Portrait  12.05.2022, 08:00 Uhr

Hamburger Familie setzt auf Lastenrad statt Auto

Ein Leben ohne eigenes Auto? Dass das ohne größere Hürden möglich ist, zeigt das Beispiel einer vierköpfigen Familie aus Hamburg. Sie schafften Ende 2021 ihr Auto ab und bestreiten den Alltag seither mit zwei Lastenrädern. 
Eine Hamburger Familie nutzt zwei Lastenräder statt einem Auto.
(Quelle: Niels Römer)
Die Entscheidung, ohne eigenes Auto leben zu wollen, wurde dabei von verschiedenen Faktoren beeinflusst. Die Familie, die im Hamburger Stadtteil Ottensen mit zwei Kindern und einer Katze lebt, wollte sich nicht mehr auf Kosten des Klimas und der Lebensqualität in den Städten mit dem eigenen PKW fortbewegen. Zudem konnten sie im Rahmen des Projekts „Ottensen macht Platz" im Zeitraum von September 2019 bis Februar 2020 bereits erfahren, wie sich ein verkehrsberuhigter Raum direkt vor der Haustür anfühlt. Damals wurden einige Straßen als verkehrsberuhigt umgewidmet. Für Mama Silke Decker konnte in diesem Zeitraum die Lebensqualität in dem Stadtviertel deutlich gesteigert werden, was sie in ihrer Entscheidung bestärkte. 
„Wir haben deshalb auch zwei Lastenräder. Das eine von Gazelle ist etwas größer und schwerfälliger. Da passt aber wirklich sehr viel rein, ich bin damit schon gefahren und hatte beide Kinder vorne drin plus Einkauf und sogar noch ein Kind auf dem Gepäckträger“, erinnert sich Silke. Das andere Lastenrad, ein „Mini-Cargobike“ von Yoonit, das Papa Niels Römer entwickelte, bietet zwar weniger Stauraum, eignet sich aber aufgrund der Größe und Wendigkeit besser für längere Strecken oder die Mitnahme in der Bahn. Mit den zwei Lastenrädern bleibt die Familie flexibel und kann sich Kindertransport oder Einkauf auch mal aufteilen.

Kosten waren mitentscheidend

„Neben Gründen der Umweltverträglichkeit, wogen beide auch die Kosten ab. „In den letzten drei Jahren habe ich alle Kosten für unser Auto aufgeschrieben. Das sind 4.000 Euro pro Jahr, obwohl das ein altes Auto war und der Anschaffungspreis nicht mit eingerechnet war.“ Viele verdeckte Kosten für Sprit, Versicherung, Steuern und Reparatur summieren sich über das Jahr. Mit den Lastenrädern sparen sich beide nun viel Geld. „Das Auto ist nicht nur kostenintensiv, sondern auch mit Aufwand verbunden. Ich empfinde es als sehr befreiend, dass ich mich mit Wartung, Pflege und Reparaturen nicht mehr auseinandersetzen muss“, ergänzt Niels.
Ihre Entscheidung bereuen beide bis heute nicht, im Alltag lassen sich alle Wege mit dem Lastenrad bequem zurücklegen. Nur in seltenen Fällen greift die Familie noch auf E-Autos von Sharing-Anbietern zurück. „Das ist schon ein Glücksgefühl, wenn du mit dem Rad unterwegs bist und im Stadtverkehr neben den Autos vorbeifahren kannst. Klimaneutral unterwegs zu sein – das gibt einem einfach ein gutes Gefühl“, meint Niels.
Dennoch gab es auch schon ein paar wenige Momente, in denen sich beide das eigene Auto zurückgewünscht hätten und auch die Umgewöhnungsphase war für Niels nicht immer leicht. Die Erfahrungen schildern Silke und Niels ab S.22 in der aktuellen Ausgabe 8 der SAZbike. Der Artikel ist außerdem über das SAZbike-Archiv auch online verfügbar.



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