„Fahrradbeleuchtung hat sich erheblich weiterentwickelt“

Osram gilt als einer der bekanntesten und größten Hersteller für Beleuchtungslösungen im deutschsprachigen Raum. Mit zuletzt 20.070 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern erzielte man allein im Jahr 2023 einen Umsatz von 3,59 Milliarden Euro. Wenn ein solcher Branchenriese ein neues Segment betritt, sorgt dies dementsprechend für Aufmerksamkeit. So auf der Eurobike 2024, als Osram eine eigene Kollektion an Fahrradlichtern vorstellte. Doch warum hat sich Osram entschieden, in den Markt der Fahrradbeleuchtung einzutreten? Welche Entwicklungen sieht man derzeit auf dem Markt? Welche Herausforderungen gibt es für den Handel? Und welche Ziele verfolgt man langfristig? Darüber sprachen wir mit Produkt- und Portfoliomanager Mehmet Ali Duman.

SAZbike: Herr Duman, warum hat sich Osram entschieden, in den Markt der Fahrradbeleuchtung einzutreten?

Quelle: Osram

Mehmet Ali Duman: Dieser Markt bietet ein enormes Potenzial und passt ideal zu den Stärken von Osram. Fahrräder sind ein wichtiges Verkehrsmittel im Alltag. In diesem Bereich steigt die Nachfrage nach zuverlässigen und innovativen Beleuchtungslösungen, die Sicherheit und Sichtbarkeit gewährleisten. Somit besteht die Möglichkeit, im Bereich Lichtsysteme für Fahrräder einen Beitrag zur Verkehrssicherheit und Nachhaltigkeit zu leisten. Wir haben daher auf der Eurobike-Messe in Frankfurt im Juni 2024 die LEDs „Bike Race 50“, „Bike Race 80“ und „Bike Race 100“ gelauncht.

SAZbike: Wie schätzen Sie die aktuellen Entwicklungen auf dem Markt für Fahrradbeleuchtung ein? Wie hat sich die Funktionalität moderner Fahrradbeleuchtung im Vergleich zu früheren Modellen weiterentwickelt?

Duman: Die Funktionalität moderner Fahrradbeleuchtung hat sich in den letzten Jahren erheblich weiterentwickelt. Im Vergleich zu früheren Modellen bieten die heutigen Systeme eine verbesserte Helligkeit, höhere Energieeffizienz und eine längere Haltbarkeit. Insbesondere die LED-Technologie hat hier eine Schlüsselrolle gespielt, da sie wesentlich helleres Licht bei deutlich geringerem Energieverbrauch ermöglicht. Ein weiterer bedeutender Fortschritt ist der Einsatz wiederaufladbarer Batterien, die Einwegbatterien weitgehend ersetzt haben. Dies macht moderne Beleuchtungssysteme nicht nur umweltfreundlicher, sondern auch kostengünstiger im Betrieb. Darüber hinaus tragen innovative Sensoren, die beispielsweise das Licht automatisch an die Umgebungshelligkeit anpassen, zur Energieeinsparung bei. Die Montage ist ebenfalls einfacher geworden – viele Systeme können werkzeuglos installiert und leicht abgenommen werden.

In puncto Innovationen haben sich intelligente Sensoren als wegweisend erwiesen. Umgebungslichtsensoren, die die Helligkeit automatisch regulieren, oder Geschwindigkeitssensoren, die ein zusätzliches Bremslicht aktivieren, sind Beispiele dafür, was fortschrittliche Fahrradbeleuchtung heute kann. Auch die Weiterentwicklung der Linsentechnologie hat zu einer optimierten Lichtverteilung beigetragen. Moderne Systeme sind zudem leichter und häufig wasserfest, was ihre Leistung und Sicherheit weiter verbessert.

SAZbike: Welche zusätzlichen Funktionen bieten moderne Fahrradlichter, die über die reine Beleuchtung hinausgehen? Welche Funktionsvielfalt ist hier möglich?

Duman: Moderne Fahrradlichter bieten eine Vielzahl zusätzlicher Funktionen, die weit über die reine Beleuchtung hinausgehen. Dazu zählen unter anderem Bremslichtfunktionen und Beleuchtungssensoren, die automatisch die Helligkeit regulieren. Verschiedene Beleuchtungsmodi ermöglichen es, das Licht an unterschiedliche Fahrumgebungen anzupassen – sei es für den Stadtverkehr oder für Offroad-Abenteuer. Ein Automatiksensor passt die Lichtintensität je nach Umgebung an, sodass in dunklen Bereichen volle Lichtleistung zur Verfügung steht, während bei ausreichendem Tageslicht das Licht gedimmt wird, um die Batterielaufzeit zu verlängern. Zudem sind viele Produkte mit Funktions- und Batterieanzeigen ausgestattet, die den Nutzer stets über den aktuellen Status informieren. Ein weiteres Merkmal ist das Seitenlicht sowie die Möglichkeit der 360-Grad-Montage, die meist werkzeugfrei erfolgt, was die Handhabung extrem erleichtert.

Ein konkretes Beispiel aus unserem Sortiment ist das „LEDs Bike Race 100 Set“. Dieses Frontlicht verfügt über einen Beleuchtungssensor, der sich automatisch an das Umgebungslicht anpasst, eine Batterieanzeige, eine Funktionsanzeige und eine werkzeugfreie 360-Grad-Montage. Das dazugehörige Rücklicht ist ebenfalls mit einem Beleuchtungssensor ausgestattet, der das Licht automatisch ein- und ausschaltet, sowie mit einem Geschwindigkeitssensor, der bei Bedarf ein Bremslicht aktiviert und ohne Werkzeug angebracht werden kann.

SAZbike: Wie beeinflussen gesetzliche Vorgaben die Entwicklung moderner Fahrradbeleuchtung? Inwieweit müssen Hersteller bei der Entwicklung neuer Beleuchtungssysteme auf verschiedene internationale Standards Rücksicht nehmen?

Mehmet Ali Duman

Quelle: Osram

Duman: Gesetzliche Vorgaben spielen eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung moderner Fahrradbeleuchtung. Nationale Standards wie die StVZO in Deutschland setzen klare Anforderungen an Helligkeit, Abstrahlwinkel, Lichtmuster und Sichtbarkeit, die bei der Gestaltung von Fahrradlichtern eingehalten werden müssen, um die Sicherheit zu gewährleisten. Auf nationaler und internationaler Ebene müssen Hersteller zudem Standards wie die CE-Kennzeichnung in Europa und die UKCA-Zertifizierung im Vereinigten Königreich beachten. Diese Vorgaben stellen sicher, dass die Produkte den hohen Sicherheitsanforderungen entsprechen und in verschiedenen Märkten innerhalb der EU legal vertrieben werden können.

SAZbike: Was bedeuten die zuvor genannten Entwicklungen wie die höhere Funktionsvielfalt für den Verkauf der Beleuchtungsprodukte im stationären Fahrradfachhandel?

Duman: Die zunehmende Komplexität und Funktionalität moderner Fahrradbeleuchtung stellt den stationären Fahrradfachhandel vor neue Herausforderungen. Händlerinnen und Händler müssen heute besser informiert sein und die verschiedenen Funktionen der Beleuchtungssysteme genau verstehen, um ihre Kundinnen und Kunden kompetent beraten zu können. Wir bei Osram unterstützen unsere Händlerinnen und Händler durch regelmäßige Produktschulungen, die detaillierte Einblicke in die neuesten Technologien bieten. Zusätzlich stellen wir Demo-Tools und umfangreiche Marketingmaterialien zur Verfügung, die die Vorteile der Produkte veranschaulichen. Unser weltweit reaktionsschnelles Kundenservice-Team steht dem Handel zudem bei allen Fragen und Problemen zur Seite, um einen reibungslosen Verkaufsprozess zu gewährleisten.

SAZbike: Was sind die „Next big Things“, die den Markt der Fahrradbeleuchtung verändern könnten? Gibt es derzeit technische Limitierungen, die in Zukunft gelöst werden könnten?

Duman: Wir sehen in der Integration von Sensoren und dem Internet of Things (IoT) große Potenziale für die Zukunft der Fahrradbeleuchtung. Die Konnektivität und intelligente Lichtsteuerung, die beispielsweise zur Unfallvermeidung beitragen oder Warnzeichen auf die Straße projizieren können, gehören zu den vielversprechendsten Entwicklungen. Ein weiterer Bereich, in dem wir erhebliche Fortschritte erwarten, ist die Energieeffizienz und Akkutechnologie. Die derzeitige technische Limitierung – insbesondere in Bezug auf die Akkulaufzeit leistungsstarker Leuchten – könnte durch zukünftige Innovationen in der Batterietechnologie überwunden werden. Dies würde die Nutzung von Fahrradbeleuchtungssystemen noch zuverlässiger und benutzerfreundlicher machen.

SAZbike: Zurück zu Ihren Plänen bei Osram. Welche Ziele hat Ihr Unternehmen für die Zukunft?

Duman: Unser Ziel ist es, in der Zukunft ein Portfolio zu entwickeln, das für jedes Fahrrad und jede Zielgruppe die perfekte Beleuchtungslösung bietet. Dabei setzen wir auf Innovationen und starke Lichtlösungen, um langfristig einen großen Beitrag zur Erhöhung der Sicherheit im Fahrradbereich zu leisten.

SAZbike: Herr Duman, vielen Dank für das Gespräch.