Verschiedene Studienergebnisse
27.07.2021, 12:25 Uhr
Das Fahrrad ist im Vergleich zum Auto besser für die Umwelt und Gesellschaft
Verschiedene Forscher haben nachgerechnet, welche Auswirkungen künftige Fahrradförderung gegenüber der bisherigen Autonutzung hat. Dabei geht es um Gesundheit, Umwelt und Kosten.
Der Preisvorteil für die Gesellschaft
Ein Bericht des Umweltbundesamtes aus 2021 belegt, dass Fahrräder bei Kurzstreckenfahrten eine für die Gesellschaft kostengünstigere Alternative zu Autos sind. Darin wird untersucht, wie viel die Gesellschaft für das Autofahren bezahlen muss. Hierfür rechnet der Bericht den Energieverbrauch des Autos, Treibhausgas- und Luftschadstoffausstöße sowie Lärmemissionen in Geld um. Die Umweltfolgen des Autofahrens wirken sich negativ auf die Gesundheit aus, denn der Lärm etwa kann bei Anwohnern zu Stress oder Tinnitus führen. Außerdem komme es durch die Emissionen zu Gebäude- und Materialschäden, Ernteausfällen und Biodiversitätsverlusten. Durch die Klimaveränderungen müssen indes Maßnahmen vorgenommen werden, die die Infrastruktur an das geänderte Wetter anpassen. Außerdem werden die Kosten der Autoproduktion, -wartung und -entsorgung mit einberechnet, genauso wie die Kosten für Kraftstoff und Strom. All diese Aspekte ergeben eine Summe von 5,66 Cent, die die Gesellschaft pro gefahrenem Autokilometer laut der Berechnung des Umweltbundesamtes zahlt. Im Vergleich: Für einen Fahrradkilometer fallen lediglich 0,36 Cent an. Dieser Betrag resultiert hauptsächlich aus der Herstellung des Rades.
Die Umweltkosten und Gesundheitseffekte
Stefan Gössling, Professor für Tourismus und Humanökologie an der Lund Universität in Schweden berechnete 2018 ebenfalls die Umweltkosten sowie die Gesundheitseffekte des Fahrradfahrens gegenüber dem Autofahren. Letztere berechnet Gössling, indem er die Wahrscheinlichkeit von Verletzungen oder Todesfällen bei der Nutzung des jeweiligen Verkehrsmittels mit einbezieht. Diesen Prozentsatz setzt er in Beziehung mit dem Wert, der für ein Menschenleben angesetzt wird. Dieser wird von Ökonomen auf rund zwei Millionen Euro geschätzt.
Die Untersuchung zeigt, dass ein Kilometer mit dem Fahrrad der Gesellschaft sogar Geld bringt – und zwar rund 30 Cent. Auf diesen Betrag kommt Gössling, weil er die positiven Gesundheitseffekte des Fahrradfahrens aufrechnet, die letztlich Versicherungen entlasten und Arbeitsunfähigkeiten reduzieren. Dadurch erhöhe sich auch die Lebenserwartung, was die Gesellschaft wiederum Geld koste. So bringe etwa jedes Leben einen ökologischen Fußabdruck mit sich. Weitere Kosten entstehen durch die Infrastruktur für Radfahrer und durch Unfälle. Im direkten Vergleich dazu zahlt die Gesellschaft für jeden Autokilometer 27 Cent, was vor allem in den Maßnahmen gegen Lärm und Luftverschmutzung begründet liegt. Weitere Faktoren, die Gössling im Gegensatz zum Umweltbundesamt inkludiert hat, sind negative Auswirkungen auf Boden- und Wasserqualität, staatliche Subventionen, Unfallkosten sowie Abgaben und Steuern. Laut Gössling besitzen 19 Prozent der Deutschen kein Auto, rund jeder Fünfte zahlt also die Kosten für Autofahrer mit.
Ausblick in die Zukunft
Da ein Privatwagen zu 95 Prozent der Zeit stehe, sieht der Wissenschaftler neben der Förderung des Rad- und des öffentlichen Personenverkehrs eine autonome Fahrzeugflotte als mögliche Mobilitätszukunft. Bis zur Realisierung kann die Radförderung für den Stadtverkehr ein Lösungsansatz sein, denn laut Umweltbundesamt sind in deutschen Großstädten 40 bis 50 Prozent der Autofahrten kürzer als fünf Kilometer. Wer diese Strecke mit dem Fahrrad zurücklege, spare rund 300 Kilogramm Emissionen im Jahr.
Weiterführende Links zu einigen Studien finden sich auf der Seite des Umweltbundesamts.