Deutliche Korrektur erwartet
12.07.2023, 09:01 Uhr
Umsätze im Online-Handel fallen stark
Die schlechte Konsumstimmung macht sich auch zur Jahresmitte im Online-Handel bemerkbar. Gegenüber dem Vergleichsquartal 2022 sanken die Online-Umsätze mit Waren (nicht preisbereinigt) von Anfang April bis Ende Juni um 12,2 Prozent auf 19,17 Milliarden Euro.
Der Bevh geht von einem Rückgang der Umsätze im E-Commerce von mehr als 5,0 Prozent zum Vorjahr aus.
(Quelle: Shutterstock / Vladimka production)
Auf das gesamte erste Halbjahr gesehen liegen die bisher aufgelaufenen Umsätze zur Jahresmitte (1. und 2. Quartal) sogar rund 13,7 Prozent unter dem Vergleichswert von 2022. Verglichen mit dem gesamten ersten Halbjahr 2019, also vor Ausbruch der Corona-Pandemie, schlägt weiterhin ein Plus von 14,7 Prozent zu Buche. Das ergeben die aktuellen Zahlen des Bundesverband E-Commerce und Versandhandel Deutschland (Bevh).
„Zum anfänglichen Konsumschock mit Ausbruch des Ukraine-Kriegs ist eine ganze Reihe negativer Wirtschaftsdaten hinzugekommen, die den Negativtrend im Handel verstetigen. Deutschland ist, wie viele andere Länder auch, in der Rezession. Davon kann sich der Online-Handel nicht abkoppeln. Nur teure Maßnahmen wie das 49-Euro-Ticket begrenzen derzeit die Inflation. Scheinbar hohe Lohnzuwächse werden durch die kalte Progression oft wieder kassiert. Solange die Menschen erwarten, dass ihre Reallöhne sinken und finanzielle Sonderbelastungen zunehmen, werden sie sich jeden Einkauf gut überlegen. Wir gehen davon aus, dass sich daran auch in nächster Zeit nichts ändern wird“, erklärt Martin Groß-Albenhausen die gesamtwirtschaftlichen Ursachen.
Abwärtstrend geht durch alle Online-Branchen
Im Vergleich der großen Branchen-Cluster im Online-Handel gab es im zweiten Quartal nur Verlierer: Abermals am stärksten verloren haben die Cluster Unterhaltung (-14,7 Prozent), Einrichtung (-14,3 Prozent) und Bekleidung (-14,1 Prozent). Mit Blick auf einzelne Branchen stehen der Handel mit Schmuck und Uhren (-17,4 Prozent), Computer/Zubehör/Spiele (-16,9 Prozent) und Haushaltswaren und -geräte (-16,1 Prozent) aber auch Auto- & Motorradzubehör (-15,9 Prozent) unter Druck.
Der Optimismus ist gewichen
In die gleiche Richtung wie die Branchenumsätze zeigen die Ergebnisse der aktuellen Mitgliederbefragung, die der Bevh in der ersten Juliwoche durchgeführt hat. Zwei von drei antwortenden Unternehmen geben an, dass sie ihre geplanten Umsätze im zweiten Quartal nicht erreicht haben; im ersten Quartal berichtete dies nur jeder zweite Teilnehmer. Ging im ersten Quartal noch jeder vierte Befragungsteilnehmer davon aus, im Jahresverlauf die Krise hinter sich zu lassen, zeigen sich nun nur noch wenig mehr als 20 Prozent entsprechend optimistisch. Vergleichbar hat sich auch die Zahl derjenigen entwickelt, die befürchten, auf die aktuelle Situation mit Personalmaßnahmen reagieren zu müssen.
Prognose gesenkt
Die pessimistischen Geschäftserwartungen der Händler und anhaltend schlechte Wirtschaftsdaten für Deutschland geben wenig Hoffnung auf eine Besserung der Geschäftslage im weiteren Jahresverlauf. Die zu Jahresbeginn angestellte Prognose von 4,8 Prozent Wachstum für die Gesamtbranche sei somit nicht haltbar. Nach eigenen Schätzungen geht der Verband stattdessen von einer deutlichen Korrektur und einem Rückgang der Umsätze von mehr als 5,0 Prozent zum Jahr 2022 aus.
„In wesentlichen Warengruppen wächst der Druck, die Läger zu leeren, hinzu kommt noch ein Rabatteffekt. Selbst bei einer derzeit nicht absehbaren Verbesserung der Konsumstimmung im zweiten Halbjahr wären die bisherigen Rückgänge kaum aufzuholen“, sagt Martin Groß-Albenhausen. „Die von uns befragten Konsumentinnen und Konsumenten geben zudem nicht an, in den kommenden Monaten mehr online einkaufen zu wollen – sie verharren im Sparmodus.“