei Logistikunternehmen sein. So waren nur neun Prozent der Befragten der Meinung, dass sie gut oder sehr gut über Anschaffungskosten der Fahrzeuge informiert sind. Zu Kosten des Unterhalts waren dies sogar nur fünf Prozent. Bei Aspekten zu Einsatzmöglichkeiten, Anbietern, Technik, Service und Fördermöglichkeiten sind die Kenntnisstände noch niedriger ausgeprägt.

Radlogistik als Antrieb

Mehr Radlogistik kann dabei auch der bayerischen Wirtschaft förderlich sein. Im Bundesland sind inzwischen knapp zehn hochinnovative OEMs von Lastenrädern und Anhängern ansässig, die als Familienunternehmen oder Start-ups zukunftsfähige Jobs schaffen. Von Augsburg bis Würzburg zeigen zudem mittelständische (Rad-)Logistiker in vielen Städten, wie Logistik, Umweltschutz und faire Arbeitsbedingungen zusammen funktionieren können. Schließlich forschen auch verschiedene Hochschulen im Freistaat an neuen Einsatzkonzepten für das Lastenrad, zum Beispiel in Kombination mit ÖPNV oder Mikro-Hubs.
Am 21. November 2024 findet in Nürnberg der Logistik Congress Bayern der Logistik Initiative Bayern CNA e.V. statt. Gemeinsam mit dem Radlogistikverband Deutschland e.V. wird hier mit Vorträgen und regionalen Ausstellern etwas getan, um das Informationsdefizit beim Thema Radlogistik zu bekämpfen.



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