Erste Einblicke 25.06.2024, 12:36 Uhr

Fahrradbranche zeigt Innovationen auf der Eurobike

Was gibt es auf der Eurobike in Frankfurt vom 3. bis 7. Juli zu sehen? Die Messe zeigt erste Innovationen.
Kompaktlastenrad von Riese & Müller
(Quelle: Kay Tkatzik)
Der ewige Megatrend zu weniger Gewicht setzt sich auf der Eurobike fort: Ein E-MTB mit nur 18 Kilogramm zeigt Bulls. Das „Sonic Evo AM SX“ ist ein Carbon-Fully mit SRAM AXS-Schaltung und Bosch SX-Motor. Leistungsstarke Sportlerinnen und Sportler bedient das unmotorisierte KTM „Scarp Exonic“. Das race-fähige Carbonfully beeindruckt mit einem Gewicht von knapp über 10 Kilogramm ohne Pedale.

Allroad-kompatible SUV-Bikes

Oft bieten Pedelecs nur mäßige Fahreigenschaften, sobald man asphaltierte Straßen verlässt. Deshalb sind SUV-E-Bikes mit breiten Reifen und stabileren Rahmen so beliebt. Kalkhoff hat darauf reagiert, entwickelte für das neue „Entice 7+“ jedoch erstmals einen vollgefederten Rahmen für ein komfortables SUV-Bike mit sportlichem Charakter und zulässigem Gesamtgewicht von 170 Kilogramm.

Gravel differenziert sich

Das Gravelbike hat sich zum wichtigen Umsatzbringer gemausert. Vor allem für ein junges Publikum sind die vielseitigen Sporträder zum Universalrad für alles geworden. Im Gravelbike laufen zwei unterschiedliche Strömungen zusammen: Schnelle Racebikes mit schmaleren Reifen als Allroad-Sportgerät und stabile, touren- oder reisetaugliche Bikepacking-Räder für kurze Overnighter bis hin zur Langstrecken-Tour. Die Bikes unterscheiden sich primär durch unterschiedlich voluminöse Reifen sowie darauf abgestimmte Rahmen und Gabeln. Besonders schön – und farbenfroh – kann man das am Stand des Laufradherstellers DT Swiss betrachten. Ein Gravelracer von Ridley in Martini-Racing-Design steht einem Bikepacker gegenüber – beide mit neuen „GRC“-Carbonlaufrädern demonstrieren die Bandbreite des Themas auf einen Blick.
Auch im wachsenden Zubehörangebot spiegeln und verschränken sich beide Strömungen. Zum Beispiel beim Gepäckträger „Infinity Universal“ von SKS, der sich unkompliziert an Sportbikes ohne Rahmengewinde befestigen und schnell wieder abnehmen lässt.

Faszination Rennrad

Flotte Straßenrenner entwickeln sich, insbesondere im Hochpreisbereich, immer mehr zum Prestigeobjekt und die Gattung profitiert vom Gravel-Einfluss: Rennreifen und -felgen werden allgemein breiter zugunsten besseren Komforts, Bodenhaftung und Fahrstabilität. Die Bikes meistern damit auch nicht asphaltierte Passagen.
Immer besser finden auch oft widersprechende Kriterien wie Leichtbau, Steifigkeit und Aerodynamik zusammen. Züge und Leitungen verschwinden dabei im Rahmen, doch wird Servicefreundlichkeit für Wartung und Einstellungen mitgedacht. Schön zeigt sich das am neuen „Langma“ von Giants Tochtermarke Liv, einem speziell für Rennradlerinnen entwickelten Sportgerät.
Optimierte Aerodynamik ist auch Anlass für konstruktiv aufeinander abgestimmte Laufrad-Reifen-Systeme von Zipp oder DT Swiss.
Gleichzeitig arbeiten mehrere Rennrad-Hersteller daran, die unteren Preisbereiche ab 1500 Euro auszubauen. Das soll speziell Neueinsteigern und jungen Menschen die Faszination am Radsport vermitteln.

Cargo: Kompakt und Offroad

Riesiges Interesse fanden und finden Lastenräder. Doch nicht jeder kommt mit schweren, unhandlichen Transporträdern zurecht. Deshalb setzen viele Hersteller auf kompaktere Modelle mit kleineren Laufrädern, kürzerer Ladefläche und Radstand. Das neue Carrie von Riese & Müller zeigt exemplarisch, wohin die Reise geht. So werden die zum Kinder- oder Lastentransport nutzbaren Kompakt-Pedelecs deutlich leichter, wendiger und besser handhabbar und beanspruchen auf dem Radweg und beim Parken weniger Platz. Damit dürften alltagstaugliche Lastenräder auf das Interesse eines noch breiteren Publikums stoßen.
Gleichzeitig entwickelt sich eine neue Nische für Transportbedürfnisse jenseits asphaltierter Strecken: Cago zeigt eine Offroad-Variante der innovativen mit zweistöckiger Ladefläche ausgerüsteten CS-Serie. Auch Kompaktrad-Pionier Tern verlässt angestammtes Terrain und kreiert mit dem wuchtigen Offroad-Longtail „Orox“ eine neue Gattung geländegängiger Adventure-Cargobikes. Das „Orox“ kommt mit 27,5- oder 29-Zoll-Laufrädern, starkem Bosch-Motor und Dual-Battery-Konzept. Es kann entweder zwei Kinder, einen Erwachsenen oder schweres Gepäck transportieren und ist bis zu 210 Kilo Gesamtgewicht belastbar.

Elektrisch Schalten

Auch an der sportlichen Kettenschaltung hält die Elektronik Einzug. Shimano präsentiert die elektrische Version der bewährten Gravel-Schaltgruppe „GRX“. Die arbeitet mit bewährter Di2-Technik und bietet mit 2x11 Gängen und unterschiedlichen Kassetten viel Bandbreite.
Pinions Motor-Getriebe-Einheit „MGU“ hat sich einen festen Platz an hochwertigen Vielfahrer- und Reise-Pedelecs erobert. Die letztjährige Smart Shift-Variante wird 2024 zur Auto Shift-Variante aufgewertet. Damit wechselt die Schaltung vollautomatisch die Gänge auf Basis aktueller Fahrdaten. Priorität hat jedoch immer der Mensch: Die Gangwahl der Automatik lässt sich, wenn nötig, jederzeit händisch überschalten. Diese neue Technik setzt Hersteller Gudereit bereits an den neuen E-Trekkingbikes ET 13.6 und 13.8 um. Schon bald sollen weitere namhafte Hersteller, auch aus der MTB- und Lastenrad-Branche, hinzukommen.

Motor-Evolution

E-Unterstützung ist nicht mehr Ausnahme, sondern die Regel. Mehr als die Hälfte aller verkauften Fahrräder waren 2023 Pedelecs. Neuentwicklungen im Bereich Antrieb zielen auf niedrigeres Gewicht, effizientere Akkutechnik und verfeinerte Steuerung.
Fazua, gewissermaßen die Erfinder des Light Assist-Antriebs, werten ihre modularen Motor-Akku-Systeme mit verbesserter Ergonomie und effizienteren Akkus auf.
Der neue „X25“ rundet Mahles Angebot an leichten Nabenmotoren ab. Die werden unauffällig im Hinterrad platziert und versprechen eine sanfte Kraftentfaltung bei geringem Verbrauch und Verschleiß.
 
Auch Autozulieferer ZF ist seit 2021 in der Mikromobilität zuhause. Dieses Jahr stellen die Friedrichshafener mit dem noch geheimen „Bike Eco System“ einen oder kompakten Full-Assist-Antrieb mit Mittelmotor in Gestalt und Gewicht eines Light-Assist-Antriebs vor.

Spielfeld Digitalisierung und Konnektivität

Fahrrad und Radfahren werden digitaler. Derzeit entdeckt und entwickelt die Branche die sekundäre Ebene der Pedelec-Technik: Bordelektrik und -elektronik werden zur Basis einer Digitalisierung der Systeme. Software-Einbindung, Funktions-Individualisierung per App, Fahrdatenerfassung, Ortung zum Diebstahlsschutz, aber auch Kommunikation, Navigation und Tourenplanung wachsen in Systemen aus einer Hand zusammen.
 
Marktführer Bosch hält sich zwar bis Messebeginn noch strikt bedeckt, gibt aber den Hinweis, dass bei der aktuellen Produkt-Entwicklung „die weitere Vernetzung von E-Bikes im Mittelpunkt“ steht. Durch neue digitale Funktionen lerne das E-Bike dazu und werde „zum intelligenten Begleiter“.
Die Rennradschaltung Sram „Red AXS“, deren Vorgänger-Generation bereits mit Funk und Stellmotor arbeitet, bettet ihr Hersteller 2024 in eine ganzheitliche Systematik aus Schaltungseinstellung, Leistungsmessung, Navigation und Tourenplanung. Zusammen mit dem hauseigenen Radcomputer Hammerhead und App-Unterstützung entsteht eine direkte Anbindung ans Internet und dort zugänglichen Ressourcen wie sozialen Netzwerken, aber auch Wartungshinweisen oder Reparaturanleitungen.
Dieselbe digitale Richtung beleuchtet auch das Messe-Highlight von Licht-Spezialist Busch & Müller. Der Top-Scheinwerfer „Briq-XL Premium“ verknüpft verbesserte Lichtleistung und -verteilung mit digital gesteuertem Kurvenlicht. Das behält auch in Schräglage sein horizontal ausgerichtetes Leuchtfeld bei und wird auf der Kurvenaußenseite zur Vermeidung von Blendung zurückgefahren.
Zudem steht mit B&M Turntec ein marktreifes Blinkersystem für Pedelecs bereit, das man bereits an E-Bikes von Scott oder Velo de Ville entdecken kann.

Inklusiv Radfahren

Mit dem Hase „Trigo Up E“ und dem HP Velotechnik „Delta TX“ treten zwei moderne Sessel-Dreiräder mit E-Unterstützung an, auch Menschen mit Handicap tägliche Wege und Freizeittouren mit dem Fahrrad zu ermöglichen. Kleine Laufräder, ein niedriger Durchstieg und ein tiefer Schwerpunkt machen das Einstiegen leicht und die Straßenlage sicher. Mittelmotoren von Shimano oder Bafang unterstützen beim Pedalieren. Für den Einkauf oder Tourengepäck bietet ein Korb zwischen beiden Hinterrädern viel Platz.


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