Bilanz des VDZ
15.03.2023, 11:00 Uhr
Fachhandel erzielt die höchsten Verkaufspreise für Fahrrad und E-Bike
Der Verband des Deutschen Zweiradhandels (VDZ) zieht Bilanz für 2022: Die durchschnittlichen Verkaufspreise für unmotorisierte Fahrräder und Elektroräder liegen im stationären Fachhandel deutlich über dem heute vom ZIV veröffentlichten Marktdurchschnitt.
Der stationärer Fachhandel erzielt deutlich überdurchschnittliche Verkaufspreise.
(Quelle: Shutterstock / Bacho)
Seit Herbst ist die Branche in Aufruhr: Die Hersteller liefern große Mengen an Ware, Rückstände aus Vorordern wurden aufgelöst und dadurch Modelle der Jahrgänge 2021 und 2022 sowie teilweise schon 2023er Modelle zeitglich ausgeliefert. Stornierungen und Rückstellungen konnten ab September nur noch sehr vereinzelt vom Fachhandel vorgenommen werden. Händler und Händlerinnen berichten dem Verband des Deutschen Zweiradhandels (VDZ) von einer deutlich über dem Jahresbedarf liegenden Bestands- beziehungsweise noch folgenden Vorordermenge. Dies trifft insbesondere auf den Bereich der unmotorisierten Fahrräder zu. Inwieweit die Krisensituation Einfluss auf das Kaufverhalten in der Fahrradbranche nimmt, ist zum derzeitigen Zeitpunkt noch nicht einheitlich zu beantworten, so der VDZ. In der Folge stellten sich in fast allen Fachgeschäften Platz- und Liquiditätsprobleme ein. Große Preisnachlässe waren zunächst im Online-Handel und zunehmend auch im Fachhandel zu sehen. Diese Situation setzt sich über den Jahreswechsel fort.
Die grundsätzlich attraktive Marktsituation und die überaus positiven Berichte über die Branche treibt zunehmend neue Anbieter auf den Markt; insbesondere sind hier Autohäuser und Motorradhändler zu nennen. Aber auch Möbelhäuser und andere Großflächenbetreiber stehen in den Startlöchern. Hinzu kommen weitere Neueröffnungen der Fachfilialisten und Sportgeschäfte. Auch scheint sich der Trend zu immer größeren Geschäften mit mehr Flächenkapazität fortzusetzen. Beschleunigt wird dieser Trend auch durch fehlende Nachfolger, insbesondere bei kleineren Familien-Unternehmen.
Ersten Meldungen zur Folge soll der Umsatz im reinen Online-Handel im Jahr 2022 stagnieren beziehungsweise sogar rückläufig gewesen sein, teilt der VDZ mit.
Nach ersten Erhebungen konnten Steigerungen bei den Werkstatterlösen beobachtet werden. Hier scheint insbesondere das hohe Aufkommen von E-Bike-Inspektionen verantwortlich zu sein. Während in der nicht allzu fernen Vergangenheit die Verbraucher zu Inspektionen und Wartungen noch mit erhöhten Werbeaufwendungen in die Werkstätten eingeladen werden mussten, „fahren“ die E-Bikes nun regelmäßig in die Werkstätten.
Verstärkend kommt hier natürlich die durchschnittlich stärkere und intensivere Benutzung der Elektroräder und die größeren verkauften Stückzahlen der letzten Jahre hinzu, flankierend von den Jobrädern, die zwangsmäßig in die Werkstatt müssen.
Stationärer Fachhandel erzielt hohe Preise
Der Verband des Deutschen Zweiradhandels meldet eine Gesamtumsatzveränderung des Fachhandels gegenüber 2021 von acht bis zehn Prozent. Der Umsatz mit E-Bikes wuchs gegenüber 2021 um zehn bis 20 Prozent. Bei unmotorisierten Fahrräder betrug die Umsatzveränderung gegenüber 2021 minus zehn bis plus zwölf Prozent. Der Bereich Bekleidung/Helme/Zubehör/Teile wuchs gegenüber 2021 um fünf bis zehn Prozent. Der Werkstattumsatz stieg um zehn Prozent.
Der Durchschnittspreis für unmotorisierte Fahrräder lag bei etwa 714 Euro brutto und für E-Bikes bei etwa 3.570 Euro brutto, wenig überraschend ist dies jeweils deutlich mehr als die marktübergreifend erhobenen Zahlen des ZIV (500 und 2.800 Euro).
Leasing/Finanzierung
Positiv beeinflusst wird der Absatz von E-Bikes durch das Absatzinstrument Leasing. Die steigende Zahl der Leasing-Finanzdienstleistung führt zu einer, für die Händler, unübersichtlichen Vielzahl von Anbietern. Diese wiederum bieten verschiedene Servicepakete, die individuell von den Endverbrauchern dazu gebucht werden können. Spätestens im Servicefall oder bei Wartungen führt dies zu erheblichem administrativem Aufwand bereits bei der Reparaturannahme, so der VDZ.
Franchise und Filialisierung
Weiterhin gewachsen sind Franchisesysteme wie unter anderem Emotion, Vitbikes und Veloland. Branchenfremde Quereinsteiger wie zum Beispiel Autohäuser und Motorradhändler werden verstärkt beobachtet. Die Branchenfilialisten wachsen entsprechend durch neue Standorte, ebenso wie Hersteller mit eigenen Markenshops.
Service statt Rabatte
Der durch temporären Überbestand verursachte Wechsel vom Verkäufermarkt zum Käufermarkt veranlasste Verbraucher zu Fragen nach Nachlässen. Der Servicegedanke und das Herausstellen der eigenen Serviceleistungen sind ein probates Mittel gegen Rabattschlachten, rät der Verband.