Mifa-Insolvenz 09.01.2017, 19:08 Uhr

Mifa-Sanierung: Geschäftsführer optimistisch

 Am 05. Januar hat die Mifa-Bike Gesellschaft mbH Insolvenz beim Amtsgericht Halle beantragt. Noch am gleichen Tag hielt der für die Sanierung eingesetzte Geschäftsführer Joachim Voigt-Salus eine Rede.
Auf der Pressekonferenz in Sangershausen erklärte Voigt-Sallus:
 
„Sehr geehrte Damen und Herren,
 
ich darf mich Ihnen zunächst vorstellen: Mein Name ist Joachim Voigt-Salus. Ich bin Rechtsanwalt und spezialisiert auf die Sanierung von Unternehmen. Heinrich v. Nathusius hat mich gebeten, Mifa als sogenannter Sanierungs-Geschäftsführer gemeinsam mit meinem Geschäftsführungskollegen Matthias Herold neu aufzustellen. Unser Ziel ist es, die Existenz von Mifa und möglichst vieler Arbeitsplätze hier am Standort Sangerhausen langfristig zu sichern.
 
Herr Heinrich v. Nathusius ist gleichzeitig aus der Geschäftsführung ausgetreten. Dies ist in dieser Situation ein Schritt, der sich in der Vergangenheit vielfach bewährt hat: Wenn ein Unternehmen saniert werden muss, beauftragen die Gesellschafter einen Sanierungsexperten, der über die dafür nötige Erfahrung verfügt, und treten selbst in den Hintergrund. Wie Sie wissen, habe ich gestern einen Antrag auf Eigenverwaltung beim Amtsgericht Halle gestellt. Die Übergabe der Unternehmensführung an einen Sanierungs-Spezialisten ist eine wichtige Voraussetzung dafür. Entsprechend hat das Gericht heute Morgen diesem Antrag stattgegeben. Es ist dies ein klarer Vertrauensbeweis in die Pläne der Gesellschafter zur Restrukturierung von Mifa.
 
Eigenverwaltung, das bedeutet, dass die unternehmerische Verantwortung während des Verfahrens in den Händen der Geschäftsführung bleibt. Das Insolvenzgericht bestellt deshalb auch keinen (vorläufigen) Insolvenzverwalter, sondern einen (vorläufigen) Sachwalter, der während des Verfahrens darauf achten soll, dass die Interessen der Gläubiger wahrgenommen werden. Als vorläufigen Sachwalter hat das Gericht Herrn Prof. Dr. Lucas F. Flöther bestellt, der den meisten von Ihnen sicher bekannt ist. Ich bin sehr froh über diese Entscheidung. Prof. Flöther ist nicht nur einer der profiliertesten deutschen Insolvenzrechtsexperten. Zudem kennt er Mifa und die Beteiligten bereits sehr gut aus dem Insolvenzverfahren, das der Übernahme durch die Familie v. Nathusius voranging.
 
Lassen Sie mich zunächst betonen, dass wir den Geschäftsbetrieb von Mifa in vollem Umfang fortführen wollen. Wir haben dazu bereits Kontakt mit unseren wichtigsten Gläubigern, Lieferanten und Kunden aufgenommen. Alle haben uns ihre volle Unterstützung bei der Restrukturierung von Mifa zugesagt.
 
Was unsere rund 520 Mitarbeiter angeht, so haben wir diese heute Vormittag ausführlich über das Eigenverwaltungsverfahren und die weiteren Schritte unterrichtet. Die Mitarbeiter haben sehr gefasst und sachlich reagiert. Wir haben den Eindruck gewonnen, dass die Belegschaft zu 100 % hinter Mifa steht und sich mit vollem Engagement für die Neuaufstellung unseres Unternehmens einsetzt. Dafür möchte ich unseren Mitarbeitern an dieser Stelle aufrichtig danken.
 
Die Löhne und Gehälter aller Beschäftigten sind für drei Monate über das Insolvenzgeld gesichert. Zudem haben wir die Vorfinanzierung des Insolvenzgeldes eingeleitet, damit die fälligen Entgeltzahlungen schnellstmöglich angewiesen werden können. Auch unsere Auszubildenden können ihre Ausbildung fortsetzen.
 
Wie Sie wissen, hat Herr v. Nathusius vor gut einem Jahr den Geschäftsbetrieb der Mifa AG übernommen. Mit großem Optimismus, unternehmerischen Ehrgeiz und erheblichem Einsatz privaten Kapitals hat er damit begonnen, Mifa neu aufzustellen. Ein größerer zweistelliger Millionenbetrag wurde investiert – übrigens nicht zuletzt für das Ziel, neue Arbeitsplätze hier in der Region zu schaffen. Deutliches Zeichen dieses Engagements ist das Gebäude, in dem wir uns gerade befinden: eine der modernsten Fahrradfertigungen Europas.
 
In den letzten Monaten blieben jedoch die Umsätze zunehmend hinter den Planungen zurück. Hinzu kam, dass in Herbst und Winter marktbedingt kaum Fahrräder gekauft werden. Zugleich müssen aber nun die Teile beschafft werden, die für den Anlauf der Produktion zum Frühjahrsgeschäft benötigt werden. Angesichts der enormen Investitionen, die bereits getätigt wurden, und den hohen Umzugskosten hier ins neue Werk, reichte deshalb die vorhandene Liquidität für einen geordneten Geschäftsbetrieb nicht mehr aus. Das nun beginnende Eigenverwaltungsverfahren war deshalb für Mifa der logische und richtige Schritt, um die Handlungsfähigkeit zurück zu gewinnen.
 
Wir werden nun in den kommenden Wochen in Gesprächen und Gläubigern und Gesellschaftern prüfen, welche Optionen zur Sanierung von Mifa infrage kommen. Vorrangig werden wir dabei die Möglichkeit eines Insolvenzplanes erörtern. Also den Erhalt der Mifa-Bike GmbH auf der Grundlage eines Vergleichs mit den Gläubigern.
 
Die Familie v. Nathusius hat bereits zugesagt, die Sanierung von Mifa im Eigenverwaltungsverfahren durch frisches Kapital in Millionenhöhe zu unterstützen. Dies ist eine gute Nachricht! Wenn die Gesellschafter bereit sind, einen Sanierungsbeitrag zu leisten, sind in aller Regel auch die Gläubiger um so mehr zur Kooperation bereit.
 
Und so sehe ich gute Chancen, dass hier bei Mifa hier am Standort Sangerhausen nach Abschluss der Sanierung weiter Fahrräder produziert werden."


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