Mobilitätsbarometer 2024 25.11.2024, 11:38 Uhr

Kritik an ÖPNV und Verkehrssicherheit

Das Mobilitätsbarometer 2024 zeigt klare Defizite im ÖPNV-Angebot und in der Verkehrssicherheit für Rad- und Fußverkehr. Eine repräsentative Umfrage von Allianz pro Schiene, BUND und DVR offenbart deutlichen Handlungsbedarf, insbesondere in ländlichen Regionen.
Erwartungen an ÖPNV-Anbindung werden nicht erfüllt.
(Quelle: Shutterstock / Werner Lerooy)

Mehr als ein Drittel der Befragten (34 Prozent) ist unzufrieden mit der Taktung von Bus und Bahn. Obwohl die Entfernung zur nächsten Haltestelle nur selten als Problem genannt wird, bemängeln 68 Prozent der Teilnehmer fehlende Verbesserungen bei der Anzahl der Abfahrten. Lediglich 17 Prozent gaben an, eine positive Veränderung im Angebot wahrzunehmen, während 15 Prozent sogar eine Verschlechterung berichteten.

Dazu sagte der Geschäftsführer der Allianz pro Schiene, Dirk Flege: „Mehr als 80 Prozent der Menschen beklagen entweder Stillstand oder sogar eine Verschlechterung des ÖPNV-Angebots am eigenen Wohnort. Die Antwort darauf kann unmöglich sein, das Deutschlandticket ständig infrage zu stellen. Die Politik muss das Ticket für die Zukunft sichern und gleichzeitig das Angebot spürbar verbessern. Die Menschen haben die Erwartung, dass sie ihr Ticket im ganzen Land nutzen können. Und da klaffen Anspruch und Wirklichkeit insbesondere im ländlichen Raum weit auseinander. Aus der Befragung lässt sich ein Auftrag an die Politik ableiten, mit den Erwartungen der Menschen Schritt zu halten und ein besseres Angebot bereitzustellen.“

Rad- und Fußverkehr

Die mehr als 2.000 Teilnehmenden wurden außerdem danach gefragt, ob sie sich sicher fühlen, wenn sie zu Fuß oder mit dem Fahrrad in ihrer Umgebung unterwegs sind. Die gefühlte Sicherheit auf Rad- und Gehwegen hat sich kaum verbessert. Fast 50 Prozent der Radfahrer bemerken keine Fortschritte, 27 Prozent fühlen sich weniger sicher als vor fünf Jahren. Besonders schlecht schnitten Thüringen, Sachsen-Anhalt und das Saarland ab. Für Fußgänger zeigt sich ein ähnlich düsteres Bild: 85 Prozent der Befragten berichten, dass sich ihre Sicherheit nicht verbessert hat.
Manfred Wirsch, Präsident des Deutschen Verkehrssicherheitsrats, mahnt: „Bus und Bahn sind für die Verkehrssicherheit das Fortbewegungsmittel der Wahl – im ÖPNV sind wir schon ganz nah an der Vision Zero. Jedoch müssen die Menschen erst einmal zum Abfahrtsort gelangen. Wenn weniger als die Hälfte – nur 44 Prozent der Befragten – angibt, dass ihnen ausreichend sichere Fahrradwege zur Verfügung stehen, muss dringend nachgebessert werden.“ Auch für den Fußverkehr gibt es bundesweit großen Nachholbedarf. „85 Prozent der Menschen empfinden, dass sich ihre Sicherheit als Fußgängerin oder Fußgänger in den vergangenen fünf Jahren nicht verbessert hat. Die Vision Zero bedeutet, für alle Arten der Verkehrsteilnahme sichere Verkehrswege bereitzustellen. Wenn das in den Augen der Bevölkerung nicht gelingt, ist das ein Alarmsignal", erklärt Wirsch.

Neue Verkehrspolitik

Es scheint kaum verwunderlich, dass alle drei Verbände einen Paradigmenwechsel in der Verkehrspolitik fordern. Tina Löffelsend, Abteilungsleiterin Klimaschutz des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND): „In Wahlkampf und Koalitionsvertrag wird vermutlich wieder viel vom Auto die Rede sein. Dabei zeigt unsere Befragung: Die Menschen wollen mehr Öffentlichen Personennahverkehr, sie wollen sichere Radwege, und sie wollen bedenkenlos zu Fuß unterwegs sein. Bei Bussen und Bahnen und der Sicherheit im Straßenverkehr gibt es deutlichen Nachholbedarf. Eine neue Bundesregierung muss die Verkehrspolitik stärker an den unterschiedlichen Bedürfnissen ausrichten. Dafür ist die Infrastruktur für den Umweltverbund auszubauen und anzupassen.“



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