Werkstattumfrage Velohandel Schweiz 26.05.2020, 13:58 Uhr

Große Unterschiede bei Corona-Bewältigung im Schweizer Fachhandel

Zum fünften Mal seit 2011 hat das Schweizer Fachbüro Dynamot im Februar die Werkstattumfrage im Schweizer Velohandel durchgeführt und ausgewertet. SAZbike veröffentlicht erste Ergebnisse.
Cover der Studie
(Quelle: Dynamot)
Nicht erst seit der Corona-Krise boomt die Fachwerkstatt: Immer mehr Schweizer Fachgeschäfte berichten von hoher Nachfrage während der Saison und oft gar wochenlange Wartefristen während der ganzen Saison. Einen wesentlichen Grund dafür zeigt der Dynamot-Inhaber Urs Rosenbaum in der aktuellen Werkstattumfrage auf: In sehr vielen Fachgeschäften mangele es an qualifiziertem Personal. Kurz vor dem Saisonstart war jede dritte Velowerkstatt der Schweiz unterbesetzt. Der Fachkräftemangel der Schweizer Fachgeschäfte ist rund dreimal höher als im Schnitt aller kleinen und mittleren Unternehmen (KMUs) in der Schweiz. An den Löhnen alleine liegt das nicht zwingend: Im Schnitt verdient ein Velomechaniker gemäss der Werkstattumfrage 2020 aktuell etwas über 5.100 Franken monatlich. „Bei hochqualifizierten Fachkräften mit Führungsverantwortung kann das Gehalt sogar deutlich höher sein“, sagt Urs Rosenbaum, der mit seinem Fachbüro Dynamot Kommunikation die Werkstattumfrage angestoßen und diese gemeinsam mit dem Branchenverband 2rad Schweiz durchgeführt hat. 
Werkstatt ist keine Goldgrube
Eine Folge sind steigende Servicetarife. Zudem konnten laut Dynamot viele Händler die Rentabilität ihrer Werkstattarbeit verbessern, indem sie häufiger mit Betriebssoftware und Arbeitswerttabellen arbeiten als noch bei der letzten Umfrage vor zwei Jahren. Dennoch sei die Werkstatt für viele Velogeschäfte keine Goldgrube: Nur knapp mehr als die Hälfte der Händler (56,4%) geben an, dass sie in der Serviceabteilung Geld verdienen. Dass es auch anders geht, zeigt der Vergleich zu den VSF-Geschäften in Deutschland. In einer Vergleichsumfrage gab ein höherer Anteil dieser Fahrradgeschäfte an, das ihre Werkstatt rentabel ist, und das trotz deutlich tieferen Tarifen. Der Vergleich zeige, dass die Branchenkollegen in Deutschland deutlich effizienter arbeiten und zusätzliche Services für Werkstattkunden häufiger abrechnen.
Große regionale Unterschiede – auch während der Corona-Krise 
Unabhängig von der Rentabilität gibt es in der Schweiz große Unterschiede bei Tarifen und Organisation der Servicewerkstatt im Velohandel. Die Werkstattumfrage zeige vor allem einen großen Graben zwischen städtischen und ländlichen Gebieten sowie zwischen der Deutschschweiz und der Romandie. Enorme Unterschiede zwischen den Sprachregionen sieht Dynamot auch bei den Auswirkungen der Corona-Krise auf das Geschäft: Händler in der Romandie leiden sowohl im Verkauf wie auch in der Werkstatt deutlich stärker, während Deutschschweizer Händler mit einem blauen Auge durchkommen und zu einem bemerkenswerten Teil sogar während dem Lockdown besser arbeiten würden als im Vorjahr zur selben Zeit. Entsprechend zurückhaltend reagierten viele Fachgeschäfte auf die Krise: Nicht einmal die Hälfte der Schweizer Velohändler setzte in den ersten Wochen des Corona-Lockdowns auf naheliegende Maßnahmen wie zusätzliche Werbung für ihr Angebot, Kurzarbeit, Mietzinsreduktion oder Stornierung von Warenlieferungen. 
Die Ausgabe 2020 bietet eine Übersicht zu aktuellen Tarifen und Organisation in der Servicewerkstatt sowie einen langjährigen Vergleich über die Entwicklung dieser Kennzahlen. Die gesammelten Ergebnisse der Werkstattumfrage 2020 inklusive Sonderteil zur Corona-Krise sind auf 72 Seiten zusammengefasst. Sie können ab sofort gedruckt oder digital beim Herausgeber Dynamot bestellt werden.



Das könnte Sie auch interessieren