Ergonomische Lenkerhörnchen
08.06.2017, 12:25 Uhr
Skopre streitet mit SQlab um Patent
Vor wenigen Tagen wandte sich die Firma Skopre mit einem Schreiben über einen Patentstreit mit SQlab an die SAZbike. Jetzt antwortet SQlab.
Das Schreiben von Skopre und die Antwort von SQlab veröffentlicht SAZbike im Originalwortlaut.
Die Firma Skopre schreibt:
„Skopre ist der weltweite Exklusiv-Vertrieb für Spirgrips, die patentierten, super-ergonomischen Innenlenkergriffe. Seit kurzem ist der frühere Vertreiber von Spirgrips mit einem ähnlichen Produkt auf dem Markt (‚SQlab 411 Innerbarends‘). Nach Auffassung von Skopre stellt dieses Produkt ein illegitimes Derivat von Spirgrips dar.
Um weitere Verwechslungen zu vermeiden, möchte Skopre deshalb hiermit ein Missverständnis aufklären und dem Erfinder von Spirgrips zu seinem Recht verhelfen. Erfinder und Patentinhaber für Spirgrips ist Pascal Badollet, Physiotherapeut aus Vandoeuvres bei Genf in der Schweiz. Herr Badollet hat vier Jahre Zeit und eigenes Kapital investiert, um dieses sinnvolle Zubehör für Mountainbiker zu entwickeln.
Zwischen Herrn Badollet, seiner Firma Fun G. und Skopre besteht eine exklusive Vertriebsvereinbarung. Zuvor, von 2014 - 2016 hat SQlab Spirgrips vertrieben und dabei offensichtlich die Vorteile dieses exzellenten Produkts erkannt. SQlab hat nach der der ersten Order bei Fun G. angefragt, Spirgrips in SQlab umbenennen zu dürfen. Dies wurde von Fun G. verweigert.
Am 06.01.2016 erhielt Herr Badollet schließlich das Patent für Spirgrips für Europa, China und die USA. Seit etwa Juni 2016 sind so genannte ‚411 Innerbarends‘ erhältlich, ein sehr ähnliches Produkt, das SQlab ohne Absprache mit Skopre und Fun G. in Taiwan produzieren lässt. Zudem hat SQlab das europäische Patent angefochten. Herr Badollet hat am 13.03.2017 gegen diese Anfechtung Widerspruch eingelegt.
Die endgültige Entscheidung des Europäischen Patentamts steht derzeit aus. Mindestens bis dahin ist das Patent für Deutschland und Österreich unverändert gültig und - unabhängig von der Entscheidung - sind und bleiben Spirgrips das Original.
Pascal Badollet hierzu: 'Dies ist wieder ein Fall, bei dem eine kleine Firma ein von vielen Radsportlern geschätztes, revolutionäres Produkt entwickelt und dann von einer größeren Firma, die von sich behauptet, innovativ zu sein, um ihren fairen Anteil gebracht werden soll.”
Damit endet das Schreiben der Firma Skopre. Darauf kontaktierte SAZbike Tobias Hild, Gründer und Geschäftsführer von SQlab.
Tobias Hild antwortete wörtlich (Anhänge werden nicht dargestellt):
„Sehr geehrte Damen und Herren,
in den letzten Tagen ging eine Pressemitteilung der Fa. Skopre an diverse Medien, in der wir auch vorkommen. Aus diesem Grund hier unsere Stellungnahme. Ich möchte mich ausdrücklich dafür entschuldigen, Sie hier mit Dingen zu belasten, die an sich zunächst unter Anwälten oder sogar Gerichten aber viel besser an sich in persönlichen Gesprächen untereinander geregelt werden sollten.
Bereits 2007 hat SQlab Barends für die Montage innerhalb der Griffe entwickelt, hergestellt und vertrieben. Als Erfinder haben wir uns damals allerdings nicht gesehen. Unserer Kenntnis nach war die amerikanische Marke Onza die erste, die Barends Ende der 80er auf den Markt gebracht hat. In den 90er kam kaum ein MTB ohne serienmäßig montierte Barends auf den Markt. Alle möglichen und unmöglichen Formen wurden damals bereits angeboten. Aufgrund der damals eher schmalen Lenker montierten nur einige „Individualisten“, meist aus der Radreiseszene, die Barends auch innerhalb der Griffe. Wenn es hier nun darum geht den Erfinder dieses Konzept zu suchen, dann sollte man also eher in diese Richtung recherchieren. Auf die ergonomische Idee kam auch die Fa. Bontrager bereits mit einem 2007 vorgestellten Carbonlenker (Bild anbei). Auch beim Spinning kam man bereits in den 90er auf die Idee das Stäbe innerhalb der normalen Griffposition ergonomisch Sinn machen. In vielen Spinningkursen wurde dies auch „Griffposition 1“ genannt. Mit leichter Abwandlung ist ein Triathlonaufsatz oder die guten alten Spinacis auch sehr nah an dieser Idee. Es handelt sich also bei unserem Produkt weniger um eine Erfindung als mehr um eine Entdeckung. Aus diesem Grund haben wir auch das Wortspiel ,Barends für innen - Innerbarends' als Marke eingetragen bekommen (Nr. DE 30 2016 014 292.4).
Unsere aktuellen ,Innerbarends 411' weisen genau die Produktmerkmale unseres Produktes von 2007 auf, montiert man die alte Version auf der einen und die neue Version auf der anderen Seite spürt man kaum einen Unterschied. Das Design haben wir nach 10 Jahren natürlich stark verändert. Wir denken nicht, dass wenn man nun beide Produkte nebeneinander sieht es hier zu einer Verwechslung kommen kann. Zumal wir lediglich Barends anbieten und keine Griffe, wie Sie von Herrn Badollet zum Patent angemeldet wurden und wie Herr Badollet auch in der Pressemitteilung richtig schreibt ,Innenlenkergriffe' (EP 2467294B1 als PDF anbei bitte beachten Sie die Zeichnungen). Wenn nun die Spirgrips gar nicht mehr wie die Griffe und damit wie die ursprüngliche Erfindung des Herrn Badollet aussehen, sondern inzwischen wie Barends, dann ist es doch eher so, dass wir hier bzw. die Fa. Onza sagen wir mal Vorbild beim Design der aktuellen Spirgrips waren.
Dass die Patentämter auf drei Kontinenten exakt gleich schnell arbeiten und genau am 06.01.2016 gleichzeitig ein Patent erteilen ist wohl noch nie vorgekommen und damit eher unwahrscheinlich. Vielmehr hat Herr Badollet ein Designpatent in der Schweiz und in USA (USD743238 anbei), dieses Patent wird aber in der Pressemitteilung nicht näher erwähnt und eine Verletzung wird uns auch von den Anwälten des Herrn Badollet nicht vorgeworfen. Der Grund ist, dass wir nicht dagegen verstoßen. Aber genau dieses Patent gibt die vier Jahre Arbeit des Herrn Badollet am Besten wieder, nämlich ein tolles Design. Eine Zusammenarbeit auf Basis des Produktdesigns hat Herr Badollet bereits in einem sehr frühem Stadium abgelehnt, wie er selbst in der Pressemitteilung erwähnt, wir können also nichts dafür, wenn Herr Badollet sich nun um seinen Anteil betrogen fühlt. Mehr können wir allerdings zum jetzigem Zeitpunkt zu diesem fast schon skurrilem Patentstreit nicht sagen.
Unsere Strategie ist es seit nun gut 15 Jahren Produkte herzustellen, die dem Radfahrer dienen und mehr Freude bereiten. Wenn es um Patente geht ist unsere Strategie niemals eine Art Monopolstellung zu schaffen um dadurch hohe Preise durchzusetzen. Wir haben bis jetzt aus unseren Patenten noch nie andere angegriffen sondern uns nur verteidigt, gegen oftmals sehr aggressive Mitbewerber aber auch gegen oftmals in Ihrer Erfinderehre verletzte Tüftler. Wir halten es hier eher wie Elon Musk von Tesla und investieren in Produkte die dem Kunden nutzen anstatt in Patentstrategien die nur zu Streit und Krieg führen. Wir sehen eine Konkurrenzsituation auf dem Markt als sportlichen Wettkampf aus dem am Ende immer der Kunde als Sieger hervorgeht und um genau den sollte es gehen.“
Damit endet das Schreiben der Firma SQlab. SAZbike wird über die künftige Entwicklung berichten.