Mutterfirma von Deuter und Gonso 26.11.2018, 09:20 Uhr

Outdoor-Marken stabilisieren Schwan-Stabilo

Die Firmengruppe Schwan-Stabilo (Heroldsberg) meldet einen Umsatzrückgang von 3,9 % auf 685,4 Mio. Euro. Während der Bereich Kosmetik zweistellige Umsatzeinbußen einstecken musste, waren die Teilkonzerne Schreibgeräte und Outdoor mit den Marken Deuter, Maier Sports, Gonso und vor allem Ortovox erfolgreich.
Der Rucksackspezialist Deuter ist Teil der gewachsenen Outdoorsparte.
Nach vielen Jahren des Wachstums musste das fränkische Familienunternehmen Schwan-Stabilo im Geschäftsjahr 2017/18 (endete zum 30. Juni) aufgrund von schwierigen Rahmenbedingungen im Kosmetikmarkt mit 685,4 Mio. Euro leicht unter dem sehr guten Vorjahresergebnis (713,5 Mio. Euro) abschließen. Für ein solides Gesamtergebnis sorgte neben dem Bereich Schreibgeräte auch die Outdoor-Sparte mit den Marken Deuter, Maier Sports, Gonso und Ortovox. Sie verbesserten ihre gemeinsame Umsatzmarke um 3,1 % auf 169,3 Mio. Euro (Vorjahr 164,2 Mio. Euro).
 
„Im besonderen Maße hat sich hier unsere Marke Ortovox als Rockstar präsentiert und ist deutlich über dem Markt gewachsen“, erklärte Sebastian Schwanhäußer, der Geschäftsführende Gesellschafter in fünfter Generation, bei der Bilanzpressekonferenz. „Sie ist zur absoluten Trendmarke für ambitionierte Bergsportler geworden, ihre Attraktivität ist einfach superstark.“ Inzwischen zählt Martin Riebel, Deuter-Geschäftsführer und Chef des Outdoor-Teilkonzerns bei Schwan Stabilo, rund 70 Mitarbeiter bei Ortovox in Taufkirchen. Vor sechs Jahren waren es noch zwölf Mitarbeiter.
 
Der globale Outdoor-Markt sei von zwei wesentlichen Faktoren geprägt: Zum einen verschärfe sich der Wettbewerb, zum anderen weise der amerikanische Markt eine deutliche Stagnation auf. Der Markt für Rucksäcke und Zelte ist nicht so gut vorangegangen, wie es die Studie der European Outdoor Group für den europäischen Outdoor-Markt über alle Sortimente mit einem Plus von 7 % beziffert, so Schwanhäußer. Ohne auf die einzelnen Marken einzugehen, konnte das Outdoor-Segment bei Schwan-Stabilo ein Plus von 3 % einfahren. Dabei wuchs Ortovox zweistellig, nahm sogar Deuter Marktanteile bei Rucksäcken ab, wie Riebel bemerkt. Als Grund sieht Riebel drei Säulen: Zum einem habe man eine hohe Glaubwürdigkeit im Markt als Erfinder des LVS-Geräts (Lawinenverschütteten-Suchgerät). Zum anderen treffen die Schnitte ihres kreativen Designers den Zeitgeist und zum dritten gebe es keine Marke, die Freeride so „von einem weißen Blatt Papier“ geplant habe, wie Ortovox. Diesen Markenkern in den Bereichen Sicherheit, Wolle und (Ski)-Bergsteigen werde er auch künftig nicht verlassen. Auch wenn Marken wie Mammut und Arcteryx sich immer stärker in die Stadt bewegen und Urban Outdoor propagieren. „Ortovox steht immer für Produkte oberhalb der Baumgrenze und wir werden niemals eine Christkindlmarktjacke produzieren“, versichert Riebel.
 
Der größte Markt für Ortovox sei Österreich, auch in den USA sehe man noch gute Wachstumsmöglichkeiten, „ohne schädlich für die Marke zu sein“, so Schwanhäußer. Im Rahmen des jüngst eingeführten selektiven Vertriebs setze man weiterhin komplett auf den Sportfachhandel, sowohl Karstadt, Kaufhof als auch zum Beispiel Hervis werden nicht von Ortovox beliefert.
 
Deuter, inzwischen 125 Mann stark, und auch in den USA mit einer Niederlassung vertreten, litt unter Wechselkurseffekten. Das Unternehmen sei nach wie vor die führende Rucksackmarke in Europa und habe allein im deutschsprachigen Raum einen Marktanteil von 60 %, bei den Handelsverbänden teilweise noch mehr. Das Kernsortiment entwickelt sich in den Bereichen Trekking und Hiking weiterhin sehr erfolgreich.
 
„Maier Sports und Gonso sind ebenfalls gewachsen“, erklärte Schwanhäußer stellvertretend für Maier Sports und Gonso, die von rund 100 Mitarbeitern von Köngen aus vermarktet werden. Maier Sports bedient als Hosenspezialist nahezu alle Passformbedürfnisse von Wanderfreunden. Weitere Marktanteile habe sich die im vergangenen Jahr in ihrem Erscheinungsbild runderneuerte Marke Gonso im Bereich der funktionellen Radsportbekleidung sichern können.
„Unsere Outdoor-Marken stehen alle für eine überzeugende Funktionalität, verbunden mit einem hohen ökologischen Standard, also PFC-frei, und sozialen Fertigungsbedingungen. Wir sind davon überzeugt, dass das für Outdoor-Marken besonders wichtige Voraussetzungen für anhaltenden Erfolg beim Kunden sind. Auch die ersten Monate des Geschäftsjahres 2018/19 bestätigen diesen Trend“, so Schwanhäußer.
 
Der Teilkonzern Schreibgeräte konnte mit der Marke Stabilo in einem stagnierenden Markt beim Umsatz um 4,9 % auf 193,4 Mio. Euro (Vorjahr: 184,4 Mio. Euro) zulegen. In der Kosmetik-Sparte sank der Umsatz bedingt durch sich verändernde Verbrauchertrends vor allem in den amerikanischen und asiatischen Märkten auf 322,4 Mio. Euro (Vorjahr: 364, 7 Mio. Euro).
 
Schwanhäußer zeigte sich trotz rückläufiger Bilanz zufrieden: „Der Kosmetikmarkt ist neuerdings grundsätzlich anfälliger für ein sich schnell veränderndes Verbraucherverhalten – was nicht zuletzt an der immer größeren Bedeutung von Influencern liegt. Die Zahlen deuteten es im Vorjahr ja bereits an, nun zeigen sie es deutlich. Nach den Boom-Jahren hat sich eine gewisse Normalisierung eingestellt. Wachstum ist für uns nicht selbstverständlich! Deshalb freue ich mich umso mehr, dass wir in den Konzernbereichen Stabilo und Outdoor ordentlich zulegen konnten. Wir haben unser Unternehmen so gebaut, dass uns solche Schwankungen weniger betreffen. Unsere breite Aufstellung mit drei völlig unterschiedlichen Geschäftsfeldern ist der Garant für die hohe Stabilität unseres Familienunternehmens und bestätigt einmal mehr die Weitsichtigkeit unserer strategischen Entscheidungen.“
 
Der Investitionsrahmen in der Firmengruppe betrug im abgelaufenen Geschäftsjahr 41,5 Mio. Euro (Vorjahr: 52,2 Mio. Euro). Rund die Hälfte davon ist in Deutschland investiert worden. Die Investitionen im Ausland haben im Wesentlichen die Fertigungserweiterung in Tschechien betroffen. „Wie schon in den Jahren zuvor sind alle Investitionen, trotz des gegenwärtigen Zinsniveaus, aus eigenen Mitteln erfolgt,“ so Martin Reim, der in der Konzernleitung das Finanzressort verantwortet. „Es gibt zunehmend mehr politische Entwicklungen, die wir verstärkt spüren, vom Brexit über Währungsschwankungen bis hin zum Handelskrieg in den drei großen Wirtschaftsregionen. Aber als familiengeführtes Unternehmen haben wir eine starke Eigenkapital-Basis und können solche Herausforderungen besser verkraften“, so Reim weiter.
Die Eigenkapitalquote hat sich leicht erhöht. Sie liegt jetzt bei 49,3 Prozent (Vorjahr: 48,9 Prozent). Die Bilanzsumme beträgt 632,4 Mio. Euro (632,0 Mio. EUR). Die Zahl der Mitarbeiter hat sich auf 4.899 (Vorjahr 5.019) verringert, davon sind 1.551 Mitarbeiter am Hauptsitz Heroldsberg und 405 in Weißenburg angestellt.



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