Sinkende Einkommen 08.11.2022, 12:33 Uhr

Wirtschaftsexperten: Konsum bleibt noch lange schwach

Fast drei Viertel der Deutschen machen sich Sorgen wegen eines möglichen Wirtschaftseinbruchs und beabsichtigen, ihr Kaufverhalten anzupassen. Wirtschaftsexperten sagen voraus: Das bleibt noch lange so.
Die Einkommen sinken weiter.
(Quelle: Shutterstock / Papitchaya)
Das meldet das Meinungsforschungsinstitut Yougov. Sparen wollen die Befragten vor allem beim Kauf neuer Kleidung (58 Prozent), am Urlaub (55 Prozent) und bei Freizeitaktivitäten (52 Prozent), zu denen man auch das Radfahren zählen kann.

Ifo Institut: Einkommen langfristig rückläufig

Das Münchener Ifo Institut zur Wirtschaftsforschung liefert eine Erklärung dazu: Die gestiegenen Gas- und Ölpreise saugen aus der deutschen Volkswirtschaft Milliarden Euro heraus. Für das laufende Jahr schätzt das Ifo Institut die Realeinkommensverluste auf etwa 64 Milliarden Euro, das sind 1,8 Prozent der Wirtschaftsleistung. Schon im vergangenen Jahr waren es bereits gut 35 Milliarden Euro oder 1,0 Prozent. „Im nächsten Jahr kommen voraussichtlich noch einmal gut 9 Milliarden Euro oder 0,2 Prozent der Wirtschaftsleistung hinzu“, sagt Timo Wollmershäuser, Leiter der Ifo-Konjunkturprognosen.
„Zusammen beträgt der Realeinkommensverlust knapp 110 Milliarden Euro oder 3,0 Prozent der Wirtschaftsleistung eines Jahres. Nur während der zweiten Ölpreiskrise in den Jahren von 1979 bis 1981 fiel er mit 4,0 Prozent der Wirtschaftsleistung noch höher aus. Die erste Ölpreiskrise 1973/74 beziffern wir auf minus 1,5 Prozent“, fügt Wollmershäuser hinzu.
Die gesamtwirtschaftlichen Kaufkraftverluste der Jahre von 1979 bis 1981 konnten erst im Jahr 1986 wieder ausgeglichen werden, als ein kräftiger Verfall der Ölpreise einsetzte und gleichzeitig die D-Mark spürbar gegenüber dem US-Dollar aufwertete. „Der derzeitige Realeinkommensrückgang dürfte auch in den kommenden Jahren bestehen bleiben. Zum einen werden die Energiepreise mit dem Wegfall Russlands als Lieferant wohl dauerhaft hoch bleiben. Zum anderen wird sich an der Abhängigkeit Deutschlands von importierter Energie so schnell nichts ändern“, so Wollmershäuser.



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