Studie von IFH Köln und DHL
30.10.2018, 07:49 Uhr
Händler sorgen sich um Abhängigkeit von Online-Marktplätzen
Viele Online-Händler verkaufen über Marktplätze wie Ebay oder Amazon. Ein schärferes Geschäftsprofil und eine klare Vertriebsstrategie sollen helfen, die Unabhängigkeit zu sichern.
Der Online-Handel wächst seit Jahren rasant und hält mittlerweile knapp 10 % der Marktanteile am Einzelhandel. Allerdings profitieren kleine Händler durch die zunehmende Marktkonzentration nicht automatisch von dieser Entwicklung. Als Hauptwachstumsbarriere gibt mehr als ein Drittel der Online-Händler die Reichweite und Sichtbarkeit des Unternehmens an. Dieses Spannungsfeld versuchen viele Online-Händler aktuell durch die aktive Teilnahme am Marktplatzgeschäft zu lösen. Das zeigt die neue Studie „Onlinehändler im Spannungsfeld von Wachstum und Marktkonzentration“ des Marktforschungsinstituts IFH Köln und dem Paketdienstleister DHL. Motive für den Vertrieb über Marktplätze seien neben der Umsatzsteigerung und der Neukundengewinnung auch die Reichweite.
Den Vorteilen stünde allerdings unter anderem die Gefahr gegenüber, zu abhängig vom Marktplatzbetreiber zu werden. So habe bereits jetzt jeder dritte Online-Händler das Gefühl, in einem Abhängigkeitsverhältnis zu stehen. Mehr als die Hälfte sorge sich davor, künftig zu abhängig von Marktplatzbetreibern zu werden. „Gründe für das Gefühl der Abhängigkeit sind neben der Marktkonzentration auch die fehlenden Alternativen zur Reichweitengenerierung und der Wettbewerb mit den Marktplatzbetreibern selbst. Um diesem Gefährdungspotenzial entgegenzuwirken, ist es wichtig, dass Online-Händler ihre Marktplatzaktivitäten für sich strategisch einordnen und schauen, welche Wertschöpfung sie nachhaltig generieren können“, so Dr. Eva Stüber, Mitglied der Geschäftsleitung am IFH Köln.
Strategien für mehr Unabhängigkeit
Eine erste Maßnahme zum Erhalt der Unabhängigkeit bestünde in Aktivitäten außerhalb des Marktplatzes – denn dort ist eine Abgrenzung aufgrund der Vielzahl der Anbieter nur schwer möglich. Ansatzpunkte sehen die Marktforscher in der Kundenorientierung, beispielsweise durch ein klares Leistungsversprechen und die Nutzung von Kundendaten für eine direkte und individuelle Ansprache sowie die Sortimentsoptimierung. Weitere Aspekte seien exzellente Logistikprozesse und für Online-Händler mit stationärem Geschäft die Neuausrichtung auf der Fläche als zusätzliche Einnahmequelle.
„Fast drei Viertel aller Online-Händler treibt die Sorge, vom Marktplatzbetreiber abhängig zu werden. Dieser Anteil ist jedoch geringer bei Unternehmen mit einem differenzierenden Leistungsversprechen, eigener Auftragsabwicklung und stationären Geschäften. Bei Online-Händlern, die eine oder mehrere dieser Maßnahmen umsetzen, wirkt sich dies also auch auf das Gefühl der Unabhängigkeit aus“, so Dr. Benjamin Rasch, Senior Vice President Business Customers DHL Paket.