Aggressivität im Straßenverkehr 11.07.2022, 12:45 Uhr

ADAC und ADFC diskutierten Mobilität der Zukunft

Reizende Zukunft oder gereizt mobil? Dieser Frage gingen ADAC und ADFC am 6. Juli auf dem Nürnberg Digital Festival auf den Grund.
Die Gereiztheit im Straßenverkehr nimmt in der Wahrnehmung von ADFC und ADAC zu.
(Quelle: Shutterstock / Krakenimages.com)
Emissionen sollen sinken, die Städte lebenswerter werden und gleichzeitig ausreichend Raum für alle Verkehrsteilnehmenden bieten. Hierfür sind ein steigender Radverkehrsanteil und ein zusätzlicher Ausbau des ÖPNV gewünscht und auch notwendig. Der zur Verfügung stehende Platz ist in Städten aber naturgemäß begrenzt. Deshalb werden beispielsweise Parkplätze reduziert, was wiederum den Parkplatzsuchverkehr erhöht, der bereits heute einen guten Teil am innerstädtischen Gesamtverkehr einnimmt. Zudem erhöht sich das Konfliktpotential auf den Straßen und die Gereiztheit der Leute im Straßenverkehr nimmt nach Ansicht des ADFC zu. 
Auf dem Nürnberg Digital Festival diskutierten Vertreter von ADAC und ADFC darum am 6. Juli bei der Veranstaltung „Reizend – die Zukunft der Mobilität“ darüber, inwieweit sich das Mobilitätsverhalten zukünftig verändern muss und wo Konsens oder auch Kontroversen zwischen den verschiedenen Verkehrsteilnehmenden bestehen. Moderiert wurde die Veranstaltung von Jennifer Reinz-Zettler, Leiterin Mobilität bei Bayern Innovativ. 
„Insbesondere die Raumknappheit in Städten ist für viele Zielkonflikte verantwortlich. Der ADAC spricht sich für einen intelligenten Maßnahmenmix und Anreize zum Umstieg aus, dabei spielt das Fahrrad eine wichtige Rolle.“, so Thomas Dill, Vorstandsmitglied für Verkehr, Technik und Umwelt des ADAC Nordbayern. „Ferner nimmt das Aggressionspotential in unseren begrenzten Verkehrsräumen seit Jahren zu, wir rufen daher zu mehr Rücksicht und Gelassenheit auf unseren Straßen auf“, so Dill weiter.

28 Prozent wollen gar nicht vom Auto aufs Rad umsteigen

Der motorisierte Individualverkehr ist besonders außerhalb des innerstädtischen Kernbereichs für viele weiterhin unverzichtbar. Einer ADAC Umfrage zufolge sind gerade einmal 16 Prozent der regelmäßigen Autofahrenden bereit, selbst bei optimalen Radwegen und gutem Wetter, auf das Fahrrad umzusteigen. 28 Prozent der Befragten gaben an, auch dann nicht Rad fahren zu wollen. Hier fordert der ADFC Alternativen, um die Attraktivität anderer Verkehrsträger zu erhöhen.
„Mobilität ist nicht nur Radfahren, aber zweifellos ist das Fahrrad das kostengünstigste und umweltfreundlichste Fahrzeug von allen“, stellt Bernadette Felsch, Vorsitzende des ADFC Bayern, fest. „Allerdings sehen sich Radfahrende vielerorts mit fehlender oder unzureichender Rad-Infrastruktur konfrontiert. Deshalb werbe ich für ein durchgängig gutes Radwegenetz, bessere Kombinationsmöglichkeiten von Rad und ÖPNV, angeglichene Geschwindigkeiten und vor allem für eine kommunikative, rücksichtsvolle Mobilitätskultur und ein freundlicheres Miteinander im Verkehr, wie es in den Niederlanden und Dänemark bereits gelebt wird.“ 
Einig war sich die Runde nach einer kontroversen Diskussion darüber, dass ein Wandel nur gemeinsam gelingen kann und von allen Beteiligten Kompromissbereitschaft sowie gegenseitiges Verständnis erfordert. So sind die Digitalisierung, attraktive Radwege, ein kostengünstiger ÖPNV sowie attraktive Umsteigeplätze wichtige Ansatzpunkte, um die Innenstädte verkehrlich zu entlasten. Insgesamt lässt sich festhalten, dass es eines langfristig angelegten Maßnahmenbündels bedarf, um das komplexe Problem der Flächenkonkurrenz zu lösen und eine gesamtgesellschaftliche Akzeptanz zu erreichen. Deshalb planen der ADAC und ADFC in Bayern auch zukünftig für ein besseres Miteinander zusammenzuarbeiten.



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