Fahrradsparte boomt
27.11.2020, 09:40 Uhr
Schwan-Stabilo-Gruppe verzeichnet Umsatzrückgang um acht Prozent
Die Schwan-Stabilo-Firmengruppe, Inhaber von Deuter und Gonso, verzeichnet im Geschäftsjahr 2019/20 einen Umsatzrückgang von acht Prozent. Einen leichten Umsatzrückgang gab es im Outdoor-Bereich, aber Wandern und Fahrradfahren sorgten für einen Absatz-Boom.
Die breite thematische und geografische Aufstellung hat sich für die Firmengruppe Schwan-Stabilo einmal mehr als wichtiger Anker in Krisenzeiten erwiesen. Mit einem Umsatzrückgang von acht Prozent auf 609,8 Millionen Euro im Geschäftsjahr 2019/20 (Stichtag: 30. Juni 2020) hat das Unternehmen die gravierenden Auswirkungen der weltweiten Corona-Krise noch vergleichsweise in Grenzen halten können.
Der Teilkonzern Schreibgeräte kam mit einem Umsatz von 194,1 Millionen Euro fast auf das Vorjahresniveau (195,2 Millionen Euro). Der Teilkonzern Kosmetik weist einen Umsatzrückgang von 14,4 Prozent auf 255,8 Millionen Euro aus.
Im Geschäftsbereich Outdoor zeigt sich ein eher differenziertes Bild. Während die Marken Ortovox und Gonso nach dem Shutdown im Frühjahr kräftige Zuwächse erzielten, konnten die Marken Maier Sports und Deuter die Rückgänge nicht komplett kompensieren. Insgesamt verzeichnet der Teilkonzern Outdoor im Vergleich zum Vorjahr (168,3 Millionen Euro) einen Umsatzrückgang von 5,1 Prozent auf 159,7 Millionen Euro.
Mehrere Standbeine geben Sicherheit
Mit dem Blick auf die sehr unterschiedlichen Ergebnisse innerhalb der Firmengruppe hat sich die breite thematische und geografische Aufstellung von Schwan-Stabilo nach seiner Ansicht als strategischer Vorteil erwiesen. Der Chief Executive Officer (CEO) Sebastian Schwanhäußer sagt: „Nichts von dem, was wir bisher in unseren Märkten erlebt haben, ist vergleichbar mit der jetzigen Situation. Corona hat alles auf den Kopf gestellt. Trotzdem haben wir es bisher geschafft, einigermaßen gut die Krise zu überstehen. Zwar mit einigen Kratzern, aber mit keinen gravierenden oder gar existenzbedrohenden Schäden. Die relativ guten Ergebnisse bei den Schreibgeräten sowie die starke Entwicklung von Ortovox und Gonso haben einen Teil der Umsatzrückgänge in den anderen Bereichen kompensieren können. Die Diversifikation ist es, die uns stark und widerstandsfähig macht. Das hat sich in der Vergangenheit bereits gezeigt als einzelne Branchen oder auch geografische Märkte einbrachen. Und es hat sich in diesen wirren Corona-Zeiten einmal mehr bestätigt." Verlässliche Prognosen zum weiteren Verlauf der Pandemie und damit auch der geschäftlichen Entwicklung sind nach Auffassung von Sebastian Schwanhäußer nicht möglich.
Der Konzern investiert vor allem in digitale Infrastruktur. Der Finanzchef Martin Reim sagt: „Alle Teilkonzerne führen derzeit neue IT-Systeme ein, um sich für Morgen zu rüsten. Denn die digitale Weiterentwicklung ist für uns ein strategischer Kern. Trotz der Krise wollen wir dafür in den nächsten drei bis fünf Jahren knapp 20 Millionen Euro aufwenden.“
Outdoor litt unter erstem Lockdown
Der Umsatzrückgang im Teilkonzern Outdoor ist ausschließlich auf die Lockdown-Wochen von Mitte März bis Anfang Mai 2020 zurückzuführen. „Allerdings“, so Martin Riebel, der Geschäftsführer der Outdoor-Sparte, die die Marken Deuter, Ortovox, Maier Sports und Gonso umfasst, „hatten wir in den einzelnen Bereichen sehr unterschiedliche Entwicklungen.“
Vor allem das Fahrradfahren bekam einen neuen Stellenwert – nicht nur in der Freizeit, sondern auch beim Weg zur Arbeit, um den öffentlichen Nahverkehr zu meiden. Ebenso haben Sportler das Rad wiederentdeckt, da das Training und die Kurse in den Vereinen und Fitnessstudios nicht wie gewohnt stattfanden. Während die Outdoor-Marke Ortovox weiterhin zweistellige Wachstumsraten vorweist, verlief das Wintergeschäft von Maier Sports, auch infolge des milden Winters, leicht rückläufig.
Ähnlich die Entwicklung bei Deuter. Hier schlugen sich nach Auffassung von Martin Riebel Corona-bedingte, niedrigere Bestellungen der Vertriebspartner – etwa für Trekking und Reiserucksäcke – sowie die anstehende Neustrukturierung des gesamten Sortiments nieder. Der neue Markenauftritt ab Frühjahr/Sommer 2021 führte erwartungsgemäß zu einer verhaltenen Befüllung der Lager im letzten Jahr des alten Logos und der alten Kollektion. Der Ausblick ins nächste Jahr ist bisher positiv. Gonso, der Spezialist für Fahrradbekleidung, profitierte hingegen sehr stark von dem allgemeinen Fahrradhype im Frühjahr und Sommer.
Digitale Offensive als strategischer Fokus
Strategischer Schwerpunkt bei allen Marken war im abgelaufenen Geschäftsjahr die digitale Offensive. „Digital“, sagt Martin Riebel, „ist für viele das neue Normal. Die Pandemie hat dies nochmals eindrucksvoll untermauert. Wir haben nun alle digitalen Projekte im Teilkonzern Outdoor gebündelt und sind in den letzten Monaten mit großen Schritten vorangekommen. Ziel sind einheitlich digitale Plattformen über die ganze Outdoor-Gruppe.“
Bereits im November 2019 ist der Online-Shop von Deuter live gegangen, im März 2020 folgte Ortovox. Riebel: „Mit unserer E-Commerce-Offensive ergänzen wir gezielt unsere Fachhandelsstrategie. Die Kunden haben, selbst wenn sie ihr Produkt über unsere Online-Shops auswählen, die Freiheit, es direkt hier zu bestellen oder es über den Fachhandel in ihrer Nähe zu beziehen.“
Deuter zieht’s wieder stärker auf den Berg
Deuter, mit Robert Schieferle seit 1. Juli als Geschäftsführer, geht verstärkt zurück zu seinem Ursprung, dem Bergsport. Das Thema Nachhaltigkeit steht weiterhin ganz oben auf der Prioritätenliste von Martin Riebel. „Wir entwickeln und vertreiben Produkte, die Menschen nutzen, um die Natur zu erleben. Was liegt also näher, als alles dafür zu tun, die Natur und auch die Menschen zu schützen?“, fragt Riebel. Im abgelaufenen Geschäftsjahr haben alle Outdoor-Marken der Gruppe deshalb ihre Aktivitäten in Sachen Nachhaltigkeit weiter forciert.