Deutschlandumsatz weit über 333 Mio. Euro
26.02.2018, 16:25 Uhr
Decathlon überholt SportScheck
Der französische Sporthändler Decathlon (Lille) hat in Deutschland im Jahr 2016 einen Umsatz von 333,3 Mio. Euro erzielt, das waren 74,4 Mio. Euro mehr als im Vorjahr. Damit setzten die Franzosen mehr um als jeder Wettbewerber hierzulande.
Die Decathlon Sportspezialvertriebsgesellschaft mbH (Plochingen) erzielte laut Bundesanzeiger 2016 hierzulande mit einem Zuwachs von 28,7 % (Vorjahr: 21,7 %) eine Steigerung ihrer Umsatzerlöse auf 333,2 Mio. Euro (Vorjahr: 258 Mio. Euro). Dem Online-Shop Decathlon.de sind vom Gesamtumsatz 35,4 Mio. Euro zuzuordnen und 297,8 Mio. Euro den Filialen. Das Umsatzwachstum sei sowohl auf das bestehende Geschäft (242,6 Mio. Euro) sowie auf die Neueröffnungen der letzten beiden Geschäftsjahre (55,2 Mio. Euro) zurückzuführen.
Zum Vergleich: Der bisherige Branchenprimus als Sportfachhändler – Sportscheck – erzielte 2016/17 einen Umsatz von zuletzt 291 Mio. Euro. Scheck-CEO Markus Rech prognostizierte für das laufende Geschäftsjahr 2017/18 (28. Februar) für Sportscheck ein leichtes Umsatzwachstum von 2 %. Somit gibt es in Deutschland eine neue Nr. 1 an der Handelsfront, vor allem wenn man bedenkt, dass Decathlon seit 2016 26 (!) weitere Filialen eröffnet und seine Zahl auf über 50 erhöht hat – Scheck dagegen hat keine einzige zusätzliche Filiale aufgebaut. Die Signa-Sports-Gruppe knackt nur im Verbund seiner Spezialisten (Fahrrad.de, Tennis-Point, Campz, Outfitter etc.) die 300-Mio.-Euro-Grenze, Karstadt Sports alleine schafft es nicht.
Weltweit immer noch die Nr. 2
International konnte Decathlon, das von der Familie Mulliez kontrolliert wird (u.a. Auchan, Phildar und Pimkie) in neun neuen Länder an den Start gehen und seinen weltweiten Umsatz mit den nunmehr 1.352 Stores auf 11 Mrd. Euro steigern. Damit muss sich Decathlon international noch hinter Intersport auf Rang 2 einreihen. Im Zuge der Digitalisierung wurde die Unternehmensführung dezentralisiert.
„Das Umsatzwachstum wurde vor allem durch 185 Neueröffnungen, darunter neun in Frankreich, getragen, womit sich die Gesamtzahl auf 1.352 Filialen in 39 Ländern erhöht hat, zehn Länder mehr als im Jahr 2016. Einschließlich der neuen Märkte haben wir eine Umsatzsteigerung von 11 % erzielt", so François De Witte, stellvertretender Vorstandsvorsitzender von Decathlon Frankreich, bei der Bilanzpressekonferenz am Stammsitz der Fahrradeigenmarke B'Twin in Lille (Frankreich).
Während die Umsätze im Heimatmarkt nur um 4 % auf 3,4 Mrd. Euro kletterten, erlebte das bis dato strikt zentral geführte Unternehmen eine „Revolution in der Führung" erklärte de Witte. „Wir haben uns in eine dezentrale Organisation verwandelt, in der die Entscheidungen so weit wie möglich von den lokalen Organisationen in den Ländern getroffen werden, in denen Decathlon Geschäfte betreibt, und sogar in den Geschäften selbst."
Eine zweite wichtige Veränderung in der Strategie sei der Omnichannel-Ansatz: „Obwohl der Anteil der Internetverkäufe für uns mit 4,5 % im Jahr 2017 (4,1 % im Jahr 2016) immer noch gering ist, ist Omnichannel immer noch eine Revolution, der sich niemand entziehen kann", so De Witte. Decathlon kündigte an, künftig an einer stärkeren Segmentierung in jeder Sportart zu arbeiten, z.B. mit insgesamt sieben (!) Fahrradeigenmarken eine Differenzierung vom Wochenendradler bis zum Profi anzustreben.
Decathlons Eigenmarkenanteil beträgt laut Unternehmenssprecher Ludger Niemann 90 %. Die Franzosen führen rund 20 eigene Marken im Portfolio. Rund 150 Produktdesigner und 530 Ingenieure konzipieren für mittlerweile fast 70 Sportarten Produkte. „Ziel ist es, in den nächsten zwei bis drei Jahren etwa hundert Sportarten zu labeln", verrät Kipstas Produktingenieur Romain Thiebaud.