Testmöglichkeit und Beratung
24.05.2023, 12:43 Uhr
Strategien für Händler technischer Konsumgüter: Margen und Wachstum sichern
Der Verkauf technischer Konsumgüter ist im letzten Jahr weltweit geschrumpft. Für 2023 zeichnet sich jedoch eine Stabilisierung ab. Das Institut GfK erklärt, was der Handel tun kann.
Die GfK empfiehlt, Testmöglichkeiten zu bieten und fachkundiges Personal zu beschäftigen.
(Quelle: GfK)
Die Konsumfreude während der Pandemie ist abgeebbt, Inflation und hohe Energiepreise ließen Verbraucher und Verbraucherinnen vergangenes Jahr das Geld zusammenhalten. Das hat für Händler und Händlerinnen von technischen Konsumgütern 2022 weltweit zu einem negativen Wachstum geführt. Für 2023 zeichnet sich jedoch eine Stabilisierung ab.
Der Markt technischer Konsumgüter in Deutschland verzeichnet im Jahr 2022 einen Rückgang um 1,5 Prozent, in Euro gemessen. Die GfK-Experten gehen davon aus, dass sich die Umsätze in diesem Jahr stabilisieren und der deutsche Markt gegebenenfalls sogar ein leicht positives Wachstum verzeichnen kann.
Die Gründe für den Rückgang 2022 sind vielfältig: Laut GfK Consumer Life gaben 52 Prozent der deutschen Konsumentinnen und Konsumenten weniger Geld für Produkte des täglichen Bedarfs aus, 45 Prozent warteten mit dem Kauf auf Rabattaktionen und Sonderangebote. Viele von ihnen schraubten aber auch ihre Ansprüche herunter: So wechselten 27 Prozent zu günstigeren Marken und 40 Prozent kauften Produkte gebraucht. Insbesondere Menschen mit geringem Haushaltseinkommen reagierten mit deutlicher Zurückhaltung auf die angespannte Wirtschaftslage.
In dieser Situation ist es für Anbieter nicht leicht, die richtige Strategie zu finden, um trotz des enormen Preisdrucks Margen und Umsätze stabil zu halten oder sogar auszubauen. Drei mögliche Ansätze liefert der globale Report, dessen Ergebnisse auch auf deutsche Handelsgeschäfte übertragbar sind:
1. Auf Nachhaltigkeit, Reparaturfähigkeit und Service setzen
Nachhaltigkeit ist ein klarer Wettbewerbsfaktor: 37 Prozent der deutschen Konsumenten beziehen Umweltschutzaspekte bei allen oder nahezu allen Verkaufsentscheidungen mit ein. Die Befragten schätzen aber nur ein von zehn Unternehmen als nachhaltig agierend ein. Gerade der hohe Anteil an Elektroschrott, der durch die vergleichbar kurzen Laufzeiten von beispielsweise Handys und Notebooks in der technischen Konsumgüterindustrie anfällt, macht es für Anbieter herausfordernd, hier Vertrauen aufzubauen.
Ein Ansatz ist der Verkauf von gebrauchten, recycelten und überarbeiteten („refurbished“) Produkten, die nicht nur günstiger sind als Neugeräte, sondern auch Nachhaltigkeitsstrategien konkret umsetzen. Auch Reparaturtheken, die die Lebensdauer technischer Produkte verlängern, können dazu beitragen, ein nachhaltiges Image mit einer Marke zu verknüpfen.
2. Aktionen und Bundling margenorientiert konzipieren
27 Prozent des gesamten Jahresumsatzes mit technischen Konsumgütern weltweit wird an fünf Tagen erzielt: Black Friday, Singles Day, Muttertag, Weihnachten und an Neujahr. Das zeigt, wie wichtig Angebote und Promotion-Aktionen sind. Aufgrund des hohen Preisdrucks müssen sich Händler allerdings intensiv mit ihren Zielgruppen und Margen auseinandersetzen, um die Gewinnspannen nicht zu ruinieren und Verluste einzufahren. Hier ist ein Ansatz, Premiumproduktpreise nur wenig zu senken und mit Zubehör zu bündeln, um sie attraktiv zu gestalten. Darüber hinaus kann eine Service-Upselling-Strategie weitere Einnahmequellen erschließen.
3. Produktangebot Online und Offline diversifizieren
Nachdem Online-Plattformen und -Versender während der Pandemie massiv profitiert haben, schlägt das Pendel nun zurück: Viele Kunden schätzen es, gerade hochwertige Produkte im stationären Handel anfassen und sich mit Fachhändlern austauschen zu können. Andererseits kann ein lokaler Händler nicht die Vielfalt eines Online-Shops bieten. Für Händler bedeutet dies: Hochwertige Marken und Produkte vor Ort vorrätig zu halten und preiswerte Waren im Gespräch ins Spiel zu bringen, die nach Hause geliefert werden können.
So müssen lokale Einzelhändler nicht mehr das gesamte Sortiment führen, sondern können vielmehr das Markenerlebnis in den Vordergrund stellen. Der Touchpoint beim Händler ist ein Aspekt, der sich online nicht realisieren lässt. Läden dienen daher stärker der Begegnung; sie sollten mehr Raum für immersive Erlebnisse bieten, mit Support- und Reparatur-Schaltern ausgestattet sein und ein intensives Ausprobieren ermöglichen.
Für de Fahrradfachhandel dürfte besonders die Empfehlung von Testmöglichkeiten und fachkundigem Personal interessant sein (siehe Grafik).