Gemeinsame Umfrage von SAZbike und anderen Partnern 19.05.2020, 10:17 Uhr

Fahrradbranche bleibt trotz Corona-Krise optimistisch

Die Teilnehmer einer Umfrage in der Fahrradbranche, die unter anderem von SAZbike mit organisiert wurde, blicken trotz der Corona-Krise optimitisch nach vorne. Es wurden nur wenige Stellen abgebaut und manch einer erwartet sogar ein Umsatzplus im Vergleich zum Vorjahr.
(Quelle: Pixabay)
SAZbike hat gemeinsam mit den Verbänden Bundesverband Zukunft Fahrrad (BVZF), Verbund Service und Fahrrad (VSF) und Zweirad-Industrie-Verband (ZIV) sowie den Fachmedien Radmarkt und Velobiz Ende April, Anfang Mai eine Branchenumfrage durchgeführt. Es nahmen insgesamt 331 Fachhändler, Hersteller und Dienstleister teil. Das Ergebnis dieser Umfrage fiel überwiegend positiv aus.

So haben infolge der Corona-Krise nur 4,5 Prozent der Umfrageteilnehmer Stellen abgebaut. Weitere 11,8 Prozent befürchten einen möglichen Stellenabbau im Laufe des Jahres. 44,7 Prozent der Umfrageteilnehmer gaben an, dass sie Kurzarbeit beantragt hatten. Hierbei muss jedoch berücksichtigt werden, dass sehr viele Unternehmen am Anfang der Krise zur Sicherheit Kurzarbeit beantragten, in der Folge aufgrund der positiven Entwicklungen dann aber nicht unbedingt wahrnahmen. Soforthilfen wurden von 47,1 Prozent der Umfrageteilnehmer beantragt. Sehr positiv sind die Erwartungen für den weiteren Verlauf des Jahres: 32,9 Prozent der Händler, Hersteller und Dienstleister rechnen im Vergleich mit einer Umsatzsteigerung, weitere 26,6 Prozent erwarten zumindest einen gleichbleibenden Umsatz.

Ergebnisse aus dem Bereich Hersteller, Großhändler und Distributeure

ZIV-Geschäftsführer Siegfried Neuberger ist erleichtert, dass nur sehr wenige Unternehmen (3,5 Prozent) aus dem Bereich Hersteller, Großhandel und Distributeure Arbeitsplätze in Folge der Corona-Krise abbauen mussten. „Für etwa ein Viertel der Firmen hat sich zudem die Auftragslage bereits wieder normalisiert, weitere 45 Prozent rechnen mit einer Normalisierung ab dem dritten Quartal dieses Jahres“, so Neuberger weiter.

Kredite (16 Prozent) und Soforthilfen (22 Prozent) seitens Bund und Ländern wurden nur von einer Minderheit der Unternehmen in Anspruch genommen. Allerdings wurde die Möglichkeit von Kurzarbeit von über 60 Prozent der Befragten beantragt. Was die Umsatzentwicklung für 2020 angeht, ist das Meinungsbild noch recht vielseitig, da es für viele Teilnehmer schwierig ist eine Prognose abzugeben. Immerhin eine positive Folge bringt die Corona-Krise mit sich: Sie leistet einen Schub für die Digitalisierung. So will sich fast die Hälfte (48 Prozent) der Hersteller künftig stärker mit digitalen Angeboten beschäftigen. 30 Prozent sehen sich in diesem Bereich bereits gut aufgestellt.

Ergebnisse aus dem Bereich Handel

Dirk Sexauer, Geschäftsführer im Verbund Service und Fahrrad (VSF e. V.), beschreibt die Situation für den Einzelhandel: „In den Fahrradgeschäften wirken sich die Folgen der Corona-Krise direkt und unmittelbar aus. Müssen die Geschäfte schließen, bricht der Umsatz sofort weg; wenn wieder verkauft werden darf, kann bei entsprechender Nachfrage rasch hochgefahren werden. Insofern waren die schnellen Hilfen zur Überbrückung von Liquiditätsengpässen ein wichtiger Beitrag für den Fahrradhandel, denn die Schließung betraf ausgerechnet das für den Umsatz immens wichtige Frühjahr. Demnach wurden die Soforthilfen auch von mehr als der Hälfte der Unternehmen genutzt (59 Prozent), und Kurzarbeit zu rund 40 Prozent während auf Kredite deutlich weniger zurückgegriffen wurde (18 Prozent)."

Wichtigstes Anliegen musste sein, die kostbaren Fachkräfte in den Unternehmen zu halten. Insofern ist der VSF sehr froh, dass weniger als 10 Prozent der Einzelhändler Mitarbeitende entlassen mussten. Ein zuversichtliches Signal senden die Unternehmen bezüglich der erwarteten Umsatzentwicklung für dieses Jahr. Unter dem Eindruck der ersten Tage nach Öffnung der Läden erwarten zwei Drittel der Fachhändler (67 Prozent) für 2020 einen Umsatz auf Vorjahresniveau oder sogar darüber – übrigens unabhängig von der Unternehmensgröße. Mehr als die Hälfte (54 Prozent) antwortete auf die Frage, wann sie mit einer Normalisierung der Absatzsituation rechnen, dass dieser Zustand bereits eingetreten sei.

„Dass Corona manche Entwicklung beschleunigt, bestätigen die Antworten der Unternehmen beim Thema digitale Werkzeuge, denn rund 70 Prozent der Fahrradhändler wollen sich zukünftig stärker um digitale Angebote für ihre Kunden kümmern, wie zum Beispiel Click & Collect, Dropshipping etc“, so Sexauer.

Ergebnisse aus dem Bereich Dienstleistungen

Wasilis von Rauch, Geschäftsführer des Bundesverband Zukunft Fahrrad, zieht ein insgesamt optimistisches Fazit: „Corona hat die Dienstleister getroffen, weil mit dem Fahrradhandel der zentrale Vertriebskanal zur Hochsaison schließen musste. Zahlreiche Unternehmen haben Kurzarbeit beantragt (30 Prozent) oder Soforthilfen in Anspruch genommen (52 Prozent). Arbeitsplätze abgebaut haben acht Prozent, immerhin elf Prozent befürchten, es noch tun zu müssen. Das Fahrrad hat als krisensicherere Verkehrsmittel jedoch auch neue Zielgruppen überzeugt und befindet sich im Aufwind – die große Mehrheit der Dienstleister (69 Prozent) erwartet für 2020 insgesamt den gleichen oder höheren Umsatz als 2019 und eine baldige Normalisierung des Absatzes. Besonders das Dienstrad-Leasing hat bereits stark an Fahrt aufgenommen. Ich denke, den Umständen entsprechend ist das ein guter Ausblick.“

Das Fahrrad als unentbehrliches Verkehrsmittel vor, während und nach Corona

Die Corona-Krise zeigt sehr deutlich, dass das Fahrrad ein unentbehrlicher Bestandteil moderner Mobilität ist. Sehr viele Menschen sind aus dem öffentlichen Nahverkehr auf Alternativen umgestiegen – viele von ihnen aufs Fahrrad. Gerade für sie ist die aktuelle Fahrradinfrastruktur an vielen Orten unzureichend. Passend dazu wurde in der Umfrage deutlich: Händler, Hersteller und Dienstleister fordern vor allem gute Infrastruktur und ein fahrradfreundliches Verkehrsklima als zentrale Voraussetzungen für ihren wirtschaftlichen Erfolg. Der öffentliche Raum müsse daher fairer aufgeteilt werden, einige Städte, wie Berlin machen es vor. Nur so könne verhindert werden, dass Corona bedingt noch mehr Menschen ins eigene Auto steigen und der städtische Verkehr zum Erliegen kommt, schreiben ZIV, VSF und BVZF.

Deshalb unterstützen die beteiligten Verbände das Bündnis #Mobilprämiefüralle und fordern, die Debatte um Förderungen der Autoindustrie breiter zu führen. Es müsse darum gehen, einen gesunden und klimagerechten Verkehr zu fördern. Dazu gehörten Bus und Bahn, Fußverkehr und das Fahrrad.

Mehr über die Umfrage lesen Sie in der nächsten Ausgabe von SAZbike.


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