Diskussion im Bundestag 16.05.2022, 12:34 Uhr

ADFC fordert Fahrradmitnahme in Bus und Bahn auch mit 9-Euro-Ticket

Am 16. Mai befasst sich der Verkehrsausschuss im Bundestag mit dem geplanten 9-Euro-Ticket für Bus und Bahn. Der ADFC kritisiert das Konzept als zu kurzfristig. Ein möglicher Ausschluss von Fahrrädern sei falsch.
Der ADFC fordert, dass die Fahrradmitnahme auch mit dem 9-Euro-Ticket uneingeschränkt möglich bleiben soll.
(Quelle: ADFC Gloger)
Der Fahrradclub ADFC fordert stattdessen den Ausbau des Nahverkehrs. Dies sei besonders im ländlichen Raum wichtig. Dem Vorschlag, die Fahrradmitnahme im Nahverkehr in den Sommermonaten einzuschränken, erteilt der ADFC mit Blick auf den wirtschaftlich sehr bedeutenden Fahrradtourismus abermals eine deutliche Absage.
ADFC-Bundesgeschäftsführerin Ann-Kathrin Schneider sagt: „Die Bundesregierung muss dringend langfristige Konzepte entwickeln, um die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern zu verringern und die klimafreundlichsten Verkehrsträger zu stärken. Eine zeitlich befristete Aktion in den Sommermonaten reicht nicht. Nach unserer Einschätzung ist die Bevölkerung angesichts multipler Krisen in hohem Maße dazu bereit, ihr Mobilitätsverhalten zu ändern und viel weniger Auto zu fahren – wenn es denn gute Alternativangebote gibt. Aber genau da liegt das Problem: Die Alternativen zum Auto sind für viele Menschen nicht attraktiv genug, weil die Politik über Jahrzehnte hinweg das Auto priorisiert und Bus, Bahn, Fuß und Rad vernachlässigt hat.“

ÖPNV-Angebot und Schnittstellen verbessern  

„Das 9-Euro-Ticket sehen wir deshalb kritisch. Es ist zu kurzfristig und kein nachhaltiges Angebot – denn an der schlechten ÖPNV-Verfügbarkeit besonders in ländlicheren Regionen ändert das günstige Ticket natürlich nichts. Wichtiger wäre, den öffentlichen Verkehr längerfristig günstiger zu machen, die Schnittstellen mit Rad, Fuß und Carsharing zu verbessern und das Angebot im ländlichen Raum deutlich auszubauen. Wir brauchen ein Angebot, das Menschen auch perspektivisch für Bus und Bahn begeistert.“

Eingeschränkte Fahrradmitnahme? „Katastrophe für den Radtourismus“

Völlig widersinnig sei der Vorschlag, in den Sommermonaten die Fahrradmitnahme im Nahverkehr einzuschränken. „Für den wirtschaftlich bedeutenden Fahrradtourismus wäre das eine Katastrophe“, so Schneider. 5,3 Millionen Menschen haben 2021 laut ADFC-Radreiseanalyse die Bahn für die Anreise zu Tagesausflügen auf dem Rad und Radreisen genutzt, die meisten natürlich im Sommer. „Es wäre auch klimapolitisch eine Katastrophe, wenn man all diese klimafreundlich Reisenden 2022 zwingen würde, mit dem Auto statt mit der Bahn zum Ostseeküstenradweg, ins Allgäu oder an den Bodensee zu fahren“, befürchtet Schneider.

Fahrradparkplätze ausbauen, Mitnahme erleichtern  

Außerdem sei die Fahrradmitnahme in der S-Bahn oder dem Regionalexpress für Tausende von Pendlerinnen und Pendler die einzige Möglichkeit, autofrei und klimafreundlich zum Arbeitsplatz zu kommen. Der Nahverkehr und die Fahrradparkplätze an Bahnhöfen müssten also dringend ausgebaut werden. Schneider: „Die Fahrradmitnahme darf nicht eingeschränkt, sondern muss im Gegenteil erleichtert und optimiert werden - das ist das Gebot der Stunde.“



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