Alle Angebote in einer App 01.02.2022, 09:30 Uhr

Hamburg schafft mehr Mobilität mit weniger (Dienst-)wagen

Seit September läuft in Hamburg ein Pilotversuch zu einem übergreifenden Mobilitätsbudget. Die Mitarbeitenden verschiedener Firmen können über eine App Verkehrsmittel nutzen und erhalten dafür ein monatliches Guthaben.
Über die App stehen den Teilnehmenden verschiedene Verkehrsmittel zur Auswahl.
(Quelle: Hochbahn Hamburg)
Koordiniert wird das Projekt über die App „Switch“ des Hamburger Verkehrsverbunds HVV. In der App können ÖPNV-Tickets, On-Demand-Services, Sharing-Dienste oder E-Scooter gebucht werden. Mit Switch können die Nutzer und Nutzerinnen neben dem Bus und den U- und S-Bahnen der HVV auch die Fahrzeuge von Moia, Sixt Share und Miles Mobility sowie die E-Scooter von Tier nutzen. Das Angebot ähnelt einem Job-Ticket, bietet für die Teilnehmenden allerdings mehr Auswahl. Die jeweiligen Kosten werden automatisch mit dem Mobilitätsbudget verrechnet. Insgesamt zehn Firmen mit 500 Mitarbeitenden nehmen an dem Pilotversuch teil. Das monatliche Budget von 50 Euro pro Teilnehmenden wird ähnlich wie beim Dienstwagenmodell vom Arbeitgeber durch Lohnumwandlungen mit steuerlichen Vorteilen finanziert.
Anjes Tjarks, Hamburgs Senator für Verkehr und Mobilitätswende: „Mit dem Mobilitätsbudget bringen wir die Mobilitätswende in die Unternehmen rein. Das Konzept passt dabei zu den modernen Anforderungen an Flexibilität. Einfachheit und Komfort, die Angestellte und Arbeitgeber heute haben. Insbesondere die Angebotsvielfalt von Carsharing über ÖPNV bis hin zu Scootern oder Leihrädern wird viele Nutzerinnen und Nutzer überzeugen. Ich bin optimistisch, dass es in Zukunft in vielen Bereichen heißen wird: Dienstwagen war gestern, heute ist Mobilitätsbudget.“

Ziel und Zweck

Hinter dem Mobilitätsbudget steckt die Idee, eine Alternative zum privaten PKW beziehungsweise Firmen- oder Dienstwagen zu bieten und darüber hinaus umweltfreundlichere Verkehrsmittel im Stadtverbund zu fördern. Auch für den Staat könnte sich die steuerliche Begünstigung des Mobilitätsbudgets lohnen – wenn er im Gegenzug Pendlerpauschale und Dienstwagenprivileg abschafft. Das Pilotprojekt wird federführend von der S-Bahn Hamburg betreut, die innerhalb des HVV das Thema Mobilitätsbudget verantwortet.
Man möchte mit dem Mobilitätsbudget gleich mehrere Brücken schlagen. So sollen der öffentliche Verkehr und On-Demand-Angebote besser miteinander verknüpft werden, um die „letzte Meile“ von und zur Haltestelle zu überbrücken. Obwohl der PKW wohl in Zukunft noch im Stadtbild präsent sein wird, lässt sich auch dieses Verkehrsmittel besser vernetzen mit Sharing-Angeboten und On-Demand-Lösungen. „Wenn man das schafft, hat man ein Geschäftsmodell, das skaliert, denn eine solche Lösung suchen alle Städte auf der Welt“, meint Henrik Falk, Vorstandsvorsitzender der Hamburger Hochbahn.

Die Meinungen zum Projekt

Das Projekt scheint Erfolg zu haben, meldet Merle Bremer, Projektleiterin des teilnehmenden Reeperbahnfestivals: „Wir freuen uns sehr, Teil des Pilotprojektes zu sein und unseren Mitarbeitenden dieses Angebot mit dem Mobilitätsbudget machen zu können. Natürlich erhoffen wir uns einen nachhaltigen Effekt von der Pilotphase und dass unsere Mitarbeitenden verstärkt auf öffentliche Verkehrsmittel oder Sharing-Dienste umsteigen. So wollen wir unseren Beitrag zur Verkehrswende im Kleinen beitragen.“ Auch Constanze Diese, Pressesprecherin der Hamburger Hochbahn, berichtet Positives: „Die erhoffte Steigerung der ÖPNV-Nutzung ist eingetroffen. Die teilnehmenden Unternehmen haben signalisiert, das System weiter nutzen zu wollen – und wir haben Anfragen von 20 weiteren Unternehmen.“ Das Pilotprojekt soll daher in den Regelbetrieb überführt werden.
Die Ergebnisse des Pilotversuchs sollen im Frühjahr 2022 veröffentlicht und im Rahmen der Nationalen Plattform Mobilität der Bundesregierung übergeben werden. Die wissenschaftliche Begleitung des Projekts erfolgt in Form von Befragungen der Mitarbeitenden vor, während und nach der Nutzung des Mobilitätsbudgets. Umgesetzt wird die Begleitstudie von Infas, dem Institut für angewandte Sozialwissenschaft. Zu den teilnehmenden Unternehmen gehören unter anderem die Handelskammer Hamburg, das Reeperbahnfestival, der Zeit-Verlag, Funke Medien Hamburg und Acer.


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