Online-Konferenz
23.11.2020, 18:20 Uhr
VSF diskutierte mit Herstellern über Liefersituation
Der VSF diskutierte mit Paul Lange & Co., Simplon, Riese & Müller, Ortlieb und Böttcher über die Liefersituation. Alle zeigten sich optimistisch, dass die Nachfrage hoch bleibt.
In der Videokonferenz unter dem Namen „Hätte, hätte, Lieferkette“ diskutierten Florian Nebl (Paul Lange & Co.), Stefan Vollbach (Simplon), Heiko Müller (Riese & Müller), Martin Esslinger (Ortlieb) und Hauke Niemann (Böttcher) wie sich Nachfrage, Angebot und die daraus resultierende Lieferbarkeit verhalten werden.
Einigkeit herrschte zur Nachfrage: Die bleibt hoch. Die Konferenzteilnehmer äußerten daher Wachstumsaussichten von wenigstens 15 Prozent (Ortlieb), über 20 Prozent (Böttcher) und 30 Prozent (Simplon) bis zu bestenfalls 45 Prozent (Riese & Müller), wobei offenblieb, ob damit Umsatz oder Verkaufszahlen gemeint waren. Abhängig sei dies von mehreren Faktoren, etwa dem Verlauf der Pandemie bis zum Wetter.
Optimistisch zeigten sich viele Hersteller, dass sie die Liefersituation immerhin verbessern werden und die diesjährigen Engpässe sich nicht in diesem Ausmaß wiederholen werden. Trotzdem bleibe es zumindest vorerst noch angespannt. Hauke Niemann meinte, der Nachfrageüberhang könnte vielleicht im zweiten Halbjahr gedeckt sein. Stefan Vollbach und Martin Esslinger stellten klar, dass es bei Simplon und Ortlieb selbst bei anhaltenden Engpässen kein „First come first served“-Prinzip geben werde. Vollbach sagte, eher würde man eine Kontingentierung einführen, damit auch kleine Händler Ware erhalten. Aufhorchen ließ Florian Nebl, der für 2021 mit anhaltenden Lieferengpässen bei Verschleißteilen rechnet, und erst 2022 eine entspanntere Situation erwartet, weil Shimano sowohl in Maschinen als auch Platz investieren werde. Ob damit neue Fabriken gemeint sind, und gegebenenfalls wo, mochte Nebl noch nicht konkretisieren.
Der VSF-Vorstand und Fachhändler Thorsten Larschow mahnte, es sei inakzeptabel, dass der die Branche limitierende Faktor die Warenverfügbarkeit sei. Er mahnte weiter, dass der Fachkräftemangel ein hausgemachtes Problem sei, weil die Löhne trotz steigender Tendenz zu niedrig seien. Weiter solle der Fachhandel die Digitalisierung vorabringen. Außerdem müsse die Infrastruktur, also Radwege, dringend weiter verbessert werden.
Uwe Wöll berichtete von Fachhändlern, die seit Monaten 14 Stunden täglich arbeiten und dass dies nicht dauerhaft aufrechtzuerhalten sei. Auch Heiko Müller verwies darum darauf, dass die damit im Zusammenhang stehenden Löhne zu niedrig sind, und ein Zusammenhang zum Stundensatz in der Werkstatt besteht. Was keiner direkt sagte, aber wohl viele meinten: Der Fachhandel soll die hohe Nachfrage nutzen, um die meist zu niedrigen Werkstattpreise zu erhöhen. Dann muss man auch keine Kunden mehr aufgrund zu hoher Nachfrage abweisen und kann mehr Mitarbeiter einstellen.
133 einzeln zugelassene Branchenexperten sahen sich die nicht-öffentliche Online-Diskussion des VSF zum Thema Lieferbarkeit an.