Sternfahrt und Demonstration 12.09.2021, 08:00 Uhr

Veranstalter der Kontra-IAA-Demo zählen 25.000 Teilnehmende

Anlässlich der aktuell in München stattfindenden IAA Mobility rief ein breites Bündnis aus ADFC, Attac, BUND, BUND Jugend, Campact, DUH, Greenpeace, Natur Freunde und VCD zu einer Radsternfahrt und Demonstration auf.
Auch Greenpeace war an der Demo beteiligt.
(Quelle: SAZbike)
Nach Angaben der Veranstalter nahmen rund 25.000 Menschen zu Fuß und per Rad teil. Die Polizei bezifferte deren Zahl auf 14.500 Personen. Unter dem Motto #aussteigen fordert das Bündnis eine Abkehr von der autodominierten Verkehrspolitik und Vorrang für den Fuß-, Rad- und Nahverkehr. Die Politik müsse sich endlich von dem Einfluss der Automobilindustrie befreien, um einen klimafreundlichen Verkehr für alle zu ermöglichen, so das Bündnis. „Wer Autobahnen baut, wird Verkehr ernten", fasst es VCD-Bundesvorstand Jürgen Walter zusammen. Der Verkehr muss deshalb vor allem in den Bereichen Schiene, ÖPNV, Fahrrad- und Fußverkehrsnetz deutlich ausgebaut und verbessert werden.
Für die Fahrraddemo machten sich am 11. September mehrere Gruppen aus München, Augsburg, Rosenheim und Zürich auf den Weg zu der Veranstaltung auf der Theresienwiese. Insgesamt elf Fahrradrouten aus dem Münchner Umland führten zur Demo in der Münchner Innenstadt. Auf der letzten Etappe der Sternfahrt schloss sich eine Kinderdemo an, bei der zahlreiche Familien sichere Wege besonders auch für Kinder forderten. „Die Fahrraddemo hat Spaß gemacht und war top organisiert", so eine Mitfahrende auf der Strecke ausgehend von der Studentenstadt. 
Bevor der Demonstrationszug auf der Münchner Theresienwiese startete, nannten Vertreter von VCD, Greenpeace, Fridays for Future und Campact ihre Forderung an die nächste Bundesregierung. Der Verkehr soll bis 2035 klimaneutral gestaltet werden, die Automobilindustrie wird deshalb aufgefordert, den Verkauf von Verbrennungsmotoren für Deutschland bereits ab 2025 einzustellen, global soll dies dann 2030 geschehen. „Es ist keine Frage mehr, ob man aus dem Verbrenner aussteigen muss, sondern es geht jetzt um das Tempo", so die VCD-Bundesvorsitzende Kerstin Haarmann. Marion Tiemann von Greenpeace legt nach: „Viele sagen, diese IAA sei anders, dennoch sind immer noch 90 Prozent der Autos, die verkauft werden, Verbrenner. Wir wollen aber ganz klar weniger Autos und mehr Alternativen. Auch E-Mobilität ist nur eingeschränkt nachhaltig. Die IAA ist für uns deshalb sinnbildlich ein grün lackierter Verbrenner-SUV und gehört abgeschafft." Der Greenpeace-Schlachtruf für die Demo lautete: „Die Klimakrise ist schon da, wir brauchen keine IAA." Christoph Bautz von Campact betonte anschließend, dass der Verkehrssektor in den letzten Jahren keine Verminderung des CO2-Ausstoßes bewirken konnte und die Bundesregierung in diesem Politikbereich deshalb versagt hätte. Für die nächste Bundesregierung fordert er einen Paradigmenwechsel in der Verkehrspolitik. 
Andreas Schöne, Vorsitzender des ADFC München, bemängelte vor allem das Verhalten der bayerischen Behörden im Hinblick auf die Organisation der Demo. Einige Routen waren noch wenige Stunden vor der Demo geändert worden, die Führung über Autobahnabschnitte wurde gänzlich untersagt. Der Alltagsradverkehr in München war während der IAA Mobility hingegen erheblich behindert. Im Rahmen der Messe war es aber möglich, eine extra Autobahnspur zu schaffen, Plätze in der Münchner Innenstadt durch große Aufbauten zu verändern, und die Infrastruktur großflächig der IAA anzupassen. Das Bündnis kritisiert deshalb die Ungleichbehandlung der Zivilgesellschaft gegenüber der Automobilindustrie bei der Nutzung des öffentlichen Raums und reichte aus diesem Grund einen offenen Brief (SAZbike berichtete) an das Bürgermeisterbüro ein. 
Für Schöne geht es bei der Veranstaltung #aussteigen vor allem darum, eine bessere Infrastruktur abseits der Bundes- und Autobahnen zu schaffen und den Radverkehr endlich auszubauen, damit jeder Mensch sicher auf dem Fahrrad unterwegs sein kann. Die Diskussion für eine gemeinsame Verkehrspolitik aller – also Auto, Bus, Bahn, Fahrrad und zu Fuß – hält er für richtig und wichtig. Der VDA und damit die IAA sind für ihn allerdings nicht die richtige Plattform, vielmehr fordert er eine neutrale Veranstaltung, in der das Thema Mobilität wirklich in den Fokus gerückt wird. „Wir haben eine andere Vorstellung von nachhaltiger und zukunftsfähiger Mobilität als die IAA", so Schöne.
Die Demo, an der rund 25.000 Menschen teilnahmen, verlief friedlich. Masken- und Abstandsregeln wurden überwiegend eingehalten. Viele Menschen konnten sich auch vom Bürgersteig aus für den tanzenden und rufenden Demonstrationszug begeistern und filmten diesen. Die Polizei war mit einem Großaufgebot von Einsatzkräften vor Ort. 


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