Mehr Nutzer, längere Strecken
22.01.2018, 12:55 Uhr
Zahl der Unfälle mit Elektrorädern steigt
Die Zahl der Unfälle mit Elektrorädern ist gestiegen. Darüber berichten Online-Medien, während Zweiradexperten die Ursachen erklären: wachsender Bestand, intensivere Nutzung und die Nutzergruppe.
Von Januar bis September zählte das Statistische Bundesamt 4.587 Unfälle mit Personenschaden innerhalb und außerhalb von Ortschaften. Diese Zahl schließt kennzeichenfreie Pedelecs und Elektroräder mit Versicherungskennzeichen ein. Das ist ein Anstieg um über 26 % gegenüber Vorjahreszeitraum mit 3.628 Unfällen. Darüber berichten diverse Nachrichtenportale, in der Regel sachlich, und verweisen meist auch auf den gewachsenen Bestand.
Auch der Zweirad-Industrie-Verband (ZIV) warnt davor, diese Zahlen falsch zu interpretieren, weil E-Bikes keineswegs per se ein größeres Unfallrisiko aufweisen sollen als gewöhnliche Fahrräder. Der Anstieg der Unfallzahlen bei E-Bikes ist nach Überzeugung des ZIV hauptsächlich auf den stetig wachsenden Bestand – zum Jahresende 2017 sollen bereits ca. 3,5 Millionen Elektroräder auf deutschen Straßen unterwegs sein – sowie die intensivere Benutzung hinsichtlich zurückgelegter Distanzen und Nutzungshäufigkeit zurückzuführen. Durch die gesteigerte Kilometerleistung steige das Unfallrisiko proportional.
ZIV-Sprecher David Eisenberger meint: „Selbstverständlich ist jeder Unfall mit Personenschaden und jeder Verkehrstote einer zu viel. Deshalb muss auch künftig alles dafür getan werden, um das Fahren mit dem Rad und E-Bike sicherer zu gestalten. Der ZIV fordert dafür den Ausbau der Fahrradinfrastruktur sowie eine sichere und fahrradfreundliche Gestaltung von kritischen Verkehrsknotenpunkten. Zudem sollten Käufer von E-Bikes durch intensive Beratung und durch Testfahrten auf ihr neues Fahrvergnügen vorbereitet werden.“ Weiter empfiehlt der ZIV grundsätzlich die Nutzung von Fahrradhelmen.
Bereits 2015 hatte die Unfallforschung der Versicherer (UDV) erklärt, dass Pedelecfahrer im Vergleich zu Fahrradfahrern deutlich mehr Alleinunfälle und Unfälle auf Abfahrten erleiden. „Nicht das Pedelec ist das Problem, sondern die derzeit überwiegende Nutzergruppe“, sagte bereits damals UDV-Leiter Siegfried Brockmann. „Viele Senioren freuen sich über neu gewonnene Mobilität, haben dann aber Schwierigkeiten mit dem Handling des Pedelecs. Hier sind die Händler in einer besonderen Verantwortung, bei der Auswahl des optimalen Geräts sachkundig zu beraten und die Pedelecfahrer ausführlich einzuweisen.“
Auch Automobilzulieferer haben das Problem erkannt und entwickeln Fahrassistenzsysteme. Vereinzelt warnen die Portale auch vor Motortuning. Dagegen haben Branchenvertreter vor einem Jahr eine Initiative gegründet.