Manipulierte E-Bikes
26.04.2022, 12:10 Uhr
Hannes Neupert testete im ZDF Fahrradwerkstätten
Der Elektroradexperte Hannes Neupert hat im Auftrag des ZDF-Magazins Wiso einen verdeckten Werkstatttest im Fachhandel durchgeführt. Er zieht ein kritisches Fazit.
Neupert, Geschäftsführer von Extra Energy (Tanna), ein Fahrprüfungszentrum für Elektroräder, hatte für die Sendung am 25. April drei E-Cargoräder mit jeweils vier Fehlern präpariert: Die Befestigungsschraube des Anschnallgurts war lose, in der Bremsleitung Luft, die Lampe falsch eingestellt und der Reifendruck zu niedrig. Außerdem hatte jedes Rad ein individuelles Akkuproblem, wie es bei gebrauchten E-Bikes auftreten kann: ein Akku und ein Kabelbaum waren defekt, beim dritten Rad passte das Ladegerät nicht zum Akku.
Als Lockvogel agierte ein junges Paar, das vorgab, das gebrauchte E-Lastenrad für den Kindertransport zu nutzen. Die Fachgeschäfte, keines wird namentlich genannt, offenbarten neben guten Werkstattleistungen auch einige Nachlässigkeiten: Die erste Werkstatt fand die Fehler, empfahl aber mit dem S-Pedelec zu üben. Auf die Frage, wo man damit fahren dürfe, wies der Händler zwar korrekterweise auf die Pflicht zu Nummernschild und Haftpflicht hin. Er empfahl aber, auf dem Radweg zu üben, mit höchstens 30 Stundenkilometern. Natürlich darf ein S-Pedelec grundsätzlich nicht auf dem Radweg gefahren werden, da es als Kraftfahrzeug gilt. Außerdem verlangte der Händler 20 Euro für die Entsorgung des defekten Akkus. (Gesamtpreis der Reparatur: 320 Euro). Neupert erklärt, jeder Laden, der E-Bikes verkauft, muss Akkus laut Batteriegesetz kostenlos zurücknehmen.
Ein Händler löste alle Probleme zum fairen Preis
Ein weiterer Händler riet zunächst zur Rückgabe des gebrauchten E-Transportrades und zum Neukauf. Erst nachdem das Paar auf die Reparatur drängte, willigte der Händler ein. Er fand und behob alle Probleme: Er entlüftete die Hydraulikbremse, tauschte den Kabelbaum, korrigierte den Reifendruck, stellte die Lampen ein und befestigte die lose Schraube am Sicherheitsgurt. Hier lobten die Redaktion und Neupert die Leistung des Händlers, ebenso wie den fairen Preis von 194 Euro.
Der dritte Händler, auch er verkauft E-Bikes, konnte den Akku nicht überprüfen, weil er keine Softwareschnittstelle dafür habe. Stattdessen bot er einen neuen Akku für 1.000 Euro an. Der Händler tauschte bei dem dreirädrigem Lastenrad den Bremsbelag auf einer Seite aus und gab es mit unterschiedlichem Luftdruck links und rechts zurück, was beim Bremsen zum Verziehen führe. Für Neupert ein Mangel, für den Händler normal. Er übersah außerdem die lockere Schraube am Sicherheitsgurt und stellte zwar den Defekt am Ladegerät fest, bot aber kein neues Ladegerät an.
Neupert fasste zusammen: „Ich bin ziemlich frustriert zu sehen, das von allen getesteten Werkstätten nur eine es geschafft hat, mit ein bisschen Nachhilfe und Hinweisen alle sicherheitsrelevanten Mängel zu finden und zu beheben.“ Die Wiso-Redaktion bemängelte das Ergebnis als dürftig, da selbst Fahrradreparaturen für hunderte Euro kaum Sicherheit bringen würden.
Die Sendung ist hier abrufbar. Bereits in der Vergangenheit riefen Sicherheitsexperten wie Dirk Zedler nach verdeckten Werkstatttests im Fernsehen den Fachhandel zu mehr Sorgsamkeit bei der Reparaturannahme auf.