Abwertung am Bremsprüfstand 19.05.2022, 13:55 Uhr

ZIV wirft Stiftung Warentest Fehler beim Kinderradtest vor

Die Stiftung Warentest veröffentlichte im Heft 6/2022 einen Test von Kinderfahrrädern. Jetzt erhebt der Zweirad-Industrie-Verband (ZIV) Vorwürfe gegen die Verbraucherorganisation.
Der Zweirad-Industrie-Verband hält die Testergebnisse von Stiftung Warentest für nicht nachvollziehbar.
(Quelle: ADAC)
Fünf Modelle wurden mit mangelhaft bewertet, unter anderem wegen Problemen beim Bremsen. Angekündigt war der Test bereits für das Heft 4/2022. Der Zweirad-Industrie-Verband (ZIV) hat die Hefte genau gelesen: „Nachdem in der ersten Ankündigung noch von ,etlichen‘ Fahrrädern mit Sicherheitsproblemen die Rede war, sind es in der jüngsten Ankündigung nur noch ,einige‘. Auch in der offensichtlich korrigierten Form überzeugt der Test aber nicht“, findet der ZIV.
Tim Salatzki, Leiter Technik und Normung beim ZIV, sagt: „Kinderräder müssen sicher sein, das ist das Selbstverständnis der Fahrradindustrie. Daher freuen wir uns über die durchgängig guten und zufriedenstellenden Ergebnisse aller getesteten Kinderfahrräder in den Bereichen Fahren, Eignung für das Kind und Handhabung.“
Auch im Bereich Sicherheit und Haltbarkeit wurden bei der Hälfte der Räder gute und sehr gute Ergebnisse erzielt. Bei fünf Rädern gab es deutliche Abwertungen aufgrund der Testergebnisse beim Bremsen, betroffen waren Räder von Coolmobility sowie der ZIV-Mitglieder Pierer E-Bikes, Winora und ZEG. „Diese Ergebnisse und die daraus resultierenden Abwertungen überzeugen nicht“, so der ZIV weiter. Die Testergebnisse zeigen aus Sicht des Verbands deutlich Unstimmigkeiten bei der Vormontage und Voreinstellung von Bauteilen und der Einstellung der Bremse.

Führte Corona-Knappheit zu schlechten Testergebnissen?

Die Beschaffung der Kinderfahrräder für den Test fiel in die Hochphase der Corona-Pandemie, als viele Räder nur schwer verfügbar waren. Nach Ansicht des ZIV deutet vieles daraufhin, dass ein Teil der Kinderräder nicht bei Händlern vor Ort, sondern aus anderen Quellen beschafft worden sind, etwa bei Online-Händlern. Auch die bislang übliche Beschaffung von mehreren Rädern beim gleichen Händler, die zu besserer Vergleichbarkeit führt, konnte offensichtlich nicht beibehalten werden, kritisiert der Verband.
Grundsätzlich ist es die Aufgabe eines Fachhändlers, die Bauteile entsprechend der Vorgaben des Herstellers ordnungsgemäß für die Erstnutzung einzustellen. Bei online erworbenen Rädern ist dies – sofern nicht schon durch den Versender geschehen – mit Hilfe einer mitzuliefernden Anleitung durch den Erwerber durchzuführen. „Die Ergebnisse legen nahe, dass bei einem Teil der erworbenen Räder diese Einstellungen nicht ordnungsgemäß durchgeführt wurden oder das beauftragte Prüfinstitut die notwendigen Einstellungen erst gar nicht vorgenommen hat“, unterstellt der ZIV. Durch die unzureichende Einstellung der Bremsen kann es zu einem Nichtbestehen der Bremsenprüfung kommen. „Bei korrekter Einstellung der Bremse ist davon auszugehen, dass die geforderte Bremswirkung erreicht wird“, teilt der ZIV mit.

ZIV wies Warentest vor Veröffentlichung auf Unstimmigkeiten hin

Der ZIV hält daher die Testergebnisse zum Bremsen und die daraus resultierenden Abwertungen für nicht nachvollziehbar. Diese Kritik hat der Verband der Stiftung Warentest gegenüber vor Veröffentlichung deutlich gemacht. Diese Kritik sei nicht beachtet worden, anders als andere Hinweise auf offensichtliche Mängel der Untersuchung, insbesondere in der Gesamtfahrradprüfung.
„Unsere Mitgliedsunternehmen bauen sichere Fahrräder und sie stellen sich jedem Test. Zu einem sicheren Fahrrad-Test gehört, dass die Fahrräder vom Fachhandel oder – bei Online-Käufen – vom Käufer so eingestellt werden, wie es vorgesehen ist“, so Tim Salatzki vom ZIV.



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