Mitteldeutscher Zweiradverband 07.06.2024, 12:20 Uhr

Uwe Bönicke: „Ausbildung muss bundesweit vereinheitlicht werden“

Der im März gegründete Mitteldeutsche Zweiradverband (kurz: MZV) will die Interessen des Fachhandels vertreten. Uwe Bönicke, Obermeister der Mitteldeutschen Zweiradmechaniker-Innung, erklärt die Pläne des MZV.
Uwe Bönicke (links) will die Ausbildung von Mechanikern und Mechanikerinnen verbessern.
(Quelle: Stephan Maderner / bike&business)
Der Mitteldeutsche Zweiradverband (kurz: MZV) ist aktiv in Sachsen-Anhalt, Sachsen, Brandenburg, Thüringen und Mecklenburg-Vorpommern.
SAZbike: Wer sind die Mitglieder des MZV?
Uwe Bönicke: „Der MZV hat mit sieben Fahrradbetrieben als Gründungsmitgliedern begonnen und ist schon deutlich gewachsen. Aktuell zählen wir 35 Mitglieder inklusive Gastmitglieder, es kommen immer wieder neu hinzu.“
SAZbike: Warum braucht Deutschlands Fahrradbranche noch einen Verband? 
Bönicke: „Der Handel muss und will weg vom Schlauchflicker-Image. In der Praxis arbeiten wir längst sehr professionell und anspruchsvoll, aber das ist in der Politik noch nicht angekommen, und genau darum werden wir ja so vernachlässigt. Eine Folge sind realitätsferne Ausbildungsinhalte und Fachkräftemangel. Darum vertreten wir die Interessen von Zweiradbetrieben gegenüber der Politik im Bereich Handwerk. Der Beruf des Zweiradmechatronikers ist anspruchsvoll, das möchten wir stärker kommunizieren.“
SAZbike: Teile der Fahrradbranche meinen, die Branche sollte gegenüber der Politik geschlossener auftreten, um besser gehört zu werden. Unterstützt der MZV einen Dachverband für gemeinsame Interessenvertretung gegenüber der Politik?
Bönicke: „Selbstverständlich, das liegt auch in unserem Interesse.“
SAZbike: Wie kann man die Qualität der Ausbildung verbessern?
Bönicke: „Es mangelt an bundesweiter Einheitlichkeit bei der Ausbildung und bei der Ausstattung der Ausbildungsstätten, etwa der Bundesfachschule. So könnten etwa Hersteller die Ausbildungsstätten unterstützen mit Fahrrädern und Teilen, die zwar nicht mehr verkauft werden können aber technisch noch für die Ausbildung geeignet sind. Auch damit könnte man den Fachkräftemangel entschärfen.“
SAZbike: Und die etablierten Handwerksinnungen machen das nicht hinreichend? 
Bönicke: „Aus dem Bundesinnungsverband Zweirad sind wir ausgetreten, weil das Fahrrad dort stiefmütterlich behandelt worden ist. Der Verband orientiert sich zu stark am Auto, weil die Geschäftsführung und Organisation zu Kfz-lastig sind. Wir aus dem Zweiradbereich, also Fahrrad und Motorrad, arbeiten gerne mit dem Autobereich zusammen. Aber wir haben eben berufsspezifische Themen, zum Beispiel neue zweiradspezifische Reparatur- und Diagnosemethoden und diese Unterscheide verwischen beim Bundesinnungsverband in Hilden. Wir konzentrieren uns darum nur aufs Zweirad, also Fahrrad und Motorrad.“
SAZbike: Was planen Sie als nächstes? 
Bönicke: „Sobald wir beim Wirtschaftsministerium Sachsen-Anhalt als Verband eingetragen sind, treten wir gegenüber der Lokalpolitik mit mehr Gewicht auf. Das gestaltet sich aktuell zäh, wir sind ehrenamtlich unterwegs. Konkret wollen wir bei Wahlforen der Handwerkskammern Magdeburg oder Halle, dort treffen sich Handwerker und Lokalpolitiker, der Politik erklären, wie sie unsere Rahmenbedingungen zur Ausbildung von Zweiradmechatronikern verbessern können: bundesweit einheitliche Ausbildung und einheitliche Prüfung, sowie die Beibehaltung der Meisterpflicht. Für Quereinsteiger, die aus Altersgründen den Meister nicht machen müssen, sollte es weiterhin eine Sach- und Fachkundeprüfung geben. Das sind unsere wichtigsten Forderungen.“
SAZbike: Herr Bönicke, vielen Dank für das Gespräch.


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