Ladennot in Hagen
15.04.2019, 09:00 Uhr
Fachgeschäft kann nicht wachsen, Filialist schnappt sich große Ladenfläche
Ein unabhängiger, alteingesessener Fachhändler in Hagen will wachsen und findet kein neues Ladengeschäft. Der Hamburger Filialist B.O.C. hatte dagegen leichtes Spiel.
Hans Schepers hat mit seinem Fachgeschäft in Hagen unerwartete Konkurrenz erhalten: Der Hamburger Filialist B.O.C. hat sich in der Stadt am Rand des Sauerlands niedergelassen. Die Eröffnung war am 7. März, Standort ist eine Teilfläche des Hellweg-Baumarkts im Stadtteil Boele in der Schwerter Straße 180 (SAZbike berichtete). Die Gesamtfläche der Filiale beträgt mehr als 2.000 Quadratmeter.
Der alteingesessene Fachhändler Schepers sucht seit drei Jahren nach einem größeren Ladengeschäft für den vom Baumarkt in Fahrradreichweite liegenden Bike Store Hagen in der Konkordiastraße 11, weil sein Geschäft sprichwörtlich aus allen Nähten platzt. Um Radkartons die schmale Treppe hinab ins Lager zu transportieren, muss er manchmal gar deren Ecken abschneiden. Schepers meint: „Für mich war immer klar, dass ich in Hagen bleibe, weil ich hier seit 35 Jahren meinen Kundenstamm pflege.“ Unter anderem habe er also mit der Stadt Hagen gesprochen, diese betreut örtliche Einzelhändler über ihre Wirtschaftsförderung Hagen Agentur. Diese Agentur hat ihm zwar Standorte vorgeschlagen, die jedoch kämen für ein Fahrradgeschäft nicht in Frage, weil beispielsweise die Miete viel zu hoch war. Schepers habe über Bekannte vor Ort auch Objekte gefunden, die ideal gewesen wären. Jedoch wären diese nicht für den Fahrradeinzelhandel vorgesehen, sondern beispielsweise für vorrangig handwerklich tätige Geschäfte. Diese städtischen Bestimmungen für Gewerbeflächen kann man ändern, doch dies sei von der Stadtverwaltung abgelehnt worden.
Schepers kommentiert: „Diese Ablehnungen sind natürlich in Ordnung, dafür gibt es schließlich Vorschriften. Verwundert war ich allerdings, als ich über Außendienstmitarbeiter meiner Lieferanten erfahren habe, dass B.O.C. fünf Kilometer weiter einen 2.000 Quadratmeter großen Fachmarkt eröffnet, und das in einem Baumarkt, was auch erst einmal von der Stadt genehmigt werden muss. Offensichtlich geht manches sehr schnell und einfach, wenn denn der Wille da ist. Auch von meinen langjährigen Lieferanten hätte ich mir bessere Kommunikation erhofft, denn meine fünf Kernmarken überschneiden sich mit dem Sortiment des Fachmarktes. Selbstverständlich darf jeder den Händler beliefern, den er beliefern will. Wenn mir das allerdings etwas früher mitgeteilt worden wäre, dann hätte ich mein Sortiment frühzeitig umstellen können. Jetzt ist dies für diese Saison zu spät, weil ich die Ware bereits im Haus habe.“
Andere Lieferanten haben ihn bereits angesprochen, ob er nicht ihre Räder ins Sortiment aufnehmen will, da diese keine Ketten oder Großmärkte beliefern. Und die Stadt Gevelsberg habe ihm lediglich acht Kilometer vom aktuellen Ladengeschäft entfernt, kurz hinter Stadtgrenze, ein Ladengeschäft angeboten.
Der Geschäftsführer der Agentur Hagen, Michael Ellinghaus, erklärt gegenüber SAZbike: „B.O.C. und Hellweg haben die Integration des Fachmarkts im Baumarkt selbständig untereinander abgesprochen. Wir waren nicht involviert und darum selber überrascht, als wir dies erfahren haben. Wir arbeiten weiter daran, Herrn Schepers zu einem neuen Ladengeschäft mit mehr Verkaufsfläche zu verhelfen.“