Abendveranstaltung in Frankfurt 18.07.2022, 15:03 Uhr

Mobility Network Night wurde zum Stelldichein der Fahrradbranche

Auf der Mobility Network Night in Frankfurt traf sich die Branche am Donnerstagabend nach der Eurobike. Gut 200 Gäste zählten die Veranstalterinnen Daniela Odesser, Karla Sommer und Monika Fiedler-Proksch.
Das Podium von links: Patrick Ayad, (Global Leader Mobility and Transportation, Hogan Lovells), Kristjan Maruste, (Gründer & CEO, Äike ), Annalena Horsch (Geschäftsführerin Coboc), Jonas Stolzke (Geschäftsführer My Boo), Daniela Odesser, Christopher Werner, (Managing Partner fp – Frank Partners), Nicola Hemshorn-Bouwen (Moderation)
(Quelle: MNN / Stratmann)
Der Andrang war groß am Mainkai: Zahlreiche Fahrradexperten und -expertinnen trafen sich am zweiten Messetag, dem 14. Juli, um bei kühlen Getränken den warmen Tag ausklingen zu lassen. Viele hatten sich seit Pandemiebeginn nicht mehr gesehen, entsprechend munter war die Stimmung.
Das Programm der Mobility Network Night bestand aus einer Podiumsdiskussion und einem Vortrag, jeweils auf Englisch. Patrick Ayad, (Global Leader Mobility and Transportation, Hogan Lovells), Kristjan Maruste, (Gründer & CEO, Äike ), Annalena Horsch, Jonas Stolzke, Daniela Odesser und Christopher Werner, (Managing Partner fp – Frank Partners), diskutierten das Dauerthema Lieferkettenprobleme. Dabei spielten auch das deutsche Lieferkettengesetz, der Transparency Act in Norwegen, das EU-Steuersystem, die Nachhaltigkeitsziele der UN und das sich wandelnden Konsumbewusstsein wichtige Rollen.

Wird Nachhaltigkeit zum K.O.-Kriterium?

So entwickelt sich nach einhelliger Ansicht Nachhaltigkeit, in der Diskussion auch als Environmental Social Governance (ESG) bezeichnet, zu einem wichtigen Kriterium für Investoren. Wahrscheinlich würden auch bald nicht mehr nur Großunternehmen, sondern Firmen aller Größen von schärferen Gesetzen betroffen sein. Wer jetzt Vorreiter sei, diene dem Gesetzgeber als Vorbild für striktere Regularien. Dabei würde auch die Produktion in einigen Ländern erschwert oder gar unmöglich, weil manche EU-Richtlinien dort nicht umzusetzen seien.
Eine tiefgehende Untersuchung und Bewertung der eigenen Lieferkette entlang der ESG-Kriterien werde regulatorisch fast unumgänglich und liefere einige Vorteile, etwa essenzielles Wissen, Informationen und Transparenz, die zum Treffen unternehmerischer Entscheidungen notwendig sind und mit denen Risiken navigiert werden können. Nachhaltige Geschäftsmodelle seien zugleich für junge Fachkräfte attraktiv. Das Podium war sich einig: Nachhaltiges Wirtschaften muss in der Unternehmenskultur verankert werden, damit es erfolgreich umgesetzt werden kann, es muss in allen Instanzen gelebt werden.
Starke Abhängigkeiten in der Lieferkette schaden dagegen der Entwicklung der gesamten Industrie. Lange Bestellzeiten sind absoluter Innovationshemmer, da dann das Produkt auf die Bedingungen angepasst werden müsse. Die Produktion in Europa ist grundsätzlich möglich und die Kosten für die Produktion trotz höherer Löhne und Energiekosten oft geringer als die Kosten durch Kapitalbindung oder Lieferkettenunterbrechungen nach Fernost. Zudem ist das Einhalten der ESG-Standards in Europa wesentlich einfacher und kostengünstiger. Alle waren sich einig, dass Greenwashing in Zukunft zunehmend durchschaut werde und nicht mehr funktioniere, weil die Kundschaft dazu immer besser informiert sei. „Es gibt nur einen Planeten und wenn nicht alle Akteure sinnvoll und ernsthaft handeln, wird sich das Thema Business ohnehin bald erledigen“, fasste Daniela Odesser zusammen.

Ukulele statt Arbeit: Fahrradprofessor entschleunigt sich

Im Anschluss plädierte der Fahrradforscher Prof. Dr. Marco te Brömmelstroet in seinem Vortrag für radikale Entschleunigung des Lebenswandels und Verzicht auf Profitmaximierung, um Städte lebenswerter zu machen. Selber geht er diesen Weg bereits, wie er SAZbike im Anschluss an den Vortrag verriet: „Ich habe mich mal gefragt, was passiert, wenn ich aufhöre zu arbeiten. Die Antwort ist: nichts. Also verzichte ich auf einen Teil meines Gehalts und arbeite jetzt weniger. Ich habe die Zeit genutzt, um Ukulele zu lernen und beschäftige mich mehr mit meinen Kindern“, erklärte er.



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