Inflation drückt die Bilanz 05.07.2022, 13:22 Uhr

Einzelhandelsumsatz schrumpft 2022 um zwei Prozent

Der Handelsverband Deutschland (HDE) geht für die Einzelhandelsbranche in diesem Jahr von einem nominalen Umsatzwachstum von drei Prozent aus. Aufgrund der Inflation rutscht der Einzelhandel jedoch zwei Prozent ins Minus.
Nominal wächst der Einzelhandel im Vergleich zu 2021, die Inflation sorgt dennoch für ein Minus.
(Quelle: Screenshot HDE-Halbjahrespressekonferenz)
Steigende Inflation, immer höhere Energiekosten und eine schlechte Verbraucherstimmung sorgen weiterhin für herausfordernde Rahmenbedingungen im Einzelhandel. Dementsprechend rechnen in einer aktuellen Umfrage des Handelsverband Deutschland (HDE) unter 800 Unternehmen 44 Prozent der Befragten für das Gesamtjahr 2022 mit sinkenden Umsätzen. Der HDE geht für die Branche insgesamt von einem nominalen Umsatzwachstum von drei Prozent im Vergleich zum Vorjahr aus, inflationsbereinigt rutscht der Einzelhandel aber zwei Prozent ins Minus. Dabei legen die Umsätze im stationären Handel um nominal 1,4 Prozent zu, während der Online-Handel ein Plus von 12,4 Prozent verzeichnet.

Kaufkraft sinkt, Kosten steigen

Aktuelle HDE-Umfragedaten zeigen, dass im ersten Halbjahr 2022 noch knapp die Hälfte der Handelsunternehmen im Vergleich zum Vorjahr Mehrumsätze verzeichnen konnte. Teilweise spiele hier auch der Vergleich zu einem durch Corona noch schlechteren 2021 eine Rolle. Deutlich verhaltener sind die Erwartungen aber für die zweite Jahreshälfte: Hier rechnet nur noch ein Fünftel der Befragten mit Umsatzsteigerungen. Knapp die Hälfte der Multichannel-Händler geht von stagnierenden Umsätzen im Vergleich zum Vorjahr aus. „Die steigende Inflation schmälert die Kaufkraft der Kundinnen und Kunden massiv. Gleichzeitig geraten die Gewinne der Unternehmen durch stark steigende Kosten unter Druck“, sagt HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth.

Die Politik ist gefordert

„Die Bundesregierung muss auf die aktuellen Herausforderungen noch entschlossener und zielgerichteter reagieren. Die Unternehmen dürfen durch die ungebremst ansteigenden Energiepreise nicht überlastet werden. Zudem muss die Kaufkraft der Verbraucherinnen und Verbraucher gestützt werden“, so Genth. Der HDE setzt sich deshalb unter anderem für die Abschaffung der kalten Progression (entstehende Steuermehrbelastung, wenn Steuertarife nicht an die Preissteigerungsrate angepasst werden) und Entlastungen für Geringverdiener ein.
Zudem fordert der Verband die Anpassung der bestehenden Kredit-Programme der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) für von den hohen Energiepreisen überforderte Unternehmen. Derzeit könnten die meisten Handelsunternehmen aufgrund der falsch angesetzten Zugangshürden nicht daran teilhaben. „Bei den Energiepreisen muss dringend Entlastung her. Die Stromsteuer sollte auf ein Minimum reduziert werden und die EU muss Modelle für einen gemeinsamen, dann günstigeren, Gaseinkauf angehen. Denkbar ist auch ein Gaspreisdeckel wie in Spanien und Portugal“, so Genth weiter.



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