Rotwild und Uni Darmstadt 15.03.2022, 15:11 Uhr

Neues Prüfverfahren für Reichweite von E-Bikes

Die Hochschule Darmstadt, Fachbereich Elektro- und Informationstechnik, und die ADP Engineering (Dieburg) entwickeln gemeinsam ein neues Prüfverfahren zur Reichweite von E-Bikes.
Mit dem neuen Prüfverfahren wollen die Wissenschaftler die Reichweite von E-Bikes genauer messen.
(Quelle: ADP Engineering)
Anstoß zu diesem Projekt ist der Status Quo der Reichweitenmessung innerhalb der Industrie: Bislang sind die Herangehensweisen nach Ansicht von ADP Engineering eher unübersichtlich und ungenau. Das liege an der Vielzahl von Methoden. Auch das standardisierte Verfahren, der R200 genannte Basistest zur Ermittlung von Reichweiten auf einem Rollenprüfstand sei ungenau. Hierbei wird mit einer konstanten Last geprüft, bis der Akku leer ist. Anschließende Berechnungen ergeben nur eine theoretische Reichweite, die lediglich eingeschränkte Aussagekraft besitzt und nach Angaben von ADP Engineering wenig Nähe zur Praxis auf dem Trail besitzt.

Rotwild will Reichweiteneinflüsse genauer berücksichtigen

Um aktuelle und künftige Antriebssysteme exakt miteinander vergleichen zu können, müsse eine tiefgehende Datenanalyse vorgenommen werden, so die Rotwild-Macher. Zu den für die Reichweitenmessung relevanten Faktoren gehören auch das Fahrergewicht und der Fitnesszustand, Trittfrequenzen, Schaltungsvorgänge, Geländebedingungen, aber auch die verschiedenen elektronischen Komponenten und Besonderheiten der jeweiligen E-Bikes, wie das Gewicht und Eigenheiten der Anbauteile. All diese Punkte sollen im Rahmen des Projekts bedacht werden. Erklärtes Ziel der beiden Kooperationspartner ist es, aussagekräftigere Leistungsvergleiche bereits verfügbarer sowie zukünftiger Systeme unter standardisierten Laborbedingungen vornehmen zu können.

Feldversuche für Laborarbeit

Der Leiter Entwicklung bei der ADP Engineering, Peter Böhm führt das Projekt mit Hochschulvertreter Professor Christof Klesen an. Böhm skizziert die Vorteile und technischen Hintergründe: „Die Zusammenarbeit mit Hochschulen hat bei uns eine lange Tradition und ist für uns ein großer Benefit. Diese Kooperation versetzt uns in die Lage auf wissenschaftlicher Basis eine Vielzahl von Daten im realen Betrieb zu erfassen und so wichtige Aussagen für eigenständige Entwicklungen zu erhalten.“ Mittels moderner Tracking- und Datenaufzeichnungssystemen wollen die Ingenieure echte Fahrdaten in ihren Feldversuchen aufzeichnen, die dann als Basis für die Laborbedingungen dienen.
Klesen betont die Bedeutung des Gemeinschaftsprojekts für den Wissenschaftsstandort Darmstadt: „Für unsere Studierenden ist es aus meiner Sicht von großem Vorteil, wenn sie bereits im Studium mit praxisrelevanten Fragestellungen ihres späteren Berufsalltags als Ingenieur oder Ingenieurin in Kontakt kommen. Mit ADP Engineering haben wir hierbei einen idealen Partner. Die Besonderheit dieser Kooperation liegt in der intensiven Einbeziehung von Studierenden an unserem Fachbereich bereits in der Konzeption und Aufbauphase von Projekten. So konnten zum Beispiel die Grundlagen für den Prüfstand im Rahmen von Bachelor- und Masterarbeiten gelegt werden, um reale Systemdaten am E-Bike während der Fahrt in Feldversuchen aufzuzeichnen. Ein Schwerpunkt lag hier neben der Erfassung der üblichen Systeminformationen in der präzisen und GPS-gestützten Aufzeichnung der Schaltintervalle und die spätere Transformation all dieser Systeminformationen auf den Prüfstand.“
Mittlerweile ist der Prüfstand an der Fachhochschule Darmstadt fertig gestellt und einsatzbereit. Die weitere Grundlagenarbeit kann starten, darüber freut sich der Ingenieur Peter Böhm: „Wir stehen nun vor der extrem spannenden Aufgabe reale Fahrsituationen und -bedingungen aufzuzeichnen, um sie in die Laborwelt zu transformieren, und sind gespannt auf die Erkenntnisse für die zukünftigen E-Bike-Entwicklungen.“


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