Unterbesetzt, unterbeliefert, ineffizient 10.11.2022, 10:11 Uhr

Schweizer Werkstätten bleiben unter ihren Möglichkeiten

Die Werkstatt wird auch im Schweizer Fachhandel immer wichtiger. Personalmangel, Lieferengpässe und mangelnde Organisation bremsen den Erfolg jedoch aus.
Die Werkstatt wird auch im Schweizer Fachhandel immer wichtiger.
(Quelle: Shutterstock / Rowfarn)
Dies sind zentrale Ergebnisse der Werkstattumfrage des Branchenbüros Dynamot und des Zweirad-Gewerbeverbands 2rad Schweiz. Sie haben den Fachhandel befragt und zeigen, wie sehr die hohe Nachfrage nach Verschleißteilen, Reparatur und Wartung viele Fachwerkstätten an ihre Kapazitätsgrenzen gebracht hat.
Erfreulich ist, dass Fachwerkstätten wirtschaftlich wichtiger geworden sind: Im Durchschnitt trägt die Arbeitsleistung der Werkstatt 21,5 Prozent zum Gesamtumsatz der Fachgeschäfte bei, ein Plus von zehn Prozent gegenüber der letzten Umfrage kurz vor dem Beginn der Corona-Pandemie.

Mangel an Fachkräften verschärft sich.

Die Kehrseite dieses Erfolgs ist, dass sich der Fachkräftemangel im Schweizer Fahrradfachhandel nochmals verschärfte. Zum Zeitpunkt der Befragung im Frühjahr 2022 suchten vier von zehn Fachgeschäften nach Personal für ihre Servicewerkstatt. Hochgerechnet auf die ganze Schweiz bedeute das, dass etwa 750 Mechaniker und Mechanikerinnen fehlen.

Unprofitabel durch Lieferengpässe

Doch nicht nur das fehlende Personal trübt die Bilanz der Werkstätten: Nur 55 Prozent der Werkstätten arbeiten profitabel, ein leichter Rückgang gegenüber der Befragung von 2020. Auf den ersten Blick erstaunt dieser Rückgang, denn die Werkstatttarife sind in den letzten beiden Jahren im Schnitt um 3,5 Prozent angestiegen. Dass die Profi-Werkstätten des Velohandels aber weniger gut rentieren, hängt neben dem Personalmangel auch stark mit den Lieferengpässen zusammen.
„Zahlreiche Geschäfte verloren in den letzten zwei Jahren viel Zeit mit der Suche nach den passenden Ersatzteilen oder angemessenen Alternativen viel Zeit. Auch litt die Effizienz in der Werkstatt durch zahlreiche Garantiefälle an neu verkauften Velos und Elektrovelos. Bei manchen Herstellern litt die übliche Fertigungsqualität unter dem enormen Nachfragedruck der letzten beiden Jahre, und Händler als erste nächste Anlaufstelle der Velofahrenden mussten dann nachbessern“, sagt der Studienautor Urs Rosenbaum vom Schweizer Fahrradbüro Dynamot.

Hausgemachte Versäumnisse schmälern die Rentabilität

Dass die Rentabilität der Werkstatt nicht alle Erwartungen erfüllen kann, ist zum Teil aber auch hausgemacht, weiß Rosenbaum: „Ein bemerkenswert großer Anteil der Schweizer Fachhändler hat seine Werkstatt noch nicht voll auf Effizienz getrimmt. Bewährte Hilfsmittel wie Arbeitswerte oder Betriebsprogramme zur Erfassung und Abrechnung von Serviceaufträgen sowie zur Lagerverwaltung werden noch nicht umfassend genutzt. Dafür gibt es immer noch Geschäfte, die wertvolle Dienstleistungen wie Abholservice oder Ersatzvelo ihren Kunden gratis anbieten.“

Werkstattumfrage 2022

Die Werkstattumfrage 2022 liefert Details und Kennzahlen wie es um Tarife, Organisation, Digitalisierung, Personalmangel und Löhne in den Werkstätten des Schweizer Velohandels steht. Die Umfrage wird seit 2011 regelmäßig von Dynamot Kommunikation in Zusammenarbeit mit dem Zweirad-Gewerbeverband 2rad Schweiz durchgeführt und ausgewertet. Die ausführliche Auswertung kann direkt beim Herausgeber bestellt werden.



Das könnte Sie auch interessieren