Aktuelle Studie
05.04.2022, 10:06 Uhr
Der Pendelverkehr muss sich grundlegend verändern
Die Denkfabrik Agora Verkehrswende hat eine Studie zum Pendelverkehr in Deutschland veröffentlicht. Darin werden Zukunftskonzepte diskutiert, wie das Pendeln nachhaltig reformiert werden kann.
Ein Mobilitätsgeld wäre laut Agora gerechter als eine Pendlerpauschale
(Quelle: Agora Verkehrswende)
Zusammen mit dem Institut für Landes- und Stadtentwicklungsforschung (ILS) hat Agora in der Studie untersucht, was Bund und Kommunen tun können, um eine grundlegende Trendwende im Pendelverkehr zu gestalten. Dabei geht es den Verfassern auch darum, eine Abkehr von dem individuellen Pkw-Pendelverkehr aufzuzeigen. Die Erkenntnisse sollen der Politik zudem als Leitfaden dienen, Pendlern und Pendlerinnen Konzepte für klimafreundliche Fortbewegung zum Arbeitsplatz zu präsentieren – im Einklang mit Deutschlands Weg zur Klimaneutralität.
Dabei kommt die Studie zu fünf Kernergebnissen:
- Der Pendelverkehr spielt eine Schlüsselrolle auf dem Weg zu einer klimaneutralen Mobilität in Deutschland
- Investitionen der Kommunen in Alternativen zum privaten Pkw sind dann wirksam, wenn überholte Privilegien des Autoverkehrs abgebaut werden
- Integrierte Planung ermöglicht eine nachhaltigere Gestaltung des Pendelverkehrs
- Regionale Netzwerke erlauben Kommunen die nachhaltigere Gestaltung des Pendelverkehrs über Gemeinde grenzen hinweg
- Der Bund kann mit seiner Reform der verkehrspolitischen Rahmenbedingungen die Wende im Pendelverkehr anstoßen
Ziel: weniger Pendeln mit dem PKW
Die Ankündigung der Ampelkoalition, in dieser Legislaturperiode die Neuordnung der Pendlerpauschale anzustreben, nimmt Agora auf, um eine Abkehr der Autoprivilegien einzufordern. Immer noch entfallen gut 22 Prozent der der klimarelevanten Emissionen des Verkehrs auf das Berufspendeln – davon 95 Prozent auf den Pkw. Zudem steigt die Anzahl der Menschen, die für ihren Arbeitsweg weitere Distanzen auf sich nehmen müssen, seit 1976 an. Im Pandemiejahr 2020 hätten Pendlerinnen und Pendler zu 68 Prozent das Auto gewählt. „Eine spürbare Reduzierung der Autonutzung im Berufsverkehr und der so verursachten CO2-Emissionen kann nur erreicht werden, wenn preisliche und infrastrukturelle Maßnahmen zur Begrenzung des Autoverkehrs ergriffen werden“, so die Studie.
Was sich dafür ändern muss
Die Studie zeigt folgendes Zukunftskonzept auf: weniger Pendelstrecken mit dem Auto, viel mehr mit Bussen und Bahnen oder bei kürzeren Strecken mit dem Fahrrad. Als Maßnahme genannt wird etwa eine City-Maut - und ein generelles Tempolimit von 30 Kilometern pro Stunde innerorts und weniger kostenfreie Parkplätze. Die Pendlerpauschale solle in ein Mobilitätsgeld umgewandelt werden, die Kfz-Steuer stärker an den CO2-Emissionen orientiert werden. Gleichzeitig muss der öffentliche Personennah- und Fernverkehr massiv ausgebaut und besser getaktet werden. Dazu zählen auch Quartiersbusse und Fuß- und Radverkehrsangebote, um auch die erste und letzte Meile von Strecken unabhängig vom Auto zurücklegen zu können: „Wenn diese Tür-zu-Tür-Mobilität nicht gewährleistet werden kann, wird im schlechtesten Fall die komplette Pendelstrecke mit dem Auto zurückgelegt und die leistungsfähige ÖPNV-Verbindung entfaltet nicht ihre vollständige Wirkung.“