IFH-Studie
03.08.2022, 09:46 Uhr
Inflation und Verbraucherstimmung setzen Einzelhandel unter Druck
Das Institut für Handelsforschung Köln (IFH) und die BBE Handelsberatung sehen in einer aktuellen Analyse den Einzelhandel durch Inflation und Konsumzurückhaltung gefährdet.
Trotz steigender Umsätze der Konsumgüter- und Einzelhandelsbranchen steht der deutsche Einzelhandel laut IFH und BBE Handelsberatung unter Druck. Das Umsatzwachstum ist derzeit vor allem preisgetrieben, bis 2023 sei trotz Nachholeffekten einiger Branchen insgesamt ein eher schwaches Wachstum zu erwarten. Die einzelnen Konsumgütermärkte zeigen dabei stark unterschiedliche Konjunkturen. Lieferengpässe, Preissteigerungen und Energieknappheit stellen die Branche übergreifend vor große Herausforderungen.
„Die deutschen Konsumgütermärkte haben 2021 trotz Lockdowns in Summe profitiert und realisieren nominale Wachstumsraten zwischen minus 0,1 Prozent und 6,1 Prozent gegenüber 2020. Dabei konnten jedoch nicht alle Branchen das Umsatzniveau von 2019 wieder erreichen. In den ersten fünf Monaten des laufenden Jahres 2022 beobachten wir teilweise hohe Umsatzzuwächse bei den institutionellen Fachhandelszweigen gegenüber den entsprechenden Vorjahresmonaten, vor allem im Bereich Nonfood“, sagt Susanne Eichholz-Klein, Bereichsleiterin Market Insights und Mitglied der Geschäftsleitung am IFH Köln.
Inflation sorgt für geringes Umsatzwachstum
Im Mai 2022 lag der Umsatzzuwachs des Nonfood-Fachhandels beispielsweise gegenüber den Vergleichsmonaten 2021 bei 25,2 Prozent, gegenüber 2019 bei einem nominalen Umsatzplus von 6,5 Prozent. Angesichts deutlicher Preissteigerungen bedeute das Umsatzplus jedoch nur geringe reale Umsatzzuwächse von unter einem Prozent. Die von den Konsumentinnen und Konsumenten wahrgenommenen Preiserhöhungen führen demnach vor allem zu Sparverhalten und strategischem Einsatz von Haushaltsbudgets, insbesondere im Bereich Lebensmittel.
„Über alle Branchen hinweg dominieren Preissteigerungen und Lieferengpässe das Tagesgeschehen. Auf Seiten der Konsumentinnen und Konsumenten herrscht Verunsicherung, verzichtbarer Konsum wird stark reduziert, größere Investitionen werden aufgeschoben. Das Marktumfeld für den deutschen Einzelhandel bleibt damit trotz steigender Umsätze herausfordernd und die Nachfrage nach spezialisierter Beratung hoch. In einigen Teilbranchen ist eine Fortsetzung der Konsolidierung möglich“, so Johannes Berentzen, Geschäftsführer der BBE Handelsberatung.
Perspektive 2023
Die weitere Entwicklung der Konsumgüterbranchen sei laut Analyse aktuell von großen Unsicherheiten geprägt. Die Prognose für das nächste Jahr 2023 geht in Summe für alle Handelsbranchen von einem Wachstumskorridor zwischen 1,0 Prozent und 2,5 Prozent aus. Das liege trotz erwarteter weiterer Preiserhöhungen nominal unter den langjährigen Wachstumsraten und bringe bei einem Teil der Branchen reale Umsatzverluste und bei den übrigen Branchen nur sehr geringe reale Umsatzzuwächse mit sich. Die höchsten Wachstumsraten können nach den Berechnungen des IFH Köln vor allem die Modebranchen und die Märkte rund um Freizeit/Hobby insbesondere aufgrund von Nachholeffekten erwarten.