Bericht des IFH Köln
03.11.2021, 11:07 Uhr
Lieferengpässe bremsen kurzfristig Wachstum des Fahrradmarktes
Ein Branchenbericht des Instituts für Handelsforschung (IFH Köln) zeigt: Nach der steilen Wachstumskurve in 2020 wird der Fahrradmarkt auch in Zukunft auf Wachstumskurs bleiben. Die Rekordwerte aus dem vergangenen Jahr wird das laufende Jahr aber nicht erreichen können.
Während 2020 mit 7,1 Milliarden Euro ein doppelt so hohes Marktvolumen wie noch drei Jahre zuvor erreicht werden konnte (Marktvolumen 2017: 3,6 Milliarden Euro), wird das hohe Level im Fahrradmarkt 2021 nicht zu halten oder zu übertreffen sein. Zählte der Markt mit einer Wachstumsrate von 41,3 Prozent im Jahr 2020 noch zu den klaren Gewinnern der Corona-Krise und lag weit vor allen anderen Non-Food-Branchen – insbesondere vor den Verlierern aus dem Textilsegment –, kämpft der Markt aktuell mit Lieferengpässen. So muss laut neuem „Branchenbericht Fahrräder 2021“ von IFH Köln und BBE Handelsberatung für das laufende Jahr erstmals wieder mit einem Umsatzrückgang gerechnet werden. Langfristig bleibt der Fahrradmarkt aber auf Wachstumskurs, so der Bericht. Ab 2022 sollen die wesentlichen Lieferengpässe überwunden sein und es könne wieder mit einem Umsatzplus gerechnet werden.
„Die aktuellen Lieferengpässe verhindern, dass das phänomenale 2020er Ergebnis noch einmal getoppt werden kann. Auch im Weihnachtsgeschäft wird sich dies noch einmal widerspiegeln: Wer an Weihnachten ein Fahrrad verschenken möchte, sollte darauf vorbereitet sein, dass die Ware bei später Bestellung nicht mehr rechtzeitig ankommen wird“, so Christoph Lamsfuß, Senior Consultant am IFH Köln.
E-Bikes halten Fahrradmarkt langfristig auf Wachstumskurs
Nach wie vor sind E-Bikes der Wachstumsträger der Branche. Durch ihre Ansiedlung im oberen Preissegment mit einem durchschnittlichen Verkaufspreis von rund 2.600 Euro machten sie im vergangenen Jahr 70 Prozent des Marktvolumens aus. Zwar konnten auch andere Typen wie Straßensporträder und Trekking-Bikes infolge der Corona-Krise bei Verbraucherinnen und Verbrauchern punkten – E-Bikes werden aber laut IFH wohl auch unabhängig von der Pandemie in den nächsten Jahren einen steigenden Stellenwert haben. So werde das Fahrrad allgemein als mobiles, modernes und nachhaltiges Verkehrsmittel gesehen und biete damit zunehmend – insbesondere in Städten – eine Alternative zum Auto. Sichere und komfortable Mobilitätskonzepte können dem Fahrradmarkt daher weiteres Volumen verschaffen.
Online-Wachstum verlangsamt sich
Während das starke Online-Wachstum in den anderen Non-Food-Branchen weiterhin anhält, verlangsamt es sich im Fahrradmarkt und stagniert für das Jahr 2020 auf einem Anteil von 21,1 Prozent. Den größten Umsatzanteil – wenn auch kontinuierlich leicht rückläufig, macht demnach immer noch der Fahrradfachhandel aus, der mit individueller Beratung und Aftersales-Services überzeugen kann.
„Wer jetzt noch Ware verfügbar hat, der gehört zu den Gewinnern: Es zeigt sich, dass reaktionsschnelle und liquiditätsstarke Händler und Händlerinnen ihre Abverkäufe sogar nochmals steigern konnten und auch gut gerüstet in die kommende Saison starten können. Sicherlich vergeht noch mindestens eine Saison bis wieder Normalität am Beschaffungsmarkt eintreten wird, aber danach werden wieder Beratungs-, Service- und Werkstattqualität stärker auf der Nachfrageseite in den Vordergrund rücken. Wichtig ist, sich jetzt dafür zu rüsten!“, appelliert Florian Schöps, Senior Consultant bei der BBE Handelsberatung.