Standardisierter Prüfstandtest 21.05.2019, 09:09 Uhr

Branchengrößen normieren Reichweitentest für E-Räder

Die Antriebs- und Elektroradhersteller Bosch E-Bike Systems, Shimano und die Accell-Gruppe haben mit dem Prüfinstitut Velotech.de und dem Zweirad-Industrie-Verband (ZIV) einen Standard entwickelt, um die Reichweiten von Elektrorädern zu messen.
Der Test wird auf einem Prüfstand durchgeführt.
(Quelle: Bosch)
Der „Normierte Reichweitentest R200“ soll Transparenz und Vergleichbarkeit schaffen. Er wird auf Prüfständen durchgeführt, mit diesem sollen Hersteller, Händler und Kunden erstmals objektiv die Reichweite verschiedener E-Räder vergleichen können. Das Problem bei Feldversuchen zur Reichweite ohne Norm: Die Ergebnisse hängen stark vom Fahrer und den äußeren Bedingungen ab. Fahrgewicht, Reifen, Luftdruck, Untergrund, Wetter, Fahrerleistung und -verhalten lassen sich nicht in jedem Fall reproduzieren, die Ergebnisse sind in der Regel nicht vergleichbar. Der „Normierte Reichweitentest R200“ soll die Leistungen von E-Bikes vergleichbar machen, indem die Räder auf einen einheitlichen Unterstützungsfaktor von 200 Prozent (daher: R200) normiert werden. Das bedeutet, dass das Antriebssystem des geprüften E-Rades eine durchschnittliche Fahrerleistung von 70 Watt mit 140 Watt unterstützt. Dies entspreche einem mittleren bis hohen Unterstützungsfaktor, so Bosch. R200 lege außerdem Werte für die durchschnittliche Geschwindigkeit (20 Kilometer pro Stunde) und die durchschnittliche Trittfrequenz (60 Umdrehungen pro Minute) fest. Für weitere Faktoren wie Gewicht, Geländeart, Untergrund, Anfahrhäufigkeit und Windbedingungen seien typische Beispielwerte festgesetzt.
Die definierten Parameter sollen das Mittel realer Fahrbedingungen darstellen, damit die Norm praxisnah ist. Am Ende des Tests steht die konkrete Angabe, wie viele Kilometer ein Elektrorad unter diesen Normbedingungen fährt. Das Ergebnis soll für den Kunden intuitiv verständlich sein. Die Reichweiten verschiedener E-Bikes könnten so miteinander verglichen werden. Aufgrund unterschiedlicher Rahmen- und Fahrradspezifikationen müssen Hersteller jedes Modell individuell mit dem R200-Verfahren prüfen, um die Reichweite zu ermitteln. Außerdem informiert R200 über die Akku-Kapazität und den Energieverbrauch des Rades.
„Die Vergleichbarkeit von E-Bike-Antriebssystemen und mehr Durchblick beim Pedelec-Kauf ist uns enorm wichtig. Mit dem R200 gibt es jetzt auf die wichtige Frage ‚Wie weit komme ich mit einer Akku-Ladung?‘ eine fundierte Antwort“, sagt Claus Fleischer, Geschäftsleiter von Bosch E-Bike Systems. Und der ZIV-Geschäftsführer Siegfried Neuberger ergänzt: „Seit Jahren steigen die E-Bike-Verkäufe stetig. Deshalb war es an der Zeit, einen einheitlichen Standard zu definieren, mit dem sich E-Bike-Reichweiten transparent vergleichen lassen. Wir sind überzeugt, dass sich das R200-Testverfahren etablieren wird.“
Der R200 wird auf Prüfständen durchgeführt. Dazu muss der Betreiber lediglich die Werte des Anforderungskatalogs eingeben. Erste Hersteller haben bereits die Prüfinstitute Velotech.de und das Karlsruher Institut für Technologie beauftragt, die Leistung von E-Bikes laut dem Messverfahren R200 zu testen.
Die Entwickler kooperieren außerdem mit dem Deutschen Institut für Normung (DIN), um R200 zum marktkonformen Standard (DIN Spec) zu machen. Ziel ist, den R200 Ende 2019 als DIN Spec zu veröffentlichen und am Markt zu etablieren. Die DIN Spec kann als Grundlage für eine DIN-Norm dienen.



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