Kaufbereitschaft wächst 27.08.2020, 12:41 Uhr

Delius Klasing-Leserbefragung zeigt starken Rückenwind für Fahrradbranche

Der Delius Klasing-Verlag hat fast 60.000 Leser seiner Fahrradzeitschriften zu deren persönlichem Hintergrund und Fahrradnutzung befragt. Die Ergebnisse sind für die Fahrradbranche erfreulich.
Die Studie offenbart sonnige Aussichten für die Fahrradbranche.
(Quelle: Pexco)
Besonders spannend sind in diesem Jahr die Erkenntnisse über den Einfluss der Corona-Pandemie auf das Hobby Radfahren und damit über mögliche Trends oder Veränderungen in der Radbranche. Die Ausgabebereitschaft für neue Räder legte laut der Studie ebenso weiter zu wie der Radtourismus vor der eigenen Haustür. Anders als in den Vorjahren präsentiert Delius Klasing die Ergebnisse nicht auf der Eurobike-Messe, sondern im Internet mit Videosequenzen und Experten-Live-Chat. Die Branche kann heute und morgen die wichtigsten Ergebnisse online abrufen unter der Online-Adresse fahrradmarktstudie.de.
Immer mehr Rennradfahrer graveln gerne
37 Prozent der Tour-Leser geben an, in den kommenden ein bis zwei Jahren ein neues Rennrad zu kaufen. Dafür sind sie bereit, 4.236 Euro im Durchschnitt zu investieren (2019: 4.014 Euro). Besonders im Trend liegen die sogenannten „Gravelbikes“, robustere Rennräder, mit denen auch abseits von asphaltierten Straßen gefahren werden kann. Während 2016 lediglich 0,6 Prozent der Tour-Leser solch ein Rad ihr Eigen nennen konnten, sind es 2020 bereits 6,5 Prozent. Dagegen bleibt das Interesse an E-Rennrädern auf niedrigem Niveau. „Sehr interessiert“ sind daran lediglich vier Prozent der Tour-Leserschaft. Beim Verkaufsort bevorzugen die Rennradfahrer weiterhin den Fachhandel (55 Prozent), rund 37 Prozent kauften ihr neues Komplettrad im Internet. 
Mountainbiker interessieren sich stärker für E-MTBs
Die MTB-Kurve geht ebenfalls bei den Kaufabsichten nach oben: 42 Prozent planen, in den nächsten 24 Monaten ein neues Mountainbike zu kaufen und dafür im Schnitt 4.054 Euro auf den Tisch zu legen (2019: 3.678 Euro). Auch die Bike-Leser kaufen unverändert zum Vorjahr ihr neues MTB meistens im Fachhandel (60 Prozent). Rund 33 Prozent werden dagegen im Netz fündig. Bei den Bike-Lesern kristallisiert sich laut Studie ein gestiegenes Interesse an E-Mountainbikes heraus. Im Jahr 2016 gaben 1,9 Prozent der Leser an, ein E-MTB zu fahren, 2019 waren es 5,1 Prozent und im Jahr 2020 hat sich der Wert beinahe verdoppelt (9,7 Prozent). 46 Prozent nehmen an, E-Mountainbikes werden den Markt in den nächsten Jahren dominieren, 2018 glaubten dies 29 und 2019 40 Prozent der Leser. 
E-Mountainbiker sind zunehmend Neukunden ohne MTB-Erfahrung 
E-Mountainbikes erleben wohl den größten Boom im Markt. Auffällig sei, dass die wachsende Käufergruppe nicht ausschließlich aus dem „klassischen“ Mountainbike-Segment kommt, sondern zunehmend als Direkteinsteiger den Gesamtmarkt erweitert. 17 Prozent (2019: sechs Prozent) der Leser greifen direkt zu einem neuen Mountainbike mit E-Antrieb, ohne zuvor ein unmotorisiertes Mountainbike besessen zu haben. 37 Prozent (2019: 49 Prozent) der EMTB-Leser besitzen neben einem MTB zusätzlich ein E-Mountainbike. 46 Prozent (2019: 45 Prozent) besaßen früher ein MTB und haben jetzt nur noch ein E-Mountainbike in der Garage stehen. Und wer sich ein neues E-Mountainbike kaufen und professionell beraten lassen möchte, sucht dafür laut Studie in der Regel den Fachhandel auf (70 Prozent). Dieser Wert lag 2019 noch bei 76 Prozent. 
Freeride-Leser kaufen oft, und meist online
Auch die junge Gruppe der Freeride-Leser (33,5 Jahre im Schnitt) hat vor, in den nächsten Monaten für ein neues Bike mehr Geld zu investieren – und zwar 4.386 Euro (2017: 3.567 Euro). Und dabei liegt das Durchschnittsalter der Trail- und Enduro-Bikes nicht zuletzt wegen der rasanten Fahrweise bei nur 2,9 Jahren. Zum Vergleich: Das Durchschnittsalter eines Rads in der Mybike-Leserschaft beträgt dagegen knapp sechs Jahre. In der Freeride-Zielgruppe hat der Online-Handel mittlerweile klar die Oberhand gewonnen: 53 Prozent kauften online, nur noch 39 Prozent erwarben ihr Rad im Fachhandel (2017: 44 Prozent Online / 46 Prozent Fachhandel). 
Alltagsradfahrer sind sehr fachhandelsaffin
In der Leserschaft von Mybike, also Alltagsfahrer und Freizeitradler, entwickeln sich die Kaufabsichten klar in eine Richtung: 53 Prozent planen, in den kommenden Monaten ein E-Bike zu kaufen (2019: 37 Prozent), nur noch 21 Prozent planen den Kauf eines unmotorisierten Trekking- oder Tourenrads (2019: 27 Prozent). Die Ausgabebereitschaft liegt bei durchschnittlich 3.321 Euro, 2019 waren es laut Studie 2.855 Euro. Insgesamt planen knapp 40 Prozent der Mybike-Leser, in den nächsten Wochen oder Monaten ein neues Rad auf den Hof zu stellen – und dies legen sie sich unverändert zum Vorjahr fast immer im Fachhandel (80 Prozent) zu. 
Radurlaub in Deutschland wächst
Bei den beliebtesten Destinationen für einen Radurlaub sind sich alle befragten Zielgruppen einig. Für sie ist Deutschland das Fahrradurlaubsland Nummer 1. Nach dem Lockdown im April stieg das Interesse, den nächsten Radurlaub auf deutschen Straßen und Trails zu verbringen, weiter deutlich an. Andere beliebte Reiseziele in Europa wie Österreich, Italien, Schweiz und Frankreich verlieren aber verhältnismäßig wenige Prozentpunkte. Des Weiteren verdeutlicht die aktuelle Erhebung, dass Buchungen in großen Hotels rückläufig sind, während kleinere Pensionen, Campingplätze, Ferienhäuser sowie Jugendherbergen und Gasthöfe aktuell in der Gunst der Befragungsteilnehmer steigen. 
Schlussfolgernd zeigt die Studie einmal mehr auf, dass sportlich ambitionierte Radfahrer deutlich mehr Rad fahren als vor der Pandemie und das Fahrrad als Verkehrsmittel und Freizeitgerät als einer der ganz großen und wenigen Gewinner aus der aktuellen Corona-Krise hervorgeht.


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