„Deutsche Wirtschaft rutscht in eine Rezession“
26.09.2022, 12:01 Uhr
Wirtschaftsstimmung im Einzelhandel fällt auf historisches Tief
Der Geschäftsklimaindex des Ifo Instituts für Wirtschaftsforschung ist im September auf 84,3 Punkte gefallen, nach 88,6 Punkten im August. Das ist der niedrigste Wert seit Mai 2020. Der Rückgang zieht sich durch alle Wirtschaftsbereiche.
Die Geschäftslage und die Erwartungen in den einzelnen Wirtschaftsbereichen sinken.
(Quelle: Ifo Institut)
Die deutsche Wirtschaft leidet unter einer Vielzahl krisenhafter Entwicklungen, etwa der Krieg Russlands in der Ukraine, die dadurch entfachte Energiekrise und steigende Inflation, Probleme im Welthandel sowie steigende Leitzinsen. Aufgrund dieser Entwicklungen bewerten Unternehmen in Deutschland laut Ifo-Geschäftsklimaindex ihre aktuelle Geschäftslage klar schlechter als zuvor. Im Einzelhandel fielen die Geschäftserwartungen sogar auf ein historisches Tief. „Die deutsche Wirtschaft rutscht in eine Rezession“, kommentiert Ifo-Präsident Clemens Fuest. Das Ifo-Geschäftsklima wird von Medien oft als wichtiger konjunktureller Frühindikator herangezogen. Es basiert auf einer monatlichen Umfrage unter etwa 9.000 Unternehmen.
Alle Wirtschaftsbereiche betroffen
Im verarbeitenden Gewerbe, Dienstleistungssektor, Handel und Bauhauptgewerbe ist der Index deutlich gefallen. Die Unternehmen waren unzufriedener mit den laufenden Geschäften und rechnen mit einer weiteren spürbaren Verschlechterung in den kommenden Monaten. Sie blicken mit großer Sorge auf das nächste halbe Jahr. Auch der Auftragsbestand war in einigen Branchen weiter rückläufig.
2023: Rezession und hohe Inflation
Die Organisation für wirtschaftlichen Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) sieht die deutsche Wirtschaft nach einem Wachstum von 1,2 Prozent in diesem Jahr 2023 um 0,7 Prozent schrumpfen. Im Juni lag die Wachstumsprognose noch 2,4 Prozentpunkte höher. Deutschland erwartet nach diesem Ausblick die tiefste Rezession der 20 größten westlichen Industriestaaten (G20). Die Inflation werde in Deutschland auch im kommenden Jahr mit 7,5 Prozent überdurchschnittlich hoch bleiben.