Von Ketchupflaschen und Elektro-Schaltungen
09.06.2023, 09:04 Uhr
Eurobike enthüllt erste Messeneuheiten
Im Fahrradmarkt ist derzeit oft vom „Ketchupflascheneffekt“ die Rede: In den letzten Monaten schwappte viel Ware in die Fahrradläden, die zum Teil schon vor zwei Jahren bestellt worden ist. Die Eurobike beschreibt damit auch die Neuheitenflut auf der Messe.
Im Fahrradmarkt ist derzeit oft vom „Ketchupflascheneffekt“ die Rede.
(Quelle: Shutterstock / Shyripa Alexandr)
Nachdem die Marktteilnehmer in den vergangenen Jahren ihren Fokus eher auf die Bewältigung des sprunghaft gestiegenen Absatzes als auf die Entwicklung neuer Produkte legten, befindet sich in diesem Jahr ein ganzer Schwall an Neuheiten im Messegepäck der mehr als 1.900 Eurobike-Aussteller. Hier ein Überblick über einige spannende Trends und Neuheiten im Fahrradmarkt, die auf der Eurobike Premiere feiern.
Antriebsvielfalt
Viele Hersteller von E-Bike-Antrieben hüllen sich noch bis zum ersten Messetag eisern in Schweigen, mit welchen Neuheiten sie die Fachwelt auf der Eurobike überraschen wollen. Fahrradhersteller, die vorab eingeweiht wurden, müssen sich ebenfalls vertraglich zur völligen Verschwiegenheit verpflichten. Der Aha-Effekt wird also auf der Eurobike mit Sicherheit gewährleistet sein.
Aber schon jetzt ist abzusehen, dass die Eurobike die wohl größte Zahl an Weltpremieren von neuen E-Bike-Antrieben in ihrer Geschichte erleben wird. Ein Auslöser dafür ist, dass es künftig für praktisch jeden denkbaren Anwendungsfall speziell ausgelegte Antriebssysteme geben wird. Bestes Beispiel sind die Cargo-Bike-Systeme, die inzwischen bei den meisten führenden Anbietern im Programm zu finden sind. Ein Entwicklungsschwerpunkt für das Modelljahr 2024 liegt nun auf besonders leichten E-Bike-Antrieben, die künftig beispielsweise an Gravel-Bikes und Rennrädern, aber auch an stylischen Urban-Bikes zu sehen sein werden.
Lastenräder für jede Aufgabe
Cargobikes waren in den letzten Jahren der Überflieger im Fahrradmarkt. Kaum eine andere Fahrradkategorie ist prozentual gesehen so stark gewachsen wie die Fahrräder zum Lasten- und Kindertransport. Längst hat sich das Cargo-Segment in ganz verschiedene Fahrradtypen diversifiziert, die für jede Transportaufgabe eine passgenaue Lösung bieten. Noch eine relativ junge Entwicklung im Cargo-Markt ist, dass neben speziellen E-Bike-Antrieben (siehe oben), immer mehr auch andere Komponenten für den Lastentransport maßgeschneidert werden. Insbesondere bei den Bremsen dürfte es in diesem Zusammenhang einige Eurobike-Neuheiten zu sehen geben.
E-Schaltung: per Funk und fürs Stadtrad
Auf der Eurobike zeigt Campagnolo die neue „Super Record“, die im Gegensatz zur bisher kabelbasierten Elektroschaltung jetzt per Funk schaltet. Sram überträgt seine Funktechnologie auf Schaltungen im mittelpreisigen Rennrad-Segment. Schalten per Funk wird damit also zunehmend zur Standardtechnik. Die neue MTB-Schaltung von Sram kommt ohne Schaltauge aus. Shimano bringt als Messeneuheit unter anderem seine neue Komponentengruppe „Cues“ mit zur Eurobike, mit der die Japaner ihre digitale „Di2“-Technologie samt Autoshift (schaltet automatisch) und Freeshift (schaltet auch im Stand) auch im urbanen E-Bike-Segment einführen.
Fertigung in Europa
Nicht erst seit den Corona-Jahren ist sich die Fahrradwelt ihrer Abhängigkeit von global überdehnten Lieferketten bewusst. Insofern ist es auch keine ganz neue Entwicklung mehr, dass die Marktteilnehmer zunehmend versuchen, die Produktion wieder näher an die europäischen Märkte zu holen. Eine Vorreiterrolle nimmt dabei insbesondere auch die portugiesische Fahrradindustrie ein. Die Eurobike empfiehlt als Ansprechpartner auf der Messe die Unternehmen Triangle’s und Carbon Team. Beiden Unternehmen ist es mit weitgehend automatisierten Prozessen gelungen, dem einen mit Aluminium-, dem anderen mit Carbonrahmen, in Europa eine Fertigung im industriellen Maßstab aufzubauen, die selbst anspruchsvollste Abnehmer überzeugt. Das Ende des Zeitalters, in dem Fahrradrahmen nur noch in Fernost gefertigt wurden, scheint damit eingeläutet, so die Messe.
Ökologie
Immer mehr Unternehmen im Fahrradmarkt schreiben sich auf die Fahne, nachhaltig zu agieren. Als nur eines von vielen Beispielen sei der Reifenhersteller Schwalbe genannt, welcher früh ökologische Verantwortung im Unternehmen verankert hat: Als Messeneuheit für die Eurobike 2023 hat Schwalbe angekündigt, dass der Anteil der Reifenmodelle mit fair gehandeltem Naturkautschuk im kommenden Modelljahr versechsfacht wird. Weitere Hersteller zeigen auf der Messe, wie sie Nachhaltigkeit im Unternehmen verankern.